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       # taz.de -- Nach Angriff auf Fest in Bad Freienwalde: Durchsuchung bei Neonazi
       
       > Wegen des Angriffs auf ein Vielfalts-Fest in Bad Freienwalde gibt es
       > einen Verdächtigen. Er ist bei der Neonazi-Partei „III.Weg“ organisiert.
       
   IMG Bild: Ein Polizeifahrzeug steht am Rande des Marktplatzes von Bad Freienwalde
       
       Berlin taz | [1][Nach dem Angriff auf das Fest „Bad Freienwalde ist bunt“]
       hat die Polizei am Donnerstag Wohnräume eines Tatverdächtigen und von
       dessen Angehörigen im Landkreis Märkisch-Oderland durchsucht. Es seien
       Bekleidungsstücke und Mobilfunkgeräte sichergestellt worden. Nach
       Informationen der taz handelt es sich bei dem Verdächtigen um einen
       21-jährigen Neonazi aus Bliesdorf, der mit der Kleinpartei III. Weg und
       ihrer Nachwuchsorganisation unterwegs ist.
       
       Am Sonntag kurz vor Mittag hatten zehn bis fünfzehn vermummte Täter das
       Fest „Bad Freienwalde ist bunt“ unter anderem mit Schlaggegenständen
       angegriffen. Auf dem Fest waren auch Familien mit Kindern. Mindestens zwei
       Menschen wurden verletzt. Ordner*innen hatten sich den Angreifern
       entschlossen entgegengestellt und konnten sie vertreiben. Laut
       Veranstaltern war zu dem Zeitpunkt keine Polizei in Sicht – diese hätte die
       Gefahr unterschätzt, obwohl es bereits in den vergangenen Jahren zu
       Vorfällen mit Neonazis gekommen war.
       
       Brandenburgs Innenminister René Wilke (parteilos) hatte noch am Sonntag das
       Fest besucht und den Überfall scharf verurteilt. [2][Im Interview mit der
       taz] hatte er erklärt, der Angriff in Bad Freienwalde habe eine „neue
       Qualität“. Wilke bestand darauf, dass Polizei vor Ort gewesen sei.
       
       Bei dem Angriff am Sonntag hatten Zeugen den 21-jährigen Verdächtigen
       erkannt. Er hatte demnach bereits im vergangenen Jahr versucht, die gleiche
       Veranstaltung in Bad Freienwalde zu stören. Fotos von ihm am Rande der
       Veranstaltung vor einem Jahr liegen der taz vor. Laut einem Zeugen war der
       Neonazi bereits damals von Ordner*innen erkannt und vertrieben worden
       soll und mit Pfefferspray bewaffnet gewesen sein.
       
       ## Fußballverein distanziert sich
       
       Szene-Kenner beschreiben ihn als gefestigten, etablierten Aktivisten der
       „Nationalrevolutionären Jugend“ (NRJ), also der Nachwuchsorganisation der
       Neonazi-Partei „III. Weg“. Obwohl dessen rechtsextremes Engagement sein
       Monaten bekannt ist, solle er bis heute beim Fußballverein SV Hertha 23
       Neutrebbin trainieren – wohl gemeinsam mit weiteren Kameraden. Spieler und
       Fans des SV Hertha 23 Neutrebbin fielen in der Vergangenheit mehrfach mit
       rassistischen Vorfällen auf. Der Verein erklärte auf Anfrage der taz:
       
       „Wir als Betreiber und Nutzer des Neutrebbiner Sportplatzes distanzieren
       uns klar gegen extremistische und gewaltbereite Ansichten und Handlungen.“
       Man sein daher „im engen und vertrauensvollen Austausch mit Behörden und
       Institutionen“.
       
       Laut dem antifaschistischen Rechercheportal „Aus dem Weg“ ist der
       verdächtige Neonazi regelmäßig bei Veranstaltungen der [3][neonazistischen
       Kleinpartei „III.Weg“] sowie der „Nationalrevolutionären Jugend“ (NRJ) zu
       beobachten. Mit diesem Umfeld soll er unter anderem an Kampfsport-Trainings
       in Rostock und Berlin teilgenommen haben.
       
       Im August 2024 soll er in Zwickau gegen den dortigen CSD demonstriert
       haben. Fotos des 21-Jährigen sollen dessen Teilnahme auf Neonazi-Demos in
       Görlitz, Suhl und Hellersdorf dokumentieren, wo er unter anderem ein
       Megafon trug. Der junge Mann scheint zudem international unterwegs zu sein.
       So soll er dieses Jahr am 8. Februar zu dem jährlich stattfindenden
       Neonazi-Aufmarsch in Budapest gereist sein und Mitte Mai in einer Gruppe
       der NRJ aus Berlin und Brandenburg bei einer rechtsextremen Demonstration
       in Paris marschiert sein. Auf Fotos, die den Neonazi in Paris zeigen
       sollen, ist er mit einem Schal des III. Weg vermummt.
       
       ## Rechte Jugendkultur in Bad Freienwalde im Aufwind
       
       In Bad Freienwalde ist die rechte Jugendkultur laut Beobachtern in den
       vergangenen rund zwei Jahren stärker geworden. Neben III. Weg und NRJ seien
       Kader von „Deutsche Jugend Voran“, einer gewaltbereiten
       rechtsextremistischen Jugendgruppe, in der Kleinstadt aktiv.
       
       Wie die taz am Montag berichtete, hatte die Nachwuchsorganisation der
       Partei „III. Weg“ bereits im Februar eine Veranstaltung des Bündnisses „Bad
       Freienwalde ist bunt“ im Visier. Auf ihrer Webseite hatte die Partei
       erklärt: „Genau diesem antideutschen Milieu muss das Handwerk gelegt
       werden“. Und weiter: „Wo sich die Möglichkeit ergibt, werden wir die
       unsäglichen Verhältnisse bekämpfen und für ein neues Deutschland streiten.“
       
       Die Partei „III. Weg“ antwortete nicht auf mehrfache Anfrage der taz.
       
       Die Staatsanwaltschaft hatte am Donnerstag die Orte der Durchsuchungen
       sowie den Namen des Verdächtigen nicht genannt und wollte dazu auch auf
       Nachfrage gegenüber der taz keine Angaben machen. Eine Sprecherin der
       Staatsanwaltschaft erklärte, es bestehe „eine konkrete Bedrohungslage für
       den Verdächtigen und seine Familie“. Der Name des Neonazis war bereits kurz
       nach dem Angriff von einem antifaschistischen Rechercheportal
       veröffentlicht worden.
       
       19 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Jean-Philipp Baeck
       
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