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       # taz.de -- Unruhen in Kenia: Tote und Verletzte nach Protesten
       
       > In Kenia sind die Demonstrationen zum Jahrestag der Massenproteste
       > eskaliert. Mindestens 16 Menschen starben, die meisten durch
       > Polizeigewalt.
       
   IMG Bild: Brutal gehen Polizisten gegen Demonstranten in Nairobi vor
       
       Kampala taz | 16 Tote, über 400 Verletzte und mehr als 60 festgenommene
       Demonstranten – das ist die traurige Bilanz der landesweiten Massenproteste
       in Kenia am Mittwoch. Die Jugendbewegung Generation Z hatte zum
       [1][Jahrestag der Proteste im Juni vergangenen Jahres] zu einem
       landesweiten Trauermarsch aufgerufen. Sie wollten der über 50 Aktivisten
       gedenken, die im Juni 2024 bei den Massenprotesten von Sicherheitskräften
       getötet worden waren.
       
       Zunächst verlief alles recht friedlich. Es wurden Kränze und Blumen
       niedergelegt, Kerzen angezündet und gebetet. Dann marschierten in fast
       allen Großstädten des Landes Vertreter der Generation Z los, mit
       Spruchbändern, Vuvuzelas und der Nationalflagge, um gegen die jüngsten
       gewalttätigen Übergriffe der Polizei gegen sie zu demonstrieren. Vor zwei
       Wochen erst war ein verhafteter [2][Aktivist und Blogger in einer
       Polizeizelle auf Befehl des Vizepolizeichefs zu Tode geprügelt] worden.
       
       Kenias Sicherheitsapparat war auf die Proteste zum Jahrestag vorbereitet,
       hatte das Regierungsviertel in der Hauptstadt Nairobi abgeriegelt und
       landesweit Straßensperren errichtet, um die Demonstrierenden aufzuhalten.
       Doch im Laufe des Vormittags ballten sich landesweit teilweise so viele
       Menschen zusammen, dass die Polizeieinheiten von der reinen Masse an
       Jugendlichen schier überwältigt wurde.
       
       Gegen Mittag ordnete Kenias Kommunikationsbehörde alle [3][Radio- und
       TV-Sender an,] die Live-Übertragungen einzustellen. Als viele Medienhäuser
       dieser Anordnung nicht nachkamen, schaltete die Regierung kurzerhand
       landesweit die TV-Verbindungen und Radiofrequenzen ab. Dies heizte die Wut
       der Menge gegen die Regierung weiter an. Protestierende zündeten daraufhin
       Polizeifahrzeuge an, plünderten Supermärkte und zogen in großen Mengen zu
       Polizeiwachen. Jenseits der Hauptstadt gingen einige davon in Flammen auf.
       
       ## Die Menge dreht vor dem Präsidentenpalast ab
       
       Auch das Gebäude der Telekommunikationsbehörde und sogar den Sitz des
       Präsidenten, der von Soldaten bewacht wird, versuchte die aufgebrachte
       Menge zu stürmen. Doch Präsident William Ruto hielt sich gar nicht in
       Nairobi auf, sondern nahm in der Küstenregion Kilifi an einem
       Trauergottesdienst teil. „Wir sollten den Frieden nicht mit Protesten
       zerstören, denn wir haben kein anderes Land, wo wir hingehen können, wenn
       alles kaputt ist“, mahnte er. „Es ist unsere Verantwortung, unser Land
       sicher zu machen“, so Ruto in seiner Rede in Kilifi. Die Menge in Nairobi
       drehte letztlich vor dem Präsidentensitz ab.
       
       Laut Angaben von Kenias Menschenrechtskommission und Amnesty International
       vom Mittwochabend wurden über hundert Menschen mit Schusswunden in
       Krankenhäuser eingeliefert – einige davon befinden sich in Lebensgefahr.
       Demnach kann sich die Zahl der Toten noch erhöhen. „Die meisten wurden von
       der Polizei getötet“, sagte Irungu Houghton, Direktor von Amnesty
       International in Kenia. Unter den Verletzten seien auch Polizisten und
       Journalisten.
       
       Gegen die Abschaltung der Medien hat Kenias Anwaltsverband im Laufe des
       Nachmittags einen Eilantrag eingereicht. Das Hohe Gericht in Nairobi
       [4][ordnete am Abend letztlich die Behörden an], die Medienübertragung
       unverzüglich wieder zuzulassen.
       
       Immerhin, das ist ein kleiner Sieg für die Demokratie und die Jugend in
       Kenia.
       
       Denn die Proteste der Generation Z haben weit über die Landesgrenzen hinaus
       Einfluss. Afrikaweit verfolgen junge Menschen, was aktuell in Kenia
       geschieht. Das Land galt schon immer als freier und demokratischer als die
       umliegenden Nachbarländern, wo Polizeigewalt an der Tagesordnung ist.
       
       26 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Proteste-in-Kenia/!6019901
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   DIR [3] https://x.com/TheNairobiTimez/status/1937873407338479859?t=JSuQi6haCcOFDRq3aIXMUA
   DIR [4] https://x.com/FaithOdhiambo8/status/1937902326150308317?t=V5azilagNtG8gGjfX1h_Ag
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
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