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       # taz.de -- Kyjiwer Stück „Confronting the Shadow“: Den Monolog aus sich herauspressen
       
       > Regisseurin Tamara Trunova und das Kyjiwer Left Bank Theater spielten in
       > Berlin „Confronting the Shadow“ über unterdrückte ukrainische Kultur.
       
   IMG Bild: Das Kostüm oben blau, unten gelb: „Confronting the Shadow“ der ukrainische Regisseurin Tamara Trunova
       
       „Übrigens, Malewitsch war Ukrainer.“ Wie ein Hammer fällt dieser Satz in
       den Bühnenraum des Ballhauses Ost in Berlin. Immer wieder drängt er sich in
       den Textfluss von [1][Tamara Trunova] und dokumentiert die Erfahrung, dass
       das nichtukrainische Publikum dringend Assistenz braucht, um
       jahrzehntelange Fehlannahmen endlich zu korrigieren.
       
       Die Regisseurin und ihr Ensemble vom [2][Kyjiwer Left Bank Theater]
       reflektieren in ihrem Bühnenessay „Confronting the Shadow“ den ermüdenden
       Kampf um internationale Sichtbarkeit. Immer wieder rennen die
       SchauspielerInnen verbal gegen die Marke „russische Kultur“ an und
       reklamieren, dass Tschechow jede Spielzeit zuverlässig auf deutschen Bühnen
       aufersteht.
       
       Es vermittelt sich ein tiefliegender Schmerz, der die jahrhundertelange
       institutionelle Unterdrückung der ukrainischen Kultur und die gegenwärtige
       emotionale Lage ihrer TrägerInnen sinnlich erfahrbar macht. Und einen
       verstehen lässt, warum aus dieser Perspektive Differenzierung unmöglich
       geworden ist.
       
       ## Mit Theater die ukrainische Kultur verteidigen
       
       Nackt steht Iryna Tkachenko auf der leeren Bühne und zwingt sich dazu, auf
       Russisch den weltberühmten Theaterformen-Monolog aus [3][Tschechows „Die
       Möwe“] aus sich herauszupressen. Eingebettet in eine prägnante Analyse der
       konkreten Funktionsweise von russischer Propaganda und flankiert durch
       einen Auftritt des invaliden Veteranen Mykola Hradov-Savytskyi, begreift
       man, wie schmerzbeladen sich jeglicher Kontakt mit der russischen Sprache
       gestaltet.
       
       Per Videoeinspieler wird das Foyer des Left Bank Theater ins Ballhaus Ost
       geholt. In der Mitte steht Volodymyr Kravchuk in der Tarnuniform der
       ukrainischen Armee. Vor dem Krieg war er Schauspieler am Left Bank Theater.
       Mit der ruhigen, dezidierten Stimme eines Kommandierenden spricht er von
       der wichtigen Funktion des Theaters bei der Verteidigung der ukrainischen
       Kultur. Seine KollegInnen schmiegen sich an ihn wie an einen Baum, bei dem
       man Schutz sucht und sich geborgen fühlt.
       
       Der Unterschied zwischen Privatperson und Bühnenrolle ist bei dieser
       Inszenierung komplett aufgehoben. Es ist ein Auftragswerk für das Festival
       „Performing Exiles“, das KünstlerInnen im Berliner Exil eine Plattform
       bietet. Trunova und ihr Ensemble aber sind nicht im Exil. Sie harren aus in
       der Ukraine, in ihrem Theater. Kurz erwähnen sie den Regisseur Les Kurbas,
       der in den 1920er Jahren das ukrainische Theater revolutionierte. Er und
       über 200 weitere ukrainische Intellektuelle wurden am 3. November 1937 auf
       Befehl Stalins ermordet und danach konsequent totgeschwiegen. Heute trägt
       ein Theater in Lwiw seinen Namen.
       
       30 Jun 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Katja Kollmann
       
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