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       # taz.de -- Sparkurs der Entwicklungspolitik: „Die Bedarfe steigen, das Geld wird weniger“
       
       > Welthungerhilfe und Terre des Hommes fordern mehr Geld für
       > Entwicklungszusammenarbeit. Kürzungen könnten böse Folgen haben.
       
   IMG Bild: Mathias Mogge, Generalsekretär der Deutschen Welthungerhilfe
       
       Berlin taz | „Schockierend“, „dramatisch“ und „fatal“ – so kritisieren die
       Hilfsorganisationen [1][Welthungerhilfe] und [2][Terre des Hommes] die Lage
       der deutschen Entwicklungspolitik. Und sie warnen vor weiteren
       Einsparungen. Diese hätten drastische Folgen für Menschen in den ärmsten
       Regionen der Welt, sagten die Spitzen der Organisationen, als sie am
       Dienstag in Berlin den Jahresbericht [3][„Kompass 2025“] vorstellten.
       
       Während die Zahl der Kriege und bewaffneter Konflikte zunimmt, geht die
       Zahlungsbereitschaft vor allem der wohlhabenden Länder zurück. „Die Bedarfe
       steigen, das Geld wird weniger“, so Mathias Mogge. Der Vorsitzende der
       Welthungerhilfe beklagte, dass das Thema auch [4][beim G7-Gipfel in Kanada]
       im Schatten von sicherheitspolitischen Fragen „gar keine Rolle“ spiele.
       
       Dabei hat die [5][faktische Auflösung der Entwicklungsagentur USAID] durch
       die Trump-Administration große Lücken gerissen. Mehr als die Hälfte der
       humanitären Hilfe etwa kam zuletzt aus den USA. In den letzten zwei Jahren
       sei global ein Drittel der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit und
       humanitäre Hilfe weggefallen, sagte Joshua Hofert, Vorstand des
       Kinderrechtswerks Terre des Hommes.
       
       Es treffe besonders junge Menschen: Die Zahl der Kinder in Konfliktgebieten
       habe sich in den letzten drei Jahrzehnten verdoppelt – inzwischen sei jedes
       fünfte Kind bedroht, in einer Krisenregion getötet zu werden, sexuelle
       Gewalt zu erfahren oder Angriffe auf seine Schule zu erleben. [6][Allein im
       Sudan] könnten 17 Millionen Kinder und Jugendliche nicht zum Unterricht
       gehen.
       
       ## Deutschland verfehlt 0,7-Prozent-Ziel
       
       Auch Deutschland [7][spart in der Entwicklungspolitik]. Die Bundesrepublik
       gab 2024 erstmals seit Jahren weniger als die 0,7 Prozent des
       Bruttonationaleinkommens für Entwicklungsfinanzierung aus, die
       international als Ziel vereinbart sind. Statt 36 Milliarden Euro wie 2023
       waren es im vergangenen Jahr weniger als 30 Milliarden.
       
       2025 könnten noch weniger Mittel zur Verfügung stehen – trotz guter
       Gespräche, die seitens der Organisationen mit der neuen
       Entwicklungsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD) geführt wurden. Es sei
       „gut und richtig“, dass Schwarz-Rot Außenpolitik, Verteidigungspolitik und
       Entwicklungszusammenarbeit im Sinne einer „integrierten Sicherheitspolitik“
       zusammen denken wolle, sagte Hofert. Grundsätzlich sei es aber „absolut
       fatal“, dass im Koalitionsvertrag ein Bekenntnis zur Quote fehle.
       
       Die Hilfsorganisationen sind nun aufgrund der angespannten Lage auch
       gefordert, andere Finanzierungsquellen zu erschließen. „Wir müssen
       überlegen: Wo kommen die Ressourcen her, wenn sie in einem geringeren Maße
       aus Deutschland, wenn sie fast gar nicht mehr aus den USA oder von anderen
       Gebern kommen“, sagte Mogge, dessen Organisation sich mehrheitlich aus
       öffentlichen Zuwendungen finanziert.
       
       Zwar setze man auf die ungebrochene Spendenbereitschaft der Gesellschaft,
       auf private Stiftungen oder andere Regierungen, die bisher auf Einsparungen
       verzichten. Aber falls das nicht mehr reicht? Mogge: „Notfalls bedeutet es,
       dass wir am Ende schrumpfen müssen.“
       
       17 Jun 2025
       
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       nicht.