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       # taz.de -- Bundeskanzler in Washington bei Trump: Merz überzeugt als Randfigur
       
       > Beim Treffen in Washington überlässt Friedrich Merz meist Donald Trump
       > das Wort. Beim Thema Krieg in der Ukraine findet der Bundeskanzler jedoch
       > klare Worte.
       
   IMG Bild: Ein Verständnis, das über Worte hinausgeht: Donald Trump und Friedrich Merz
       
       Washington taz | Bundeskanzler Friedrich Merz ist bei seinem ersten Besuch
       im Weißen Haus als deutscher Staatschef zumindest nicht unter die Räder
       gekommen. Der CDU-Politiker ließ sich trotz einiger Sticheleien von
       US-Präsident Donald Trump nicht aus der Ruhe bringen und blieb sachlich. Er
       überließ jedoch Trump nahezu das alleinige Rampenlicht und dieser musste
       sich vor allem innenpolitischen Fragen stellen.
       
       Trotz einer kurzfristigen Planänderung von Seiten des Weißen Hauses war die
       Stimmung vor dem Treffen gut. Trump begrüßte Merz mit einem Lächeln und
       einem festen Händedruck, bevor beide für die Kameras posierten. „Wir lieben
       die Deutschen“, sagte Trump, als er zusammen mit Merz den West Wing des
       Weißen Hauses betrat.
       
       Im Oval Office angekommen, überreicht Merz ein Geschenk an den
       US-Präsidenten. Es handelte sich dabei um die Geburtsurkunde von Trumps
       Großvater, der im Jahr 1869 in Deutschland geboren wurde.
       
       ## Trump zeigt sich enttäuscht von Elon Musk
       
       Die im Vorfeld angekündigten Themen Ukraine-Krieg, Zollstreit und die
       Stärkung der Nato standen an diesem Donnerstag nicht im Mittelpunkt. Es
       waren vor allem US-innenpolitische Themen wie die anhaltende Kritik von
       Milliardär Elon Musk am republikanischen Ausgaben- und Steuergesetzespaket
       in den vergangenen Tagen.
       
       „Ich bin sehr enttäuscht von Elon. […] Elon und ich hatten eine großartige
       Beziehung. Ich weiß nicht, ob das noch so sein wird“, sagte Trump.
       
       Gleichzeitig wiederholte er, wie wichtig das Paket für seine politische
       Agenda sei. Der [1][„Big, Beautiful Bill“], wie der Gesetzestext von Trump
       genannt wird, steht aktuell im US-Senat zur Diskussion. Nachdem mehrere
       republikanische Senatoren Bedenken geäußert hatten, ist dessen Zukunft aber
       ungewiss.
       
       ## Merz stärkste Momente
       
       Auch Fragen bezüglich eines [2][neuen Einreiseverbots] sowie seines
       Telefongesprächs mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping musste sich
       Trump stellen.
       
       Einig waren sich Merz und Trump hingegen darüber, dass der Krieg in der
       Ukraine schnellstmöglich beendet werden muss. „Ich bin dafür, das Töten zu
       beenden“, sagte Trump. Merz stimmte Trump zu und erklärte, dass nach mehr
       als drei Jahren die Zeit gekommen sei, den Krieg endlich zu beenden. Merz
       bekräftigte, dass Deutschland und Europa bereit seien, mehr Verantwortung
       zu übernehmen, um dieses Ziel zu erreichen.
       
       „Wir haben in Deutschland das Grundgesetz geändert. Wir können jetzt
       wirklich die notwendigen Ausgaben tätigen, die wir brauchen, um die
       Bundeswehr stark zu machen. Ich habe das in meiner Regierungserklärung vor
       zwei Wochen gesagt. Wir wollen die stärkste konventionelle Armee in Europa
       bekommen“, erklärte Merz noch vor dem Treffen.
       
       Im Gegensatz zur EU zieht Trump trotz der anhaltenden russischen Angriffe
       auf die Ukraine im Moment keine weiteren Sanktionen gegen Moskau in
       Erwägung. Er hofft nämlich darauf, dass sich die Ukraine und Russland doch
       noch auf einen Waffenstillstand einigen können.
       
       Obwohl der Bundeskanzler nicht viel zu Wort kam, hatte er beim Thema
       Ukraine-Krieg seine stärksten Momente. Er machte klar, dass Deutschland
       klar auf der Seite der Ukraine stehe. Und solange es keinen
       Waffenstillstand gebe, müsse das Ziel sein, die Ukraine mit Waffen und
       anderen Hilfeleistungen zu unterstützen.
       
       ## Besuch war fast schon langweilig
       
       Die aktuellen Spannungen in den Handelsbeziehungen sowie Trumps Politik der
       Strafzölle fand während des Ovaloffice-Auftritts keine große Erwähnung.
       Dabei hatte sich Merz darauf vorbereitet. „Deutschland ist einer der sehr
       [3][großen Investoren] in Amerika. Nur wenige Länder investieren mehr als
       Deutschland in den USA. Wir sind auf dem dritten Platz, was die sogenannten
       ‚foreign direct investments‘ betrifft“, sagte Merz gegenüber Journalisten
       am Vormittag.
       
       Merz hatte im Vorfeld des Treffens angekündigt, dass er sich bei der
       Bewertung von innenpolitischen Vorgängen in den USA zurückhalten werde. Und
       genau dies tat er auch. Es darf ihm also nachgesehen werden, dass er nur
       wenig zu Wort kam. Im Gegensatz zu den Auftritten des ukrainischen
       Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und des südafrikanischen Präsidenten Cyril
       Ramaphosa, die von Trump zum Teil nach Strich und Faden vorgeführt wurden,
       war der Besuch von Merz fast schon langweilig.
       
       Merz wird im Verlauf des Tages noch weitere Gespräche mit Trump führen.
       
       5 Jun 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Hansjürgen Mai
       
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