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       # taz.de -- Schutz von Prostituierten: Jenseits nackter Vorurteile
       
       > Das Prostituiertenschutzgesetz wirkt, stellt eine Studie fest. Doch
       > sinnvolle Verbesserungen werden wohl an der Union scheitern – aus purer
       > Ideologie.
       
   IMG Bild: Die Wissenschaft ist klar, wenn es um Entstigmatisierung geht, die Politik hingegen ist nicht so eindeutig
       
       Es bringt nichts, Urteile aufgrund von Ideologie zu fällen. Was banal
       klingt, braucht manchmal praktische Unterfütterung. Die wurde gerade
       geliefert: im Fall der Evaluation, also der fachlichen Bewertung des
       sogenannten [1][Prostituiertenschutzgesetzes]. Das Gesetz von 2017 aus der
       Zeit der damaligen Großen Koalition soll Prostituierte vor Zwang und
       Kriminalität schützen, wurde aber von Beginn an von allen Seiten
       attackiert. Wo die einen Kontrollwahn und Stigma fürchteten, sahen die
       anderen den Sündenfall, der sich weiter in die deutsche Rechtslage
       schreibt. Zufrieden war mit dem Gesetz von 2017 kaum jemand.
       
       Nun kommt das [2][Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen] zu
       folgendem Schluss: Das Gesetz wirkt. [3][Zwar gebe es deutlichen
       Nachbesserungsbedarf], schreiben die Forschenden. So müsse die Akzeptanz
       des Anmeldeverfahrens unter Prostituierten erhöht werden; auch am Abbau von
       Stigmata müsse weiter gearbeitet werden. Generell aber könne das Gesetz
       „beachtliche Erfolge“ vorweisen. Geradezu beispielhaft wird hier deutlich,
       was Wissenschaft kann und wozu sie gebraucht wird: dafür, jenseits von
       Vorurteilen einen Blick auf die Realität zu ermöglichen.
       
       Leider ist unklar, wie mit den konkreten und sinnvollen Vorschlägen zur
       Verbesserung des Gesetzes umgegangen wird. Zwar soll eine Kommission zum
       Thema eingesetzt werden. Was aber wiederum mit den Ergebnissen einer
       Kommission passiert, an denen sich die Geister scheiden, ist aus der
       vergangenen Legislaturperiode und von der Kommission zum
       Schwangerschaftsabbruch bekannt: wohl nichts.
       
       Leider ist es auch diesmal so: Die Überzeugungen und Vorurteile in puncto
       Prostitution sind geradezu massiv. Die Unionsfraktion will Sexkauf laut
       Fraktionsbeschluss verbieten, der Berufsverband erotische und sexuelle
       Dienstleistungen das Prostituiertenschutzgesetz abschaffen. Die Forschenden
       hingegen sprechen sich für eine Reform des Gesetzes aus.
       
       Wenn sich die Union nicht vorwerfen lassen will, Ideologie über
       Wissenschaft zu stellen, muss sie sich darauf einlassen, das Gesetz
       nachzubessern.
       
       25 Jun 2025
       
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