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       # taz.de -- Abtreibungen im Vereinigten Königreich: Frauen für Frauenrechte
       
       > England und Wales machen vor, wie mit anachronistischen Gesetzen
       > umzugehen ist. Schwangerschaftsabbrüche sollen dort entkriminalisiert
       > werden.
       
   IMG Bild: Die Kriminalisierung von Abtreibungen in England und Wales soll ein Ende haben
       
       Es ist ein großer Sieg für britische Frauen. Die Kriminalisierung von
       Frauen in England und Wales soll ein Ende haben, selbst wenn sie nach der
       vorgeschriebenen 24-Wochen-Frist für [1][Schwangerschaftsabbrüche]
       abgetrieben haben. Das Gesetz, das Abtreibungen von Frauen kriminalisierte,
       entstammt dem viktorianischen Zeitalter aufgezwungener biederer Moral, als
       sich unter den parlamentarischen Abgeordneten des House of Commons keine
       einzige Frau befand.
       
       Als [2][Schwangerschaftsabbrüche] 1967 erstmalig erlaubt wurden, saßen
       gerade einmal 26 Frauen im britischen Unterhaus. Als dem Änderungsantrag
       zur Entkriminalisierung am Dienstagabend zugestimmt wurde, waren von den
       insgesamt 650 Abgeordneten immerhin [3][263 Frauen.] Es war eine Frau, die
       den Antrag stellte, während andere Frauen sowohl dafür als auch dagegen
       sprachen. So muss es sein, denn hier geht es ausschließlich um den Körper
       von Frauen.
       
       Die Mehrheit der frei nach Gewissen wählenden Abgeordneten stimmten dem
       Gesetz zu. 99 Prozent aller Abtreibungen in England und Wales werden vor
       der rechtlich möglichen Frist von 24 Wochen vorgenommen. Unter den über
       einhundert Frauen, die in den letzten Jahren wegen einer späteren
       Abtreibung kriminalisiert wurden, befinden sich die verletzlichsten und am
       meisten gefährdeten Frauen, Opfer von Menschenhandel, von sexueller
       Ausbeutung, häuslicher Gewalt.
       
       Oft sind es auch sehr junge Frauen, die Totgeburten hatten. Das Gesetz
       entlastet alle. Wer helfen will, hat weiterhin die Möglichkeit, den Frauen
       in Not Unterstützung anzubieten. Der kleine Prozentsatz der Frauen, die mit
       dem Abbruch bis zur 24. Woche oder länger warteten, muss nach der
       Gesetzesänderungen keine juristische Verfolgung fürchten. Die Frauen sollen
       nicht länger kriminalisiert werden.
       
       Das bedeutet vor allem, dass sie sich nicht länger verstecken müssen,
       sondern dass sie Hilfe suchen und in Anspruch nehmen können. Allein das ist
       eine überfällige Befreiung aus dem Korsett des viktorianischen Zeitalters.
       
       18 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.theguardian.com/politics/2025/jun/17/abortion-vote-decriminalisation-prosecutions-rising
   DIR [2] /Schwerpunkt-Abtreibung/!t5008434
   DIR [3] https://www.parliament.uk/about/parliament-and-women/women-in-parliament-today/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
       
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