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       # taz.de -- USA errichten Abschiebegefängnis: Wer flieht, wird gefressen
       
       > Mitten in den Everglades errichten die USA ein Abschiebegefängnis,
       > zunächst für 1.000 Gefangene. Die besondere Lage soll eine Flucht
       > unmöglich machen.
       
   IMG Bild: Das Gefangenenlager mit dem Spitznamen „Alligator Alcatraz“ befindet sich inmitten eines naturgeschützten Gebietes in den Everglades
       
       Washington taz | Ein neues Gefangenenlager in den Florida Everglades könnte
       zum Aushängeschild für die [1][Abschiebepolitik von US-Präsident Donald
       Trump] werden.
       
       Das [2][Gefangenenlager, welches am Dienstag offiziell in Betrieb] genommen
       werden sollte, besteht aus temporären Einrichtungen und soll zunächst über
       etwa 1.000 Haftplätze verfügen. Das Besondere an dem neuen Lager ist die
       Lage. Es befindet sich inmitten eines Naturschutzgebietes, in dem es von
       Alligatoren, Pythons und Moskitos nur so wimmelt.
       
       Aufgrund dieser besonderen Lage erhielt das Gefangenenlager den
       [3][Spitznamen „Alligator Alcatraz“], in Anlehnung an das ehemalige
       Hochsicherheitsgefängnis auf einer kleinen Felseninsel in der Bucht von San
       Francisco. Trump wollte am Dienstag persönlich nach Florida reisen, um sich
       die Einrichtung anzusehen. In dem neuen Gefangenenlager sollen in erste
       Linie papierlose Einwanderer und Migranten einsitzen, bevor sie abgeschoben
       werden.
       
       Die harsche Umgebung in den Everglades, dem größten Sumpfgebiet der USA,
       ist laut [4][Floridas republikanischem Gouverneur Ron DeSantis] ideal für
       die Unterbringung von Migranten. „Falls jemand entkommen sollte, dann gibt
       es hier viele Alligatoren“, sagte er am vergangenen Dienstag. Auch die
       Abgelegenheit der Anlage sei ein Pluspunkt.
       
       ## Florida unterwirft sich Trump besonders gern
       
       Um die Kosten für das Gefangenenlager niedrig zu halten, entschieden sich
       die Verantwortlichen in Florida dazu, ein wenig genutztes Flugfeld in eine
       temporäre Haftanstalt zu verwandeln. Satellitenaufnahmen zeigen, dass auf
       einer Rollbahn neben der Start- und Landebahn innerhalb von wenigen Tagen
       dutzende Wohncontainer und Zelte aufgestellt wurden.
       
       Insgesamt soll der Betrieb der Anlage etwa 450 Millionen Dollar pro Jahr
       kosten. Florida wird von der Bundesregierung für diese Kosten entschädigt.
       
       Der US-Bundesstaat im äußersten Südosten gehört zu denen, die [5][am
       stärksten mit der Trump-Regierung zusammenarbeiten], um undokumentierte
       Einwanderer zu identifizieren und festzunehmen. Aktuell existieren etwas
       landesweit mehr als 600 Abkommen zur Zusammenarbeit zwischen Lokalbehörden
       und der Einwanderungsbehörde ICE. Fast die Hälfte davon, 43 Prozent, allein
       in Florida.
       
       Für die verantwortlichen Behörden ist der Standort im Alligator-Sumpfgebiet
       ein vermeintlicher Glücksfall. Umwelt- und [6][Naturschutzverbände sehen in
       der Anlage allerdings eine Katastrophe]. Am vergangenen Wochenende
       protestierten deshalb hunderte Menschen entlang des Highways, der zum neuen
       Gefangenenlager führt, gegen das Projekt.
       
       ## Abschiebeknast auf heiligem Land
       
       „Das Gelände besteht zu mehr als 96 Prozent aus Feuchtgebieten, ist vom Big
       Cypress National Preserve umgeben und bietet Lebensraum für den gefährdeten
       Florida-Panther und andere ikonische Arten. Dieses Vorhaben ist nicht nur
       grausam, sondern bedroht auch das Ökosystem der Everglades, für dessen
       Schutz staatliche und bundesstaatliche Steuerzahler Milliarden ausgegeben
       haben“, sagte Eve Samples, Geschäftsführerin der Organisation [7][Friends
       of the Everglades], in einer Erklärung.
       
       Gemeinsam mit dem Center for Biological Diversity reichten Friends of the
       Everglades am Freitag Klage ein, um das Gefangenenlager zu stoppen. Neben
       Umwelt- und Naturschutzorganisationen haben sich auch indigene Gruppen
       gegen das Projekt ausgesprochen. Für sie sind die Everglades ein heiliger
       Ort.
       
       Hinzu kommen auch Sorgen über mögliche Menschenrechtsverletzungen.
       Organisationen beklagen die ihrer Meinung nach nicht menschengerechte
       Unterbringung in dem temporären Gefangenenlager.
       
       Ein Sprecher für Florida Gouverneur DeSantis bestritt gegenüber der
       Associated Press, dass das Projekt der Umwelt schaden würde, und
       bezeichnete es als „notwendige [8][Vorbereitungsmaßnahme für
       Massenabschiebungen] an einem bereits bestehenden Flughafen“.
       
       ## Nächster Pop-up-Knast in Planung
       
       Derzeit sitzen abzuschiebende Einwanderer zusammen mit Kriminellen in
       herkömmlichen Gefängnissen in Florida ein. Und dort wird es langsam eng.
       Die Eröffnung von „Alligator Alcatraz“ soll dazu beitragen, diese Zustände
       zu verbessern. Die Kapazität der Anlage soll in Zukunft auf bis zu 5.000
       Insassen erweitertet werden. Gouverneur DeSantis hat bereits ein
       [9][weiteres temporäres Gefangenenlager für Migranten in Aussicht]
       gestellt.
       
       Das „Alligator Alcatraz“ soll der Trump-Regierung dabei helfen, ihr Ziel zu
       erreichen, die derzeit 41.000 Plätze zur Unterbringung von Migranten auf
       mindestens 100.000 mehr als zu verdoppeln.
       
       2 Jul 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Hansjürgen Mai
       
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