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       # taz.de -- Regionale Facebookgruppen: Blumenwiese für Boomer
       
       > Regionalgruppen auf Facebook sind digitale Atempausen. Und geprägt von
       > einer wunderbaren Spießigkeit.
       
   IMG Bild: Im Blick: Regionalforen auf Facebook
       
       [1][Facebook]gruppen bestechen oft durch einen gewissen Ekelfaktor: In
       „Ältere Männer suchen junge Singlefrauen“ fehlt jeder Frauenname. In der
       „Druffi-Ballerburg“ tauschen sich Hobby-Chemiker über radikalen
       Drogenkonsum aus. In „Grüne NEIN DANKE!!“ wird regelmäßig über die drohende
       Umvolkung berichtet (Spoiler: Sie kommt wohl).
       
       Wendet man sich stattdessen mal der eigenen Nachbarschaft zu, stößt man
       unter lauter Landminen überraschend auf eine digitale Entschlackungskur:
       die wunderbare Spießigkeit regionaler Facebookforen.
       
       Die Gruppe „Friedenau-Online“ mit über 9.000 Mitgliedern etwa, eine
       [2][Online-Community] für den bürgerlich-grünen Stadtteil in
       Berlin-Schöneberg, der vor allem für Springbrunnen und pensionierte
       Professoren bekannt ist.
       
       Zum Beispiel im Oktober 2024, kurz nach Mitternacht: Jemand postet ein
       verwackeltes Foto eines x-beliebigen Baumes. Überschrift: „Majestätisch –
       die Kaisereichel“. Dass hier nicht das berühmte Stadtteil-Wahrzeichen
       „Kaisereiche“ abgebildet ist, sondern nur irgendein Baum, ist
       nebensächlich. Viel diskutierter ist die verhängnisvolle Wortneuschöpfung
       „Kaisereichel“.
       
       Oder es gibt den Nutzer, angesichts seines Profilbilds schätzungsweise um
       die 70, der regelmäßig für Aufregung sorgt – etwa beim Thema Grillwagen,
       der zu lange steht. Er verweist auf „enge Kontakte zum Ordnungsamt“ und
       startet eine Abstimmung: „Bleibt stehen“ oder „Muss weg“. Die Reaktion
       eines anderen Friedenauers: „Bin ich der Einzige, für den das total nach
       [3][Stasi] klingt?“ – ist er nicht.
       
       In „We love Hamburg“ versucht sich jemand am Promigossip: „Lauterbach sitzt
       beim Vietnamesen an der Rothenbaumchaussee“ und stößt auf Unglauben. Die
       Userin „Heike auf Facebok“ (sic) notiert in Köln-Marienburg: „Habe mich
       heute als Autofahrerin in der neuen Fahrradstraße unwohl gefühlt“ – 150
       Kommentare später: maximale Emoji-Erschöpfung.
       
       Aber: endlich mal Problembewältigung ohne Weltuntergang. Regionalforen sind
       digitale Atempausen.
       
       1 Jul 2025
       
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