# taz.de -- Mobbing an Grundschule: Günther-Wünsch lenkt von sich ab
> Auch nach Akteneinsicht von Abgeordneten sagt die Bildungssenatorin, der
> Fall des gemobbten schwulen Lehrers sei „komplex“. Sie kündigt Maßnahmen
> an.
IMG Bild: Carl-Bolle-Grundschule in Berlin
Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) hat im Bildungsausschuss
wiederholt das Agieren des Senats in Zusammenhang mit Mobbing-Vorwürfen an
der Carl-Bolle-Grundschule verteidigt. Der Fall sei komplex, betonte sie.
Eine Unterrichtshilfe hatte sich nach [1][Beschwerden bei mehreren Stellen
an die Presse gewandt] und homophobes Mobbing an der Schule beklagt.
Es müsse mit dem Kollegium dringend geklärt werden, ob die Beteiligten an
der Schule in dieser Konstellation weiter zusammenarbeiten könnten – und
möchten, sagte die Senatorin am Donnerstag im Bildungsausschuss. Aus Sicht
der Verwaltung sei das schwierig und sollte möglichst „nicht der Fall
sein“, sagte Günther-Wünsch. Gleichzeitig solle es verpflichtende
Schulungen geben und das schulische Kinderschutzkonzept soll aufgearbeitet
werden – auch mit externen Partnern. Parallel suche die Verwaltung nach
einer neuen geeigneten Schulleitung, da die aktuelle regulär die Schule
verlässt.
Die Senatorin sagte, „der Verdacht eines Kinderschutzfalles“ ab dem
Frühjahr 2024 sei der Ausgangspunkt gewesen. „Aus diesem Verdacht sind in
der Folge Vorwürfe homophober Diskriminierung und gegenseitige
Mobbing-Vorwürfe“ geworden. Sie betonte zum wiederholten Mal, die Lage sei
komplex und berühre mehrere Ebenen: „Kinderschutz, gegenseitige
Diskriminierungsvorwürfe und ja, auch Verwaltungshandeln.“ Daraus hätten
sie Konsequenzen für die Schule selbst, aber auch für das Handeln der
Verwaltung abgeleitet.
In der Verwaltung soll das Beschwerdemanagement überarbeitet werden. Die
Vorgängerregierung etwa habe die Rahmendienstvereinbarung damals nicht
umgesetzt – dies wolle sie nun angehen, sagte die Senatorin. Aktuell soll
die Verwaltung die Notfallpläne zu Übergriffen und Diskriminierung,
insbesondere auf Schulpersonal erweitern und überarbeiten. Die
Schulaufsichten sollen qualifiziert und reformiert werden, damit Leitungen
und Aufsichten bessere Unterstützung bekommen.
## Fort- und Weiterbildungen
Die Senatorin verwies außerdem auf [2][Hunderte von Fort- und
Weiterbildungen] zu den Themen Antidiskriminierung, Mobbing,
gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. An diesen hätten bereits Hunderte
Lehrer*innen teilgenommen. Lehrer*innen könnten sich zudem zum
Antimobbingcoach ausbilden.
Der Abgeordnete Klaus Lederer (parteilos, zuvor Linke) kritisierte, dass
sich ihre Beschreibung des Falls nicht mit den [3][Berichten der
Abgeordneten, die Akteneinsicht genommen hatten], decke. Er fragte, ob die
Senatorin ernsthaft bestreite, dass eine Person an der Schule
schwulenfeindlich gemobbt und zum Täter gemacht worden sei – und ob die sie
eine eigene Verantwortung sähe.
Das Mobbing habe sie nicht „in Abrede gestellt“, aber „das ist nicht der
einzige Sachverhalt, der in dem Fall eine Rolle spielt“, betonte
Günther-Wünsch. Es sei komplex: Gegenseitige Mobbingvorwürfe und auch
Kinderschutz spiele eine Rolle. Es gäbe Schwachstellen im
Beschwerdemanagement, die sie jetzt schon versuchten, zu lösen. Ihr Ziel
sei es, maximale Transparenz herzustellen.
3 Jul 2025
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## AUTOREN
DIR Uta Schleiermacher
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