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       # taz.de -- Nukleare Aufrüstung in Deutschland: Die permanente Drohkulisse
       
       > Wer die atomare Aufrüstung ablehnt, ist nicht „naiv“ oder „Putins
       > Sprachrohr“. Abschreckung schafft zwar kurzfristige Stabilität,
       > verhindert aber Friedensordnungen.
       
   IMG Bild: Nukleare Abschreckung beruht letztlich auf der Drohung massiver Vernichtung
       
       Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 hat sich in
       Deutschland der Ton in Sachen Sicherheitspolitik verändert. Abschreckung,
       Aufrüstung und nukleare Teilhabe werden heute weitgehend als
       verantwortungsvoll, realistisch und alternativlos dargestellt. Was als neue
       Ernsthaftigkeit gefeiert wird, ist jedoch auch eine [1][beunruhigende
       Normalisierung von Gewaltpotenzial] – nicht zuletzt durch die
       Wiederbelebung der nuklearen Abschreckung. Während frühere Debatten um
       Abrüstung, Zivilklauseln und Rüstungsexporte kontrovers geführt wurden,
       gelten friedenspolitische Positionen heute oft als weltfremd, moralisch
       überhöht oder gar gefährlich.
       
       Besonders deutlich zeigt sich dieser Wandel in der Debatte um die
       Modernisierung der US-Atombomben in Büchel und den Ankauf von
       F35-Kampfflugzeugen. Die deutsche Beteiligung an der nuklearen Teilhabe
       wird inzwischen kaum noch hinterfragt. Stattdessen dominieren Begriffe wie
       „Verantwortung“, „Führungsrolle“ oder „Sicherheit durch Stärke“. Dass
       nukleare Abschreckung letztlich auf der Drohung massiver Vernichtung
       beruht, scheint in der öffentlichen Debatte kaum noch eine Rolle zu
       spielen.
       
       Es ist also eine Art „Frieden im Alarmzustand“: Abschreckung schafft zwar
       kurzfristige Stabilität, [2][verhindert aber langfristige
       Friedensordnungen]. Wer sich für atomare Abrüstung oder alternative
       Sicherheitskonzepte ausspricht, wird oft diskursiv ausgegrenzt – nicht
       durch Argumente, sondern durch Etiketten: Man sei „naiv“, „realitätsfern“,
       oder gar „Putins Sprachrohr“, heißt es dann häufig.
       
       Dabei braucht es gerade jetzt eine Rückbesinnung auf die ethischen
       Grundlagen politischer Verantwortung. Sicherheitspolitik darf nicht allein
       von militärischer Logik bestimmt werden – sie ist gestaltbar, verhandelbar,
       demokratisch kritisierbar. Atomwaffen sind keine moralisch neutralen
       Schutzschilde, sondern permanente Drohkulissen. Wer das aussprechen will,
       sollte nicht als Gefahr gelten – sondern als Stimme der Vernunft.
       
       18 Jun 2025
       
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