URI: 
       # taz.de -- Abschiebung nach Griechenland: Anti-Hamas Aktivist Hamza Howidy droht die Abschiebung
       
       > Hamza Howidy floh aus Gaza und kämpft in Deutschland weiter gegen
       > Islamismus und Antisemitismus. Jetzt soll er nach Griechenland
       > abgeschoben werden.
       
   IMG Bild: Hamza Howidy
       
       Berlin taz | Der palästinensische Anti-Hamas Aktivist Hamza Howidy soll aus
       Deutschland abgeschoben werden. Weil er bereits in Griechenland Asyl
       bekommen hat, wurde sein Antrag vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
       BAMF abgewiesen. Dabei droht Geflüchteten in Griechenland Arbeitslosigkeit,
       Wohnungslosigkeit und Verelendung. Der taz sagt Howidy: „Ich fühle mich
       komplett verloren.“ Er lebe in ständiger Angst davor, dass die Polizei ihn
       abholen komme.
       
       Howidy hatte sich in Gaza [1][gegen die dort herrschende Terrororganisation
       Hamas engagiert.] Die Islamisten ließen ihn festnehmen und foltern. Im
       Sommer 2023 floh er deshalb nach Griechenland und erhielt Asyl. Auch hier
       kritisiert er weiterhin öffentlich die Hamas, etwa durch Posts auf sozialen
       Medien. Daraufhin wurde er von ebenfalls nach Griechenland geflüchteten
       Hamas-Anhängern mit dem Tod bedroht, wie er berichtet. Anfang 2024 ging er
       deshalb nach Deutschland und stellte einen erneuten Asylantrag.
       
       Die jetzt drohende Abschiebung Howidys ist auch deswegen so
       aufsehenerregend, weil er es mit seinem Aktivismus gegen Islamismus und
       Antisemitismus zu einer gewissen Bekanntheit gebracht hat. Er gab
       Interviews im ZDF oder für Die Welt, sprach an Schulen und Universitäten,
       wurde von Bundestagsabgeordneten in Reden erwähnt. Auch für die taz
       [2][schrieb er] und warb dabei für den Dialog zwischen Israelis und
       Palästinensern.
       
       Bis vor wenigen Monaten schoben die deutschen Behörden fast niemanden nach
       Griechenland ab, auch wenn dies nach den Dublin-Regeln eigentlich
       vorgesehen war. Zu groß war das Elend der Asylsuchenden und auch der
       anerkannten Geflüchteten dort. Doch seit einer Entscheidung des
       Bundesverwaltungsgerichts aus dem April hat sich das geändert.
       
       ## Extreme Notlage
       
       Auch in den Unterlagen zum Fall Howidy, die der taz vorliegen, wird das
       Urteil angeführt. Es sei „nicht mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit zu
       erwarten, dass nach Griechenland zurückkehrende arbeitsfähige, gesunde und
       alleinstehende männliche Schutzberechtigte dort in eine extreme materielle
       Notlage geraten werden“, heißt es dort etwa.
       
       Zwar sei der Zugang zu Sozialleistungen nicht gewährleistet, es gebe aber
       Notschlafstellen. Und andere Grundbedürfnisse könnten Geflüchtete
       befriedigen, indem sie in der „sogenannten Schattenwirtschaft“ arbeiten.
       Das Bundesverwaltungsgericht empfiehlt den Betroffenen also,
       schwarzzuarbeiten, was oft Ausbeutung und brutale Arbeitsverhältnisse
       bedeutet. Menschenrechtsorganisationen bezeichnen die Lage für Geflüchtete
       in Griechenland weiterhin als unmenschlich und schockierend. Das BAMF teilt
       auf Anfrage der taz mit, dass „die Gefahr einer unmenschlichen oder
       erniedrigenden Behandlung in Griechenland bei Rückkehr – auch unter dem
       strengen Maßstab der Rechtsprechung – nicht angenommen werden kann.“ Zu
       einzelnen Fällen äußere das Amt sich prinzipiell nicht.
       
       Würde er tatsächlich abgeschoben, drohe ihm in Griechenland Lebensgefahr,
       sagt Howidy der taz. „Es gibt dort keinen Schutz.“ Nach wie vor lebten in
       Griechenland viele Geflüchtete aus Gaza, die Hamas-Mitglieder seien oder
       mit der Terrororganisation sympathisieren. „Die deutsche Polizei kann mich
       beschützen, die griechische wird es nicht tun“.
       
       Ein Eilantrag von Howidys Anwältin gegen die drohende Abschiebung wurde
       abgelehnt. Jetzt soll [3][eine Petition] Druck machen, damit er doch
       bleiben darf. Bislang haben rund 8.000 Personen unterschrieben.
       
       18 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /7-Oktober--ein-Jahr-danach/!6034823
   DIR [2] /Widerstand-in-Gaza/!6079528
   DIR [3] https://www.openpetition.de/petition/online/hamza-howidy-muss-bleiben?fbclid=IwY2xjawK-vUFleHRuA2FlbQIxMQBicmlkETBMR3ZFS3pnUE1MbUh1R3g5AR4ERHvTIKQrhLuxCYp4MHro9tiikCMqvLqpghmBwJtkB8uGkc__9PGy3QGMoQ_aem_4cvRIhqUUR6_sEAmIrxQ9g
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Frederik Eikmanns
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Flucht
   DIR Abschiebung
   DIR Hamas
   DIR Islamismus
   DIR Gaza-Krieg
   DIR Islamverband Ditib
   DIR wochentaz
   DIR Palästina
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Gaza
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR ZDF-Produktionsfirma: Getöteter Mitarbeiter in Gaza soll Mitglied der Hamas gewesen sein
       
       Israel hat Dokumente vorgelegt, dass der im Gazastreifen getötete
       Mitarbeiter einer ZDF-Partnerfirma Mitglied der Terrororganisation Hamas
       war.
       
   DIR Interview mit Murat Kayman: „Wir sind der Zucker im deutschen Tee“
       
       Einst war er CDU-Mitglied und Ditib-Vertreter, heute warnt er vor
       Islamismus und Antisemitismus. Ein Gespräch über türkische
       Rückkehrillusionen und fehlende Empathie für Juden.
       
   DIR Aktivist aus Gaza zwischen den Fronten: Hamza Howidy zeigt, dass es auch anders geht
       
       Hamza Howidy aus Gaza setzt sich für Frieden in Nahost ein. Er kritisiert
       Iran, Hamas und Israel. Sein Asylantrag in Deutschland wurde abgelehnt.
       
   DIR Widerstand in Gaza: Ein Weckruf gegen die Hamas
       
       Die Proteste gegen die Hamas im Gazastreifen stellen eine westliche
       Erzählung infrage. Die Menschen in Gaza sind mehr als ihre Unterdrücker.
       
   DIR 7. Oktober – ein Jahr danach: (K)ein neues Leben
       
       Hamas-Kritiker Howidy verließ im Sommer 2023 Gaza. Er wollte den Nahen
       Osten hinter sich lassen, dann kam der 7. Oktober. Ein persönliches
       Protokoll.
       
   DIR Aktivist über Anti-Hamas-Protest in Gaza: „Wir wollten sie stürzen“
       
       Hamza Howidy hat gegen die Hamas demonstriert. Der internationalen
       Pro-Palästina-Bewegung wirft er Verherrlichung der Islamisten vor.