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       # taz.de -- Arte-Doku „Muskelmania“: Flex für den Frieden
       
       > Die Arte-Doku „Muskelmania“ über den Siegeszug des Krafttrainings hat
       > viele interessante Facetten – und hinterlässt dennoch eine Leerstelle.
       
   IMG Bild: Männer mit Muskeln. Aber wo sind die Frauen?
       
       Wer mit Krafttraining spontan zur militärischen Verwendung gedrillte Körper
       verbindet, liegt falsch. Untersuchungen der in Massengräbern bestatteten
       Überreste von Soldaten etwa der napoleonischen Kriege [1][haben gezeigt,]
       dass nicht nur die eingesetzten Waffen Schreckliches anrichteten: Schon zu
       Lebzeiten litten die zwischen 18 und 30 Jahre alten, also eigentlich in der
       Blüte ihrer Jahre stehenden Männer, unter Skorbut und anderen
       Mangelerkrankungen, sie hatten meist nur noch Zahnstummel im Mund und von
       den Gewaltmärschen schrecklich deformierte Füße – waren also eher lebende
       Leichen als kräftige Krieger.
       
       Die die Massaker Befehlenden gierten nach Menschenmassen, nicht nach mit
       Muskelmasse bepackten Individuen. Der gestärkte Körper erscheint in dieser
       Perspektive geradezu als Produkt des Friedens, als moderne, der
       Selbstermächtigung, ja, der Emanzipation dienende Praxis.
       
       Deswegen spielen Frauen in den Fitnessmoden, vom Ballett-Workout Barre –
       das die Arte-Doku „[2][Muskelmania: Der Siegeszug des Krafttrainings]“
       nicht erwähnt – über Aerobic zu Bodybuilding bis hin zu Hyrox, wo das an
       sich einsame Training als hoch kommerzialisiertes Gemeinschaftsspektakel
       inszeniert wird, so eine große Rolle.
       
       „Muskelmania“ bringt viele aktuelle und historisch interessante Facetten.
       Ein junger, hoch reflektiert über seinen Sport sprechender Arnold
       Schwarzenegger macht dabei mehr Lust, mit ihm zu diskutieren als mit ihm zu
       trainieren, aber das mag anderen anders gehen. Ganz bis heute reicht die
       Filmerzählung dabei nicht.
       
       Das Phänomen, dass Jugendliche sich im Gym treffen wie früher im
       Freizeitheim und dass dabei natürlich auch Drogen zum Einsatz kommen, die
       Gemeinschaft stiften, bleibt unterbelichtet; und dass der Kraftsport
       vielleicht eben doch auch eine dunkle Seite hat, vermutet man zumindest,
       wenn die Jahre von Naziherrschaft und Zweitem Weltkrieg einfach
       übersprungen werden, wie es früher in Biografien sogenannter großer
       Deutscher („Nach dem Krieg …“) allgemein üblich war. Schade – aber das
       macht die Sache nicht wertlos. Work out!
       
       27 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.derstandard.de/story/2000077315077/tod-krankheit-schmerzen-das-leben-der-soldaten-von-der-schlacht
   DIR [2] https://www.arte.tv/de/videos/117718-000-A/muskelmania/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ambros Waibel
       
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