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       # taz.de -- Korruptionsskandal in Spanien: Durchhalten um jeden Preis
       
       > Der sozialistische Regierungschef Pedro Sánchez kämpft um sein
       > politisches Überleben, während die rechte Opposition auf vorgezogene
       > Neuwahlen hofft.
       
   IMG Bild: Die Festnahme des PSOE-Schwergewichts Santos Cerdán wegen mutmaßlicher Korruption belastet die Regierung von Pedro Sánchez
       
       Madrid taz | Am Wochenende haben sowohl die sozialistische PSOE als auch
       die konservative Partido Popular (PP) Parteikongresse abgehalten.
       Ministerpräsident Pedro Sánchez bildete auf dem kleinen PSOE-Parteitag die
       Führung der Sozialisten komplett um. PP-Chef Alberto Nuñez Feijóo sieht
       sich dagegen bereits im Regierungspalast und ließ sich erneut als
       Spitzenkandidat der konservativen Partei bestätigen.
       
       „Mein Herz ist gebrochen, meine Entschlossenheit nicht“, erklärte Sánchez.
       Er sprach von „Enttäuschung“ und „Verrat“ und von der „Überraschung“ in der
       Partei, als die dunklen Machenschaften, die seinem Organisationssekretär
       Santos Cerdán vorgeworfen werden, bekannt wurden. Der mittlerweile in
       Untersuchungshaft sitzende starke Mann an der PSOE-Spitze soll bei
       öffentlichen Bauaufträgen die Hand aufgehalten haben.
       
       Auch wenn die Sozialisten ihn sofort aus allen Ämtern entließen und
       zwangen, als Abgeordneter abzutreten, hinterlässt der Skandal schwere
       Schäden am Image von Sánchez. Denn der kam einst bei einem Misstrauensvotum
       an die Macht, das die PP verlor, weil sie sich mit Korruption finanziert
       hatte.
       
       Es war Cerdán, der die parlamentarische Mehrheit aus linken Parteien und
       nationalistischen Abgeordneten aus unterschiedlichen Regionen hinter
       Sánchez’ Minderheitsregierung vereinigte. Der Skandal Cerdáns ist nicht der
       erste unter dem PSOE-Chef. Auch gegen Cerdáns Vorgänger als
       Organisationssekretär, José Luis Ábalos, wird ermittelt. Die beiden
       arbeiteten – so der jetzige Ermittlungsstand – eng zusammen.
       
       ## Gegenseitige Empfehlungen für Prostituierte
       
       Die Antikorruptionspolizei entdeckte auf dem Rechner eines Komplizen
       Gesprächsmitschnitte, die – sofern sie echt sind, was die Beklagten
       bestreiten – von einem Lebenswandel zeugen, der alles andere als
       vorbildlich ist. Neben Verhandlungen über hohe Geldbeträge empfahlen sie
       sich gegenseitig Prostituierte. Deshalb beschloss die PSOE neben der
       Umbesetzung des Parteivorstandes auch am Wochenende, dass künftig aus der
       Partei ausgeschlossen wird, wer Prostituierte frequentiert.
       
       „Der Kapitän gibt nicht auf, wenn die See rau ist. Er bleibt, um den Sturm
       zu überstehen und das Schiff zurück in den Hafen zu steuern“, erklärte
       Sánchez. Durchhalten bis zum regulären Wahltermin 2027 ist sein Motto. Die
       Linksregierung habe beim sozialen Umbau Spaniens noch viel zu tun, deshalb
       wolle er auf keinen Fall eine Regierung aus einem Bündnis aus PP und
       rechtsextremer Vox.
       
       Die Angst vor einem Rechtsbündnis hält Sánchez’ Unterstützer zusammen. Das
       musste PP-Chef Feijóo kürzlich erneut erfahren. Ihm fehlen für ein
       Misstrauensvotum gegen Sánchez fünf Abgeordnete. Die konservativen
       Nationalisten aus dem Baskenland oder Katalonien, PNV und Junts, könnten
       beide diese beisteuern. Doch sie wollen auf keinen Fall eine Regierung
       unter Vox-Beteiligung.
       
       Der PP-Parteitag dürfte die Nationalisten in ihrer Haltung bestärkt haben.
       Denn der Ex-Ministerpräsident José María Aznar heizte die Stimmung an,
       indem er die Nationalisten Verbrecher nannte und prophezeite, Sánchez werde
       im Gefängnis enden, weil er mit diesen Verbrechern eine Mehrheit gebildet
       habe. Aznar warnte erneut vor dem Ende der spanischen Nation, sollte die
       PSOE weiter mithilfe von Basken und Katalanen regieren.
       
       Mit 99 Prozent als Spitzenkandidat bestätigt, gab sich Feijóo gemäßigt. Er
       wolle einen „grundlegenden Wandel Spaniens aus der Mitte heraus“. Er strebe
       zehn Millionen Stimmen an, um allein mit absoluter Mehrheit regieren zu
       können. Laut Umfragen würde die PSOE derzeit an Zustimmung verlieren und
       vor allem Vox zulegen. Feijóo wird ohne sie kaum regieren können.
       
       6 Jul 2025
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reiner Wandler
       
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