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       # taz.de -- 18. EU-Sanktionspaket gegen Russland: Scheitern mit Ansage
       
       > Weit ist die Europäische Union mit den Sanktionen gegen Russland nicht
       > gekommen. Das neue Paket zeugt von der Ratlosigkeit, die in Brüssel
       > herrscht.
       
   IMG Bild: Noch ohne die perfekte Lösung in der Tasche: Ursula von der Leyen und Kaja Kallas auf dem Weg zu einer PK in Brüssel
       
       Seit dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 hat die EU schon 17
       Sanktionspakete gegen Russland beschlossen. Doch die Strafen haben kein
       einziges Ziel erreicht. Russland wurde wirtschaftlich nicht in die Knie
       gezwungen, Kremlchef Wladimir Putin wurde nicht isoliert, seine
       Kriegsmaschine wurde nicht gebremst – und ein Waffenstillstand wurde auch
       nicht erreicht. Selbst ein Ultimatum von Bundeskanzler Friedrich Merz hat
       an dieser Negativ-Bilanz nichts geändert. Es ist ein Scheitern mit Ansage.
       
       Die Geschichte zeigt, dass das Drehen an der Sanktionsschraube die
       Konflikte meist nur noch eskaliert. Nun steht in Brüssel das 18.
       Sanktionspaket auf der Tagesordnung – und damit soll plötzlich alles anders
       werden? Wer das glaubt, glaubt auch an Wunder. Was
       EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorschlägt, zeugt eher von
       Ratlosigkeit. Die Werkzeugkiste der Brüsseler Behörde ist leer, die
       Maßnahmen laufen ins Leere.
       
       Dies gilt vor allem für die geplanten Sanktionen gegen die Nord
       Stream-Gaspipelines in der Ostsee. Von der Leyen und Merz wollen
       verhindern, dass sie jemals wieder in Betrieb genommen werden, was nach dem
       [1][Bombenattentat von 2022] ohnehin illusorisch ist. Die EU sanktioniert
       eine Ruine und riskiert, das Attentat nachträglich zu legitimieren. Nicht
       viel besser steht es um die Absenkung des 2023 erlassenen Ölpreisdeckels.
       Der Ölpreis soll von 60 auf 45 Dollar pro Barrel sinken.
       
       Damit will die EU Putins Kriegskasse leeren und den Druck für Verhandlungen
       erhöhen. Allerdings finden ja schon Gespräche statt. [2][Russland und die
       Ukraine] sitzen an einem Tisch, nur die EU fehlt. Man mag die Verhandlungen
       in Istanbul für eine Farce halten. Doch es ist kaum zu erwarten, dass ein
       niedrigerer Ölpreis Putin dazu bewegen wird, von seinen Maximalforderungen
       abzurücken. Man habe „bereits einige sehr nützliche Erfahrungen gesammelt,
       um die Folgen solcher Entscheidungen zu minimieren“, höhnt der Kreml.
       
       ## Warten auf ein Wunder
       
       Zunächst muss ohnehin noch die G-7 zustimmen, die Gruppe der großen
       Industrieländer, USA eingeschlossen. Ob US-Präsident Donald Trump bereit
       ist, den Preisdeckel zu senken und Putin abzustrafen, ist fraglich. Bisher
       hat es Trump tunlichst vermieden, Sanktionen gegen Russland zu verhängen.
       Viel lieber würde er lukrative Geschäfte machen. [3][Merz] ist mit dem
       Versprechen angetreten, Trump ins europäische Boot zu holen – nun kommt die
       Nagelprobe.
       
       Wenn der unberechenbare US-Präsident den Europäern beim [4][G7-Gipfel in
       Kanada] einen Korb gibt, ist das 18. Sanktionspaket gescheitert, noch bevor
       es formell beschlossen wurde. Wunder dauern eben etwas länger, auch in der
       EU.
       
       13 Jun 2025
       
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