URI: 
       # taz.de -- Nahost-Konflikt: Waffenruhe zwischen Israel und Iran. Eventuell
       
       > Das Regime in Teheran bestätigt, sich an die Feuerpause zu halten. Auch
       > Israel werde das tun, sagt US-Präsident Trump. Das sah erst anders aus.
       
   IMG Bild: Noch vor der Waffenruhe kam es am Dienstagmorgen in Beer Scheva zu einem iranischen Raketenangriff
       
       Berlin taz | Zwischen Israel und Iran scheint es eine Waffenruhe zu geben.
       Eventuell. Unter Umständen. Falls sie hält.
       
       Aber der Reihe nach: Der Montag stand noch voll unter dem Eindruck eines
       iranischen Vergeltungsangriffs auf den großen US-Luftwaffenstützpunkt Al
       Udeid in Katar. In martialischer Rhetorik hatte Iran Gegenschläge
       angekündigt, [1][nachdem die USA in der Nacht auf Sonntag mit schweren
       bunkerbrechenden Bomben die Atomanlagen in Natans, Isfahan und vor allem
       Fordo angegriffen hatten.]
       
       Trump warnte daraufhin, jeder Angriff auf US-Stützpunkte oder Bürger werde
       für Iran fürchterliche Konsequenzen haben. Als am Montagmorgen die
       Nachricht kam, der Stützpunkt in Katar sei beschossen worden, schien eine
       Eskalation unausweichlich.
       
       Nach und nach allerdings verdichteten sich die Anzeichen, dass das
       Gegenteil der Fall war: Sowohl Katar als auch die USA waren von Iran selbst
       vor dem Angriff gewarnt worden, bei dem letztlich kaum Schaden angerichtet
       und niemand verletzt wurde. [2][In den Abendstunden erklärte auch Donald
       Trump, der Angriff sei sehr schwach gewesen, sprach anschließend von der
       Möglichkeit, jetzt zu Frieden und Harmonie überzugehen,] und verkündete
       gegen Mitternacht europäischer Zeit, Israel und Iran hätten sich auf einen
       Waffenstillstand geeinigt.
       
       ## Trump: Israel werde in Iran nur mit den Flügeln winken
       
       Rund sieben Stunden später schrieb er auf seinem Netzwerk Truth Social, der
       Waffenstillstand sei nunmehr in Kraft getreten. Israels Regierung
       bestätigte, sich darauf eingelassen zu haben. Man habe ohnehin alle
       Kriegsziele erreicht, sagte Ministerpräsident Netanjahu.
       
       Nur kurze Zeit später allerdings heulten im Norden Israels und der Stadt
       Haifa erneut die Alarmsirenen: Iranische Raketen seien unterwegs Richtung
       Israel. Zwei wurden abgefangen, zu Schaden kam niemand. Dennoch ordnete
       Israels Verteidigungsminister Israel Katz umgehend Vergeltungsschläge auf
       Iran an: Man werde die Hauptstadt Teheran hart treffen, sagte Katz zu einem
       Zeitpunkt, als Donald Trump offensichtlich im Bett lag.
       
       Wieder aufgewacht, meldete sich der US-Präsident umgehend zu Wort: Beide
       Regierungen verletzten den Waffenstillstand, klagte er, er sei „mit beiden
       nicht glücklich“ und fordere sie energisch auf, den Waffenstillstand
       einzuhalten. Insbesondere von Israel forderte Trump: „Bringt eure Piloten
       nach Hause, jetzt.“ Ein Sprecher des Weißen Hauses erklärte gegenüber CNN,
       Trump habe ein „außergewöhnlich direktes“ Gespräch mit Benjamin Netanjahu
       geführt. Öffentlich kündigte Trump an, Israel werde keine Bomben werfen,
       die Flugzeuge würden über Teheran lediglich „mit den Flügeln winken“.
       
       Iran allerdings vermeldete sehr wohl israelische Angriffe. Laut
       Justizagentur Misan gab es zwei Explosionen in der Hauptstadt Teheran.
       Zudem habe es Angriffe in der nordiranischen Stadt Babolsar gegeben,
       meldete die Agentur am Dienstag. Der israelische Armeerundfunk meldete, das
       Militär habe eine iranische Radarstation in der Nähe von Teheran
       angegriffen. Trotzdem erklärte die iranische Führung, sie wolle den
       Waffenstillstand einhalten – sofern Israel dies ebenfalls tue.
       
       Für Donald Trump, der sich anschließend auf den Weg [3][zum Nato-Gipfel
       nach Den Haag] machte, ist es politisch von enormer Bedeutung, diesen Krieg
       so schnell wie möglich zu beenden. Alles, was auch nur den Anschein
       erwecken könnte, die USA rutschten erneut in eine womöglich lange
       militärische Auseinandersetzung im Nahen Osten, würde das streng gepflegte
       Image zerstören, Trump fange im Unterschied zu den rechten Neocons und den
       demokratischen Interventionisten in seiner Heimat keine neuen Kriege an.
       
       Angesichts der proklamierten Erfolge Israels und des US-Militärschlags vom
       Wochenende blieben selbst Trumps innerparteiliche Kritiker eines
       Iran-Angriffs still. Trump möchte unbedingt, dass das so bleibt.
       
       24 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /USA-greift-Iran-an/!6092838
   DIR [2] /-Nachrichten-im-Nahost-Krieg-/!6095698
   DIR [3] /Vor-dem-Nato-Treffen/!6092887
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran
   DIR Iran-Israel-Krieg
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Waffenruhe
   DIR Waffenstillstand
   DIR Nato
   DIR Raketen
   DIR Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran
   DIR Iran-Israel-Krieg
   DIR Völkerrecht
   DIR Schah
   DIR Kanzler Merz
   DIR Celle
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Iranische Geflüchtete in Armenien: Im Tal der Ungewissheit
       
       Wegen der unsicheren Situation in ihrer Heimat harren viele Iraner:innen
       im benachbarten Armenien aus. Dort herrscht Angst vor einer Eskalation des
       Konflikts.
       
   DIR Israels Vorgehen im Nahost-Konflikt: Netanjahus strategische Sackgasse
       
       Statt über ein Ende der Besetzung nachzudenken, redet Netanjahu vom
       „Frieden durch Stärke“. Doch kann das überhaupt funktionieren?
       
   DIR Debatte zum Völkerrecht: Das Recht des Stärkeren
       
       Völkerrechtswidrig oder nicht – die Debatte über die Angriffe der USA und
       Israels ist müßig. Nicht Gerichte entscheiden darüber, sondern Staaten.
       
   DIR Sohn des letzten Schahs: Kronprinz oder Figur der Vergangenheit
       
       Reza Pahlavi will den Iran regieren. Bei den Monarchie-Fans in Iran dürfte
       das Nostalgie auslösen. Für viele andere im Land gilt er als Spalter.
       
   DIR Regierungserklärung vor Nato-Gipfel: Merz wagt ein bisschen Kritik an Israel
       
       Der Kanzler stellt sich im Iran-Israel-Konflikt klar an die Seite Israels,
       ermahnt Netanjahus Regierung aber auch zur Waffenruhe in Gaza – mehr nicht.
       
   DIR Historiker über Antisemitismus: „Viele sehen sich unter Verdacht gestellt“
       
       Die Angst, des Antisemitismus bezichtigt zu werden, kann dazu führen, dass
       realer Antisemitismus nicht wahrgenommen wird, sagt Historiker Enno
       Stünkel.