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       # taz.de -- G7-Gipfel in Kanada: Trump hat's eilig
       
       > Der US-Präsident reist verfrüht vom G7-Gipfel ab und teilt gegen Macron
       > aus. Die Teilnehmer geben dennoch eine Erklärung zum Israel-Iran-Krieg
       > ab.
       
   IMG Bild: Macht sich vor allen anderen vom Berg: US-Präsident Donald Trump
       
       Berlin taz | Zwei Tage dauert der G7-Gipfel eigentlich. Für den
       US-Präsidenten Donald Trump aber war das Treffen schon am ersten Nachmittag
       vorbei. Die Staats- und Regierungschefs der führenden Industrienationen
       waren seit Montagmorgen Ortszeit im kanadischen Kananaskis in den Rocky
       Mountains zusammengekommen. Beim sogenannten „Familienfoto“ vor pittoresker
       Bergkulisse teilte Trump den anderen Teilnehmern dann mit, er müsse zurück
       in die USA, es sei sehr wichtig.
       
       Seine Sprecherin führte auf X als Grund die Lage im Nahen Osten an, wo
       Israel vor wenigen Tagen den Iran angegriffen hatte. Er danke dem Gastgeber
       Kanada, sagte Trump, „aber Sie sehen wahrscheinlich, was ich sehe, und ich
       muss so schnell zurück sein, wie ich kann“.
       
       Doch offenbar sahen sie nicht, was er sah. Der französische Präsident
       Emmanuel Macron sagte mit Blick auf Trumps Abreise, es seien Gespräche
       zwischen den Kriegsparteien im Gange, und es gäbe ein Angebot für eine
       Waffenruhe.
       
       ## Trump beleidigt Macron
       
       Am Abend watschte Trump den „öffentlichkeitsheischenden“ Macron auf seiner
       Plattform Truth Social dafür ab. „Er hat keine Ahnung, warum ich jetzt auf
       dem Weg nach Washington bin, aber es hat sicherlich nichts mit einer
       Waffenruhe zu tun. Es geht um etwas viel Größeres als das“, schrieb Trump.
       Bereits beim G7-Gipfel 2018, der ebenfalls in Kanada stattfand, hatte
       [1][Trump sich vorzeitig verabschiedet], um den nordkoreanischen Diktator
       Kim Jong-un zu treffen.
       
       Dass Trump so allergisch auf Macron reagierte, könnte auch mit dessen
       Reiseroute Richtung Kanada zusammenhängen. Auf dem Weg nach Kananaskis
       hatte Macron am Sonntag einen Zwischenstopp in Grönland eingelegt und sich
       dort gegen die Gebietsansprüche Trumps auf die Insel ausgesprochen. „Ich
       glaube nicht, dass das etwas ist, was man unter Verbündeten macht“, sagte
       Macron am Flughafen von Nuuk. „Es ist wichtig zu zeigen, dass Dänemark und
       Europa sich für dieses Gebiet engagieren, das von großer strategischer
       Bedeutung ist und dessen territoriale Integrität respektiert werden muss.“
       
       ## Spannungen zwischen Trump und Mark Carney
       
       Auch mit Blick auf das G7-Gastgeberland hatte Trump ventiliert, er würde es
       begrüßen, wenn Kanada Teil der Vereinigten Staaten würde. Als Trump am
       Montagvormittag Ortszeit mit dem kanadischen Premierminister Mark Carney
       vor die Presse trat, war die Stimmung wohl auch deshalb angespannt. Carney
       tat sein Bestes, ein Pokerface zu wahren, während Trump gegen dessen
       Parteikollegen und Vorgänger Justin Trudeau stichelte.
       
       Trudeau habe Russland aus der damaligen G8 herausgeworfen. „Ich hielt das
       für einen Fehler“, sagte Trump. Der Anlass für den Ausschluss Russlands
       2014 war die völkerrechtswidrige Annexion der Krim und der Krieg gegen die
       Ukraine, während Trump faktenfrei behauptete, es hätte gar keinen Krieg
       gegeben, wäre Russland noch Teil der Staatengruppe. Auch kam Trudeau in
       Kanada erst 2015 an die Macht, dem Rauswurf stimmte sein konservativer
       Vorgänger Stephen Harper zu.
       
       Kremlchef Wladimir Putin ist auf jeden Fall dieses Jahr nicht dabei – dafür
       soll aber der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstag zu dem
       Treffen dazustoßen. Es war erwartet worden, dass Selenskyj den
       US-Präsidenten am Rande des Gipfels auch persönlich sprechen würde – es
       wäre das dritte Mal seit Trumps Amtseinführung. Dazu kommt es jetzt nicht.
       
       Angesichts der [2][heftigen russischen Raketenangriffe auf die Ukraine]
       hatte sich Trump in den vergangenen Wochen kritischer über Putin geäußert.
       Der sei absolut verrückt geworden, schrieb Trump auf Truth Social. Dass
       Putin sich Verhandlungen über einen Waffenstillstand verschließe, stimme
       ihn „nicht glücklich“. Beim G7-Gipfel aber sagte Trump erneut, er plane
       keine Wirtschaftssanktionen gegen Russland, denn die kosteten die USA viel
       Geld.
       
       ## Gemeinsame Erklärung zu Israel und Iran
       
       Bei aller Zwietracht konnten sich die G7-Länder wider Erwarten auf eine
       gemeinsame Erklärung zum Krieg zwischen Israel und dem Iran einigen. Der
       von Kanada veröffentlichte Text benennt Iran als „die Hauptquelle
       regionaler Instabilität und des Terrors“ und hebt Israels „Recht auf
       Selbstverteidigung“ hervor. Man habe stets klargestellt, dass der Iran
       niemals in den Besitz einer Nuklearwaffe gelangen dürfe.
       
       „Wir drängen darauf, dass die Lösung der Iran-Krise zu einer breiteren
       Deeskalation der Feindseligkeiten im Nahen Osten führt, einschließlich
       eines Waffenstillstands im Gazastreifen“, hieß es weiter. Wie die New York
       Times berichtet, habe Trump sich umentschieden und der Erklärung
       zugestimmt, nachdem nicht näher genannte Änderungen am ersten Entwurf
       vorgenommen wurden.
       
       Kurz vor Beginn des Gipfels hatte sich auch [3][Bundeskanzler Friedrich
       Merz] zu einem etwa 20-minütigen Gespräch mit Trump getroffen. Merz’
       Regierungssprecher äußerte später Verständnis für die Abreise des
       US-Präsidenten. Zuvor habe man intensiv über „Fragen der Weltwirtschaft,
       des Handels und zur Rohstoffsicherheit“ beraten. Auch die Staats- und
       Regierungschefs von Japan, Italien, Großbritannien sowie
       EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident António
       Costa nehmen an dem G7-Treffen teil.
       
       17 Jun 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Leon Holly
       
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