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       # taz.de -- Situation im Gazastreifen: Netanjahus Todesfalle
       
       > Israels Premierminister mag wirklich hoffen, mit seinem Angriff die
       > iranische Regierung zu stürzen. Was er erreicht hat: vom Grauen in Gaza
       > abzulenken.
       
   IMG Bild: Drei Kinder trauern um ihren Vater Mohammed Ghaben, der auf dem Weg zu einem Hilfsgüterverteilzentrum in Gaza getötet wurde
       
       Ende Mai hat [1][die von den USA und Israel unterstützte Gaza Humanitarian
       Foundation (GHF) damit begonnen, Nahrungsmittel und andere Hilfsgüter im
       Gazastreifen zu verteilen]. Dafür hat Israel seine völkerrechtswidrige
       Totalblockade des palästinensischen Gebiets nach drei Monaten endlich etwas
       gelockert. Die dubiose Privatorganisation ist umstritten.
       
       Völlig unklar ist, wer genau dahintersteht und wie sie sich finanziert.
       Weder die UNO noch große Hilfsorganisationen kooperieren mit ihr, weil sie
       in ihr ein Instrument Israels sehen, die Menschen aus bestimmten Regionen
       zu vertreiben und mit den Verteilzentren in den Süden zu locken.
       
       Laut dem von der Hamas kontrollierten palästinensischen
       Gesundheitsministerium [2][sterben fast täglich Menschen, die auf Hilfe
       hoffen, weil israelische Soldaten oder verbündete Milizen das Feuer auf sie
       eröffnen]. Mehr als 400 Menschen sollen in den letzten drei Wochen bei
       solchen Vorfällen umgekommen und mehr als 3.000 Menschen verletzt worden
       sein. Die vermeintliche Hilfe entpuppt sich als Todesfalle.
       
       Die UNO und die großen Hilfsorganisationen hatten genau vor solchen
       Zuständen gewarnt. Doch Israel hat das Hilfswerk der Vereinten Nationen,
       UNWRA, das den Gazastreifen lange großflächig versorgte, verboten. Nie
       belegte Vorwürfe, UNRWA würde Islamisten in ihren Reihen dulden, dienten
       dabei als Vorwand. Das Verbot des Hilfswerks führte zu einem Vakuum und
       schließlich mit zu den furchtbaren Zuständen, die heute in Gaza herrschen.
       
       Mit seinem verbrecherischen Großangriff auf den Iran mag Israels
       Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hoffen, die Atomanlagen des Iran
       zerstören und vielleicht sogar die iranische Führung stürzen zu können. Das
       ist sein Lebenstraum.
       
       Ein anderes Ziel hat er jedoch schon erreicht: Er hat es geschafft, die
       Welt von dem Grauen in Gaza abzulenken, für das er verantwortlich ist. Die
       von seiner in Teilen rechtsextremistischen Regierung absichtlich
       herbeigeführte Hungerkatastrophe im Gazastreifen ist aus dem Blickfeld der
       Weltöffentlichkeit geraten – ebenso die Tatsache, dass weiterhin nahezu
       täglich Dutzende Menschen bei israelischen Luftangriffen getötet werden.
       
       ## Der deutschen Politik ist das offensichtlich immer noch egal
       
       Es ist gut, dass die Linke zusammen mit zivilgesellschaftlichen
       Organisationen für Ende Juli zu einer Großdemonstration in Berlin gegen
       Israels genozidale Kriegsführung in Gaza aufruft.
       
       Eine Mehrheit der Deutschen lehnt Israels brutales Vorgehen ab, das
       Menschenrechtsorganisationen bereits als Völkermord bezeichnen. Sie
       fordern von der EU, das Assoziierungsabkommen mit Israel auszusetzen.
       Länder wie Spanien und Irland sind schon lange dafür.
       
       Doch die deutsche Politik bleibt davon seltsam unberührt. Deutschland
       sperrt sich dagegen und weiß dabei so sympathische Regierungen wie die von
       Giorgia Meloni und Viktor Orbán an seiner Seite. [3][Gleichzeitig genehmigt
       Merz weiter Waffenlieferungen an Israel]. Ob Israel damit Kriegsverbrechen
       begeht oder nicht, ist ihm offensichtlich egal.
       
       21 Jun 2025
       
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