# taz.de -- EU-Klimaziel bis 2040: Klimaschutz ausgelagert
> Grundsätzlich zielt die EU auf die richtigen Klimaziele. Mt den
> Klimaschutzgutschriften hält sie sich aber Hintertürchen offen.
IMG Bild: Ein Mann kühlt sich an einem heißen Sommertag in einem Brunnen vor dem Berliner Dom ab, während eine Hitzewelle Berlin trifft
Europa glüht – und setzt beim Klimaschutz trotzdem auf Etikettenschwindel.
Die Europäische Kommission will zwar, dass die EU im Jahr 2040 90 Prozent
weniger Treibhausgas ausstößt als 1990. Dabei sollen aber die
Mitgliedsstaaten einen Teil der Klimaschutzleistung nicht selbst erbringen
müssen. 3 Prozentpunkte dürfen [1][per Gutschrift aus anderen Ländern
eingekauft] werden.
Natürlich könnte man sagen: Gut, dass EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra
überhaupt an dem 90-Prozent-Ziel festhält. Anders wäre auch kaum
vorstellbar, wie der Staatenbund bis 2050 komplett klimaneutral sein soll,
wie es im Europäischen Klimagesetz festgelegt ist. Mehrere Regierungen
hatten trotzdem Druck ausgeübt. Sie wollten ein viel schwächeres
Zwischenziel für 2040. Ebenso wie das EU-Parlament müssen die EU-Staaten in
ihrem Ministerrat dem Vorschlag der EU-Kommission noch zustimmen.
Gute Umweltpolitik wird in letzterem Forum regelmäßig verwässert und
abgeschwächt. Das Schlupfloch mit den internationalen
Klimaschutzgutschriften macht es wahrscheinlicher, dass sich auch
konservative Regierungen darauf einlassen. Die [2][Bundesregierung von
Kanzler Friedrich Merz] (CDU) hatte sich genau für diese Lösung eingesetzt.
Gleichzeitig hat die Arbeit mit solchen Gutschriften immer wieder gezeigt:
Dabei passieren Pannen. Am Ende stehen Klimaschutzerfolge auf dem Papier,
die es in der Realität nicht gibt.
Für die europäischen Behörden ist es schwierig, bei Klimaschutzprojekten am
anderen Ende der Welt sicher zu überprüfen, ob sie halten, was sie
versprechen. Selbst wenn sie gut arbeiten, ist oft unklar, ob sie nicht
auch ohne die Zahlung aus Europa stattgefunden hätten. Am Ende schreiben
sich noch beide Länder – das, das den Klimaschutz betreibt, und das, das
dafür zahlt – den Erfolg in ihre Klimabilanz –, wobei die Transparenzregeln
des Pariser Weltklimaabkommens solche Doppelzählungen zumindest weitgehend
verhindern sollen.
Der Knackpunkt ist: Die gesamte Welt muss schnell klimaneutral werden, wenn
die Menschheit weiter genug Lebensraum auf der Erde haben will.
Rechenspielchen und Bilanztricks verzögern das. Wenn wohlhabende EU-Länder
[3][Klimaschutz in armen Staaten] finanzieren wollen, was sie auch schon
tun – super! Das ist nur fair, schließlich gehört Europa zu den Regionen,
die historisch hauptsächlich für die Klimakrise verantwortlich sind.
Außerdem profitiert ja auch Europa davon, wenn die Erderhitzung stärker
begrenzt wird. Das eigene Klimaziel sollte die EU aber doch lieber allein
erreichen.
2 Jul 2025
## LINKS
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## AUTOREN
DIR Susanne Schwarz
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