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       # taz.de -- Kabinett beschließt Lachgasverbot: Schluss mit lustig
       
       > Lachgas wird als Partydroge immer beliebter. Ein neues Gesetz soll jetzt
       > den Verkauf einschränken. Auch für K.-o.-Tropfen kommen neue Regeln.
       
   IMG Bild: Ist gar nicht mal so lustig: Lachgas wird zunehmend aggressiv auch bei jüngeren Zielgruppen beworben
       
       Mit wenigen Klicks ist das „Starterkit Lachgas“ bestellt: Für etwa 30 Euro
       bietet der Versandhandel zehn Kapseln an, die nur vermeintlich zum
       Sahneschäumen genutzt werden sollen. Denn dazu gibt es einen „Cracker“, mit
       dem man die Kapseln öffnen kann und einige bunte Luftballons, über die man
       das Gas ein- und ausatmen kann, [1][für einen kurzen, intensiven Rausch.]
       
       Für einen kleinen Aufpreis gibt es das Set sogar mit Geschmacksrichtung
       Mango, Pfirsich oder Banane, Lieferung innerhalb von 24 Stunden, verspricht
       der Anbieter. Eine Altersprüfung gibt es nicht, es genügt, ein Häkchen zu
       setzen, das die Volljährigkeit bestätigt, alles kinderleicht.
       
       Das soll sich bald ändern: Am Mittwoch hat das Bundeskabinett ein Verbot
       von Lachgas als Partydroge beschlossen. „Gerade für Kinder und Jugendliche
       ist der Konsum mit hohen gesundheitlichen Risiken verbunden“, erklärte
       Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU). „Die Folgen können
       gravierend sein, etwa Gefrierverletzungen oder Bewusstlosigkeit – bis hin
       zu bleibenden neurologischen Schäden“.
       
       ## Sprühsahne bleibt erlaubt
       
       Die Abgabe von Lachgas an Kinder und Jugendliche soll demnach künftig
       verboten sein. Zudem darf Lachgas nicht mehr über den Versandhandel und
       Automaten verkauft werden. Der Verkauf von Kartuschen mit einer Füllmenge
       von mehr als 8 Gramm soll verboten werden. Sprühsahne in Flaschen, für die
       es nur wenige Gramm Lachgas braucht, bleibt erlaubt.
       
       Das Lachgasverbot ist das erste Gesetz in Warkens Amtszeit. Neu ist das
       Vorhaben aber nicht – schon Warkens Vorgänger Karl Lauterbach (SPD) hatte
       an einer Regelung gearbeitet. Die Umsetzung scheiterte jedoch am
       vorzeitigen Ende der Ampelkoalition. Doch es herrscht weitgehende Einigkeit
       darüber, dass das Gesetz kommen soll. Einige Länder und Städte haben
       bereits eigene Verbote verabschiedet.
       
       [2][Konsument*innen, die Lachgas als Partydroge nutzen, atmen das Gas
       über einen Luftballon mehrere Male ein und aus.] Es entsteht ein kurzer
       Rausch, ein euphorisches Gefühl, viele müssen kichern oder lachen. Die
       Kapseln sind seit Jahrzehnten frei verkäuflich – Sahnekapseln als
       Partydroge sind kein neues Phänomen. Doch in den letzten Jahren haben
       Hersteller und Verkaufsstellen begonnen, das Gas offensiver als Droge
       anzubieten – in größeren Kapseln, fruchtigen Geschmacksrichtungen, mit
       bunten Aufdrucken, in Kiosken und an Automaten.
       
       Eine Umfrage des Frankfurter Centre for Drug Research von 2023 ergab, dass
       17 Prozent der befragten Jugendlichen schon einmal Lachgas inhaliert haben,
       6 Prozent von ihnen erst kürzlich. Der Lachgaskonsum habe zugenommen,
       bestätigt auch Suchtforscher Timo Bonengel: „Es ist immer ein Problem, wenn
       solche Substanzen besonders jugendfreundlich vermarktet werden.“
       
       Akute Vergiftungen mit Lachgas sind selten. Wenn es jedoch häufig und über
       einen längeren Zeitraum konsumiert wird, können Gehirn- und Nervenschäden
       entstehen. Denn Lachgas hemmt in Blut- und Nervenzellen die Verwertung von
       Vitamin B12, das eine wichtige Rolle etwa bei der Nerven- und Blutbildung
       spielt. In einzelnen Fällen kann es zu dauerhaften Lähmungen kommen.
       
       ## Verbote auch für K.-o.-Tropfen
       
       Auch der Verkauf der bislang frei verfügbaren chemischen Stoffe BDO und GBL
       soll durch die Gesetzesänderung künftig eingeschränkt werden. Denn sie
       können zur Herstellung von [3][geruch- und geschmackslosen K.-o.-Tropfen]
       genutzt werden. Täter*innen geben diese unbemerkt, etwa in Getränke,
       Betroffenen wird schwindelig, sie können bewegungsunfähig werden, das
       Bewusstsein verlieren und später Gedächtnislücken haben. Täter*innen
       nutzen die Wehrlosigkeit oftmals für Vergewaltigungen oder um ihre Opfer
       auszurauben.
       
       „Vermeintlich harmlose Industriechemikalien dürfen nicht länger missbraucht
       werden“, erklärte Warken. Ausnahmen sind vorgesehen, solange ein Missbrauch
       ausgeschlossen werden kann, denn die Chemikalien werden auch in der
       Industrie genutzt. Das soll etwa dann der Fall sein, wenn die Menge des
       Stoffes im fertigen Produkt sehr gering ist. So ist beispielsweise die
       Verwendung von GBL in Nagellackentfernern weiter erlaubt.
       
       Im Herbst soll das Gesetz verabschiedet werden und noch in diesem Jahr in
       Kraft treten. Etwas Kritik kommt nur von der Opposition: „Wie bei anderen
       Substanzen gilt auch bei Lachgas, dass Substanzverbote das Problem nicht
       lösen“, sagt Ates Gürpinar, drogenpolitischer Sprecher der Linken. Es
       brauche stattdessen konsequenten Jugendschutz und einen eng kontrollierten
       Markt. Bei den K.-o.-Tropfen brauche es eher noch mehr Maßnahmen, wie etwa
       Sicherheitskonzepte in den Clubs und mehr Aufklärung: „Wir reden hier von
       einer Substanz, [4][die auch als Waffe eingesetzt wird]“, so Gürpinar.
       Eigentlich müsste sie dann als solche behandelt werden. „Alle, insbesondere
       Frauen und Queers, sollen sich beim Feiern sicher fühlen können.“
       
       2 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Luisa Faust
       
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       ablehnt.