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       # taz.de -- Uni Hannover will Elchkeller schließen: Studierenden-Freiraum am Ende?
       
       > Die Leibniz Universität Hannover will den von Studis selbst verwalteten
       > Elchkeller einkassieren. Doch der hat Tradition und viele
       > Unterstützer*innen.
       
   IMG Bild: In Hannover ist das Revier der Elche bedroht. Hilft vielleicht eine Geschwindigkeitsbegrenzung?
       
       Hannover taz | An einer Wand steht krakelig „Fick die Uni“. Fickt jetzt die
       Uni zurück? Es scheint so. Der Schriftzug, unter unzähligen Plakaten und
       Stickern kaum zu sehen, wird als ein Grund dafür genannt, dass die Leibniz
       Universität Hannover einen studentisch selbstverwalteten Raum in ihrem
       Gebäude 3109, wo auch die Politikwissenschaft residiert, beseitigen will.
       
       Seit Montagmittag hat das Präsidium wegen Sachbeschädigungen an Gebäuden
       einem Kollektiv progressiver Studierender die Nutzung der Kellerräume am
       Schneiderberg 50, dem sogenannten Elchkeller, untersagt. Das kommt ein
       bisschen wie Kai aus der Kiste, denn das Kollektiv, das den Elch schmeißt,
       hat eigentlich nichts mit den Schmierereien zu tun.
       
       Vor allem nach Partys am Wochenende seien Sachbeschädigungen vorgekommen,
       sagt Christoph Hönnige, Vorstandsmitglied des Instituts für
       Politikwissenschaft, der taz am Telefon. Sein Büro liegt direkt über dem
       Elchkeller. In den zehn Jahren, die er hier lehrt, sei es immer wieder zu
       Sachbeschädigungen in dem Gebäude gekommen. „Eine Räumung deswegen sehe ich
       nicht “, sagt Hönnige. „Als Büronutzer bin ich aber verzweifelt und wünsche
       mir schlicht funktionsfähige und saubere Toiletten.“
       
       Studentisches Engagement finde er aber wichtig, betont der Politologe.
       Davon gebe es eher zu wenig. „Die Unileitung hat nicht mit mir über das
       Vorgehen gesprochen“, so Hönnige. Ein politisches Motiv sehe er nicht, denn
       zu einer Universität gehörten auch kritische Stimmen. Auch hat der
       Elchkeller Tradition: Seit mehr als 50 Jahren ist der Raum in studentischer
       Hand. Per Handschlag überlassen an die Studierendenschaft. Und hier sieht
       Hönnige das Problem: Es gebe keine klaren Verantwortlichkeiten. Mit
       Selbstverwaltung gingen diese aber einher. Die Haftungsfrage müsse geklärt
       werden.
       
       Die Reaktion des Elchkeller-Kollektivs zeigt genau diese
       Verantwortungsübernahme. Nach Beschwerden wurden die Toiletten geputzt. Ein
       weiteres „Fick die Uni“- und ein „FCK EPPNG“-Graffito – der Uni-Präsident
       heißt Volker Epping – sind verschwunden. Zwischen dem Präsidenten und
       linken Studierenden hatte es in den vergangenen Jahren immer wieder
       gerasselt. Etwa als es Kritik an einem Polizisten als Dozenten gab und
       Epping in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung etwas von [1][„Cancel
       Culture“] raunte.
       
       Viele sind mit der Schließung nicht einverstanden. Am Montagmittag hatten
       mehr als 300 Menschen vor dem Gebäude für den Erhalt des Elchs
       demonstriert. Uta Sänger, von den [2][„Omas gegen Rechts“] erzählt auf der
       Bühne, wie sie selbst als Studierende im Elch Anschluss fand. Und so gehe
       es neuen Studierenden bis heute, sagt Freddy vom SDS Hannover. Hier sei
       einer der wenigen politischen und kritischen Räume des Campus. Ansonsten
       gebe es nur den [3][Asta], den allgemeinen Studierendenausschuss.
       
       Zum ultimativen Schlüsselübergabetermin um 14 Uhr ist die Uni-Leitung am
       Montag nicht erschienen. Also hat das Kollektiv weiterhin Zugang zu den
       Räumlichkeiten. Der taz sagt die Sprecherin der Leibniz-Uni, dass die
       Uni-Leitung mit großem Bedauern das Elchkeller-Kollektiv zur Schließung
       aufgefordert habe. Mit diesem „deutlichen Signal“ werde darauf reagiert,
       dass die Beschädigungen so massiv gewesen seien. Darüber, wie es mit den
       Räumlichkeiten weitergehe, „wird das Präsidium ein Gespräch mit dem Asta
       führen“, so die Sprecherin.
       
       Man darf hoffen, dass die [4][Leibniz-Uni] zu mehr Gelassenheit
       zurückfindet. Immerhin geistern Anekdoten von Professoren, die im
       Elchkeller mit ihren Studierenden gekifft haben, durch die Weltgeschichte.
       Früher war eben alles besser. Früher hat man noch selbst getaggt. Die
       Generation, die Freiräume erkämpfte, stört sich nun an ihnen. „Die größten
       Kritiker der Elche waren früher selber welche“, steht passend auf einem
       Banner am Gebäude. Sie leben aber jetzt im Elfenbeinturm.
       
       2 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /cancel-culture/!t5709848
   DIR [2] /Omas-gegen-Rechts/!6089549
   DIR [3] /Asta/!t5009561
   DIR [4] /Leibniz-Universitaet-Hannover/!t5633919
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Trammer
       
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