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       # taz.de -- Bundesbeauftragter gegen Antiziganismus: Michael Brand soll Beauftragter gegen Antiziganismus werden
       
       > Alles deutete darauf hin, dass die Bundesregierung das Amt des
       > Antiziganismusbeauftragten abschafft. Jetzt ist raus: Die Stelle ist
       > gerettet.
       
   IMG Bild: Abschied: Der Nachfolger von Mehmet Daimagueler, Bundesbeauftragter gegen Antiziganismus (Foto), soll Michael Brand werden
       
       Berlin taz | Das Amt des Antiziganismusbeauftragten der Bundesregierung ist
       gerettet. Wie die taz aus Regierungskreisen erfuhr, will das
       Bundesbildungs- und Familienministerium den CDU-Abgeordneten Michael Brand
       für den Posten vorschlagen. Es ist eine Überraschung: Ende Mai hatten
       mehrere Medien, darunter die taz, berichtet, [1][die Stelle solle de facto
       abgeschafft werden]. Bei Sinti*zze und Rom*nja-Verbänden hatte dies für
       große Unruhe gesorgt.
       
       Das Amt des Beauftragten gegen Antiziganismus hatte die Ampelkoalition 2022
       eingeführt, auf den Posten wurde damals der Jurist [2][Mehmet Daimagüler]
       berufen. Im Frühjahr dieses Jahres trat Daimagüler dann aus persönlichen
       Gründen zurück, seitdem war die Stelle vakant. Als Ende Mai zahlreiche
       andere Beauftragten-Posten von der Bundesregierung besetzt wurden,
       ausgerechnet Daimagülers Nachfolge aber offen blieb, schien das Amt
       praktisch schon abgeschafft. Jetzt also die Wende.
       
       Der designierte neue Beauftragte Michael Brand ist bereits
       Parlamentarischer Staatssekretär im Familien- und Bildungsministerium unter
       Karin Prien. Er sitzt für die Union zudem im Ausschuss für Menschenrechte
       und hat sich immer wieder mit dem Thema humanitäre Hilfe und Menschenrechte
       auseinandersetzt.
       
       Die Geschäftsführerin der Sinti Union Schleswig Holstein, Kelly Laubinger,
       äußert im Gespräch mit der taz allerdings Kritik an der Personalie. „Ich
       frage mich, ob ein CDU-Mitglied imstande sein wird, die unionsgeführte
       Bundesregierung für fehlende Maßnahmen zu kritisieren“, sagte sie. Außerdem
       sei sie „verwundert“, dass Brand auf Instagram zwar dem Schlager-Sänger
       Heino, aber keiner einzigen Sinti*zze und Romn*nja-Selbstorganisation
       folge. Heino singt bis heute Lieder, die das herabwürdigende Z-Wort im
       Titel haben.
       
       Zudem wies Laubinger auf einen Text hin, den Brand 2017 für die
       Wochenzeitung Fulda Aktuell geschrieben hat und der sich auch auf seiner
       Website findet. Darin verteidigt es Brand, im Karneval Kostüme
       amerikanischer Ureinwohner zu tragen und kritisiert eine behauptete
       „Gesinnungspolizei“, die dies verbieten wolle.
       
       Antiziganismus ist in Deutschland ein weitverbreitetes Problem,
       insbesondere in staatlichen Behörden und bei der Polizei. Während andere
       offene Formen des Rassismus und Antisemitismus weitgehend tabuisiert
       sind, bleibt expliziter Hass auf Sinti*zze und Rom*nja [3][oft ohne
       Konsequenzen]. Dabei wurden Angehörige der Minderheit von den
       Nationalsozialisten gezielt ermordet, insgesamt wurden europaweit rund
       500.000 von den Deutschen und ihren Kollaborateuren umgebracht. Nach Ende
       des Zweiten Weltkriegs blieben viele Täter in ihren Positionen.
       
       Aktualisiert am 11.06.2025 um 15:35 Uhr. d. R.
       
       11 Jun 2025
       
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