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       # taz.de -- Merz' Sprache: Wenigstens ehrlich
       
       > Die Sprache des Kanzlers ist erfrischend verständlich. Aber es wäre gut,
       > wenn es von ihm ähnlich klare Aussagen zu anderen Iran-Themen gäbe.
       
   IMG Bild: Friedrich Merz tut es Dirty Harry gleich: Clint Eastwood, inzwischen auch schon 95
       
       Friedrich Merz hat die Angriffe Israels auf den Iran in einem Interview als
       „Drecksarbeit“ bezeichnet. Als Arbeit also, die schmutzig ist, aber gemacht
       werden muss. [1][Der Aufschrei, der darauf folgte, ist zunächst einmal
       nachvollziehbar]. Denn die Angriffe treffen nicht nur Generäle des Regimes
       und Atomanlagen, sondern Hunderte Zivilisten. Trotzdem ist es falsch, Merz
       zu unterstellen, er würde die iranischen Opfer mit seiner Aussage
       verunglimpfen. Viel eher betont die Metapher der „Drecksarbeit“ doch, dass
       man sich bei dieser schmutzig macht, also moralisch nicht einwandfrei
       handelt.
       
       Und was wäre gewonnen, [2][wenn Merz gescholzt hätte? Wenn er, um die
       Haltung seiner Regierung zu erklären, Sätze gesagt hätte, die man schon
       beim Zuhören wieder vergisst?] Der Völkerrechtsbruch wäre nicht kleiner,
       das Leiden der zivilen Opfer im Iran nicht leichter zu ertragen.
       
       Merz’ Vorgänger Olaf Scholz, aber auch die ehemalige Außenministerin
       Annalena Baerbock sprachen oft in solchen nichtssagenden Sätzen, auch wenn
       sie zu Israels Krieg in Gaza Stellung nahmen. Aber auch viele andere
       Politiker verfolgen das Ziel, mit ihren Sätzen möglichst wenig zu sagen. An
       dieser Verscholzung der politischen Sprache haben auch Medien ihren Anteil.
       Jede konkrete Aussage eines Politikers bietet auch einen Angriffspunkt. Das
       führt zu einer paradoxen Situation: Alle wünschen sich Politiker, die in
       klaren Worten sprechen. Und wenn sie es dann tun, ist es auch nicht
       richtig.
       
       Bürger aber haben ein feines Gespür dafür, wenn Realität und Sprache
       auseinanderklaffen. Merz hat sich vorgenommen, in verständlichen Worten
       über seine Politik zu sprechen. Und anders als seine politischen
       Versprechen scheint er dieses bisher zu halten.
       
       ## Besser kritisierbar
       
       Das bedeutet nicht, dass man Merz’ Aussage über die „Drecksarbeit“ deshalb
       richtig finden muss. Es bedeutet nur, dass Politik, wenn sie verständlich
       ausgedrückt wird, auch besser zu kritisieren ist. Mit dem Wort
       „Drecksarbeit“ schnurrt das Dilemma, in dem sich die deutsche
       Nahostpolitik befindet, zu einem Wort zusammen. Ja, man will Israel gegen
       eine mögliche nukleare Bedrohung unterstützen. Ja, das iranische Regime ist
       eine Terrorherrschaft. Und trotzdem bleiben die Bombardierungen
       völkerrechtswidrig.
       
       Es wäre zu wünschen, dass die Debatte über den Umgang mit Iran nun so klar
       bliebe. Als Nächstes sollte Merz dann erklären, warum die Sanktionen gegen
       das Regime nicht durchgesetzt und die Revolutionsgarden nicht als
       Terrororganisation gelistet werden, aber noch bis Kriegsausbruch in den
       Iran abgeschoben wurde. Besser wäre, es bliebe nicht bei klaren Worten.
       
       19 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/merz-drecksarbeit-debatte-100.html
   DIR [2] /Die-Metamorphose-des-Olaf-Scholz/!5822015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kersten Augustin
       
       ## TAGS
       
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