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       # taz.de -- Spanien verweigert 5-Prozent-Natoziel: Der Trump die Stirn bietet
       
       > Spanien will sich nicht verpflichten, den Rüstungshaushalt auf 5 Prozent
       > anzuheben – und zeigt damit: Es ist möglich, sich den USA zu widersetzen.
       
   IMG Bild: ¡Dame esos cinco? No, sagt Ministerpräsident Pedro Sánchez. Er weigert sich den Rüstungshaushalt auf 5 Prozent anzuheben
       
       Der spanische Ministerpräsident hat sich wieder einmal durchgesetzt. Wie
       einst bei der Frage der Strompreisbildung während der Energiekrise zu
       Beginn des Ukrainekriegs gegenüber der Europäischen Union erzielte der
       Sozialist Pedro Sánchez erneut eine „iberische Ausnahme“. Anders als alle
       anderen wird sich Spanien [1][nicht dazu verpflichten], den
       Rüstungshaushalt auf 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) anzuheben,
       wie es US-Präsident Donald Trump fordert. Es werden 2,1 Prozent sein – und
       dabei wird es vorerst auch bleiben.
       
       Das erreichte der sozialistische Chef einer [2][in Minderheit regierenden
       Linkskoalition] noch vor der Eröffnung des Nato-Gipfels in Den Haag. Aus
       den USA verurteilt dies ein wütender Trump, und in der übrigen Nato müssen
       so manche heftig schlucken – und trotzdem: Sánchez hält tapfer stand.
       
       Indem er Trump die Stirn bietet, kommt er nicht nur den Forderungen seiner
       linksalternativen Koalitionspartner entgegen, sondern erfüllt auch den
       Wunsch eines großen Teils der spanischen Bevölkerung. Spanien ist sowohl
       ausgesprochen EU-freundlich als auch gegenüber der Nato so kritisch
       eingestellt wie kaum ein anderes Land in beiden Bündnissen – und das
       betrifft nicht nur die Linke. Spanien trat 1986 erst nach einem Referendum
       der Nato bei; die Gegner konnten über 43 Prozent der Stimmen auf sich
       vereinen. Es ist das Land der Proteste gegen Kriege – sei es gegen den
       Irakkrieg, über den die damalige konservative Regierung stürzte, oder
       aktuell gegen den Feldzug Israels im Gazastreifen. Den Kriegstreibern
       Trump und dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu zu folgen, wäre für
       Sánchez tödlich – das weiß er.
       
       ## Die einzige dissonante Stimme
       
       Vor laufender Kamera wagte der Spanier den Spagat. Die Verpflichtung seines
       Landes bestehe darin, operative Fähigkeiten bereitzustellen – nicht darin,
       einen bestimmten Prozentsatz zu erreichen. Gleichzeitig bekennt sich
       Sánchez ausdrücklich zu einer europäischen Verteidigung. Er bekräftigte,
       weiterhin an allen Strukturen der Nato teilzunehmen und Truppen sowie
       Material bereitzustellen, stellte jedoch Diplomatie und Friedenspolitik
       über Kriegsbereitschaft: Kriege – das scheint heute in Vergessenheit
       geraten zu sein – würden keine Gewinner kennen.
       
       Diese Weigerung, sich Washington zu beugen, verschafft Sánchez
       Glaubwürdigkeit – weit über sein Land hinaus. Der Spanier ist damit die
       einzige dissonante Stimme im lauten [3][Aufrüstungs-Säbelrasseln der
       anderen europäischen Hauptstädte]. Und er zeigt: Es ist möglich, sich Trump
       zu widersetzen.
       
       23 Jun 2025
       
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