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       # taz.de -- Afrika trotzt US-Dollardominanz: Lieber mit Kwacha und Shilling
       
       > Afrikanische Länder entwickeln Alternativen zum US-Dollar als Währung für
       > grenzüberschreitenden Handel. Dabei geht es nicht nur um Unabhängigkeit.
       
   IMG Bild: Verliert in Afrika an Relevanz: der US-Dollar, Nairobi, Kenia, am 16.2.2024
       
       Kampala taz | Nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich und
       finanziell orientieren sich zunehmend mehr afrikanische Staaten weg von den
       traditionellen Beziehungen zum Westen. Beim grenzüberschreitenden Handel
       etwa nutzen sie immer öfter nicht mehr den Weg über den US-Dollar als
       Währung, sondern alternative Zahlungssysteme.
       
       Beliebt ist dabei das bereits 2022 eingeführte afrikanische Bezahlsystem
       [1][PAPSS] (Pan-African Payment and Settlement System). Damit könnten in
       Afrika jährlich bis zu 5 Milliarden US-Dollar an Transferkosten eingespart
       werden, so PAPSS-Geschäftsführer Mike Ogbalu. „Unser Ziel ist nicht die
       De-Dollarisierung“, stellt Ogbalu klar.
       
       Dennoch verliert der US-Dollar so an Relevanz. Denn mit Hilfe von PAPSS
       kommt beispielsweise eine Supermarktkette in Sambia, die Klopapier in Kenia
       einkaufen will, ohne die Noch-Leitwährung aus: Der sambische Konzern weist
       bei seiner Bank die Bezahlung in der lokalen Währung Kwacha an – und die
       Papierfabrik in Kenia erhält das Geld in kenianischen Shilling.
       
       Der Clou: Dabei wird nur eine minimale Transaktionsgebühr fällig, meist
       rund 1 Prozent des Kaufpreises. Die Abwicklung in US-Dollar wäre deutlich
       kostspieliger. Bei Summen von bis zu 200 Millionen US-Dollar können
       zwischen 10 und 30 Prozent fällig werden. „Einige der teuersten Korridore
       für grenzüberschreitende Zahlungen befinden sich tatsächlich auf dem
       afrikanischen Kontinent“, sagte Lesetja Kganyago, Gouverneur der
       südafrikanischen Zentralbank, der Nachrichtenagentur Reuters während eines
       G20-Treffens in Kapstadt im Februar. „Damit wir als Kontinent funktionieren
       können, ist es wichtig, dass wir anfangen, in unseren eigenen Währungen zu
       handeln und abzuwickeln.“
       
       Bislang war die Transaktion in Dollar meist unumgänglich. „Das bestehende
       Finanznetzwerk, das größtenteils auf dem Dollar basiert, ist für Afrika im
       Wesentlichen aber weniger effektiv und teurer geworden“, erklärt Daniel
       McDowell, Professor an der Syracuse University in New York und Spezialist
       für internationale Finanzen. Denn die Wirtschaftsbeziehungen auf dem
       Kontinent verändern sich.
       
       Afrikanische Firmen und Staaten handeln immer mehr untereinander – und die
       Afrikanische Union fördert das. 2019 hat sie die internen Zollschranken
       abgeschafft und die innerafrikanische Freihandelszone AfCFTA ins Leben
       gerufen, 2021 trat diese in Kraft. Mit 55 Ländern ist sie derzeit die
       größte Freihandelszone der Welt.
       
       ## Russland pusht Abkehr vom Dollar als Weltwährung
       
       Allerdings finden bislang immer noch 84 Prozent der grenzüberschreitenden
       Finanztransaktionen Afrikas im Wert von mehr als 1 Milliarde US-Dollar mit
       externen Partnern statt, vor allem mit China, der Europäischen Union und
       den Vereinigten Staaten. Das zeigt der [2][jüngste Bericht der auf
       Mauritius ansässigen MCB Group].
       
       Die langsame Abkehr von der US-Währung erfolgt nicht zuletzt auch aufgrund
       des steigenden Einflusses von China und Russland auf dem afrikanischen
       Kontinent. Beim Gipfeltreffen der Brics-Staaten im vergangenen Herbst in
       der russischen Stadt Kasan hatte das russische Finanzministerium bereits
       die Idee von einer Abkehr vom Dollar als Weltwährung gepusht.
       
       Die internationalen Sanktionen gegen russische Banken erschweren russischen
       Unternehmen Geschäfte, für die in US-Dollar umgerechnet wird, und machen
       sie riskanter. Finanzminister Anton Siluanow forderte die Brics-Mitglieder
       in Kasan sogar auf, eine Alternative zum Internationalen Währungsfonds zu
       schaffen.
       
       Gegenwind aus den USA bleibt nicht aus. Als der südafrikanische
       Zentralbankchef Lesetja Kganyago bei dem G20-Treffens im Februar erklärte,
       „damit wir als Kontinent funktionieren können, ist es wichtig, dass wir
       anfangen, in unseren eigenen Währungen Handel zu treiben und abzuwickeln“,
       kam die Reaktion aus Washington prompt.
       
       „Es besteht keine Chance, dass die Brics-Staaten den US-Dollar im
       internationalen Handel oder anderswo ersetzen werden“, warnte US-Präsident
       Donald Trump und drohte mit Zöllen von 100 Prozent. „Jedes Land, das es
       versucht, sollte entweder diese Zölle zahlen oder Amerika auf Wiedersehen
       sagen!“, schrieb er auf einem Social-Media-Kanal.
       
       Aber immerhin zahlt mittlerweile die Entwicklungsagentur (IFC) der Weltbank
       inzwischen Kredite und Zuschüsse an Entwicklungsländer in lokaler Währung
       aus. Dafür kooperiert die Bankengruppe mit der britischen Bank Standard
       Chartered. „Angesichts der Wechselkursvolatilität und des steigenden
       Schuldendrucks wird der Bedarf an Finanzierungen in Landeswährung in
       Schwellenländern immer deutlicher“, sagt John Gandolfo, IFC-Vizepräsident
       und -Schatzmeister. Und Standard-Chartered-Chef Kariuki Ngari glaubt:
       „Dieser Schritt eröffnete neue Wege für langfristiges Wirtschaftswachstum.“
       
       28 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://papss.com/
   DIR [2] https://mcbgroup.com/think/article/trade-report-2025-intra-trade
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
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