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       # taz.de -- Kulturstaatsminister Wolfram Weimer: Im tiefen Tal der Hufeisentheorie
       
       > In einem Gastbeitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ macht der neue
       > Kulturstaatsminister Weimer eine fragwürdige Verteidigung der
       > Kunstoffenheit.
       
   IMG Bild: Wolfram Weimers Ansichten sind von der Kunstfreiheit gedeckt, ob er dies jedoch auch bei anderen so sieht bleibt offen
       
       Berlin taz | Die Freiheit der Kunst und des Wortes verteidigen: gute Sache,
       eines Kulturstaatsministers würdig. Wie macht man das? Wenn die Kunst
       pauschal angegriffen wird, von Diktatoren gar, verteidigt man sie auch
       pauschal, das ist ja klar. Doch es ist auch der einfachste Fall.
       
       Was aber ist, wenn zwei Seiten beide für sich die Freiheit des Wortes
       beanspruchen? Dann wird es schwieriger. Es stellen sich Fragen. Gibt es ein
       berechtigtes Anliegen, oder wird ein Triggerpunkt bewirtschaftet, um
       Aufmerksamkeit zu generieren?
       
       Wird jemand mit Zensur oder Schlimmerem bedroht, oder wird ihm nur ein
       Sendeplatz bestritten? Welche Debatten stehen im Hintergrund? Wird ein
       reaktionärer, sexistischer oder rassistischer Mainstream verteidigt, oder
       ist ein emanzipativer Anspruch erkennbar? Kurz: Ohne eine Betrachtung des
       jeweiligen Einzelfalls wird man nicht auskommen.
       
       ## Von Trump über Rowling bis zu Karl May
       
       Wie macht es aber unser [1][Kulturstaatsminister Wolfram Weimer]? Er
       schmeißt alles in einen Topf. In einem Gastbeitrag für die SZ bringt er die
       jüngsten Angriffe Donald Trumps auf Harvard, das Aussortieren Tausender
       Bücher wegen angeblicher Pornografie in den US-Bibliotheken, ja sogar die
       blutige Unterordnung der Künste in China und Russland zusammen mit der
       Kritik hierzulande an den Kabarettisten Dieter Nuhr, der Autorin J. K.
       Rowling sowie unkritischer Ausgaben von Karl May. Über das Ungleichgewicht
       der jeweiligen Machtverhältnisse kein Gedanke.
       
       Links und rechts rücken bei Weimer sowieso zusammen, Hufeisentheorie, klar.
       Wie wenig sie zur Klärung der Sachlage beiträgt, zeigt sich in Weimers
       Text: Sensitivity Reading und rechtsradikaler Kulturkampf, moralische
       Bedenken und tatsächliche Verfolgung von Intellektuellen – sollte man da
       nicht differenzieren?
       
       Weimer kolportiert lieber eine seiner Lieblingsthesen, dass nur die
       bürgerliche Mitte Bedeutungsoffenheit und Vielfalt der Kunst verteidigt.
       [2][Aber wann ist etwas „Shitstorm“] und wann „Mitte“? Letzteres nur dann,
       wenn es Weimer in den Kram passt? Dass er hier selbst als Kulturkämpfer
       auftritt, scheint er gar nicht zu bemerken.
       
       5 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Kulturkuerzungen-in-Chemnitz/!6087439
   DIR [2] /Streit-mit-Hohenzollern-beigelegt/!6086423
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dirk Knipphals
       
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