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       # taz.de -- Neuer Anlauf für Bücherei-Umzug: Die ZLB ist kein Mittel zum Zweck
       
       > Zum Galeria-Retten an den Alexanderplatz? Das sollte für einen neuen
       > Standort von Berlins wichtigster Bibliothek nicht entscheidend sein.
       
   IMG Bild: Ein Bibliothek sollte ein Hingucker sein, nicht der Wirtschaftsförderung dienen müssen
       
       Es ist zumindest eine auffällige Parallelität von Ereignissen: Neue Leitung
       in der Kulturverwaltung des Senats, neuer Anlauf für einen Umzug der
       Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) an den Alexanderplatz. Was nahe legen
       würde: Wer auch immer Interesse daran hat, will es einfach noch mal
       versuchen. Dabei hat sich an der Ausgangslage nichts dadurch geändert, dass
       statt des zurückgetretenen Joe Chialo nun [1][die vormalige
       Staatssekretärin Sarah Wedl-Wilson in der Landesregierung fürs Kulturelle
       zuständig ist]. Berlin hat maximal Geld für Notlagen, wenn sprichwörtlich
       etwas zusammenzubrechen droht, aber nicht mehrere hundert Millionen für
       einen ZLB-Umzug.
       
       Auch nichts ändert sich dadurch, dass die Sache am Standort Alex angeblich
       deutlich billiger sein soll als jene rund 600 Millionen Euro, die für einen
       Umzug ins vormalige Galeries-Lafayette-Kaufhaus an der Friedrichstraße im
       Gespräch waren. Das ist eben der Unterschied zwischen relativer und
       absoluter Betrachtung: 50 Prozent Rabatt auf eine Millionenvilla helfen
       niemanden bei der Haussuche, der nur ein paar tausend Euro auf dem Konto
       hat.
       
       Andere Dinge mögen sich [2][seit den Kürzungsankündigungen der
       schwarz-roten Landesregierung im Frühjahr] nach vorne geschoben haben. Doch
       spätestens, wenn der Senat seinen Haushaltsentwurf beschließt –
       üblicherweise noch vor der Sommerpause –, wird wieder klar sein: Da ist
       schlicht kein Geld für einen ZLB-Umzug.
       
       Da kann es auch kein Argument sein, mit einer Verlegung an den
       Alexanderplatz das Überleben des dortigen Galeria-Kaufhauses zu sichern –
       was an sich ja in Sachen Arbeitsplätze und Einkaufsangebot nicht zu
       kritisieren ist. Doch es macht die ZLB zu einem bloßen Mittel zum Zweck.
       Eine Bibliothek ist aber keine Behörde, die sich zur Wirtschaftsförderung
       verlagern lässt, um Jobs und Kaufkraft an andere Orte zu bringen. Zur
       Galeria-Rettung muss sich sich die Wirtschaftsverwaltung des Senats anderes
       einfallen lassen.
       
       ## Ein neuer Standort müsste ein Hingucker sein
       
       Wenn es einen Umzug gäbe, müsste im Vordergrund stehen, was für [3][das
       zwischenzeitlich erhoffte] [4][Friedrichstraße][5][n-Domizil] galt: ein
       echter Hingucker, ein Anziehungspunkt für all das, was eine Bibliothek
       bietet, weit über die namensgebenden Bücher hinaus.
       
       Vielleicht gibt es ja den aktuell von der immer noch neuen Bundesregierung
       viel beschworenen wirtschaftlichen Aufschwung, vielleicht sorgt der dann
       für mehr Steuereinnahmen und somit mehr Möglichkeiten für den Berliner
       Landeshaushalt. Das ist dann der Zeitpunkt, Geld in einen Umzug oder Neubau
       zu stecken, der wirklich begeistert oder zumindest etwas Besonderes
       darstellt.
       
       Eine halbgare Lösung, die vorrangig andere Ziele verfolgt, ist der Berliner
       Zentral- und Landesbibliothek schlicht nicht angemessen. Zu hoffen ist
       bloß, dass die jetzigen Bauten am Blücherplatz und in der Breiten Straße
       bis zu einer derart veränderten Finanzlage durchhalten.
       
       13 Jun 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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