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       # taz.de -- Nahost-Konflikt: Keine Analogie von Palästina-Demos und Bürgerrechtsbewegung
       
       > Der Kampf der 60er gegen Rassismus in den USA lässt sich mit den
       > pro-Palästina-Kundgebungen nicht vergleichen. Zu unterschiedlich sind die
       > Ziele.
       
   IMG Bild: Propalästinensische Demonstrantinnen Anfang Juli in Berlin
       
       Die öffentliche Debatte leidet unter einer unzulässigen Gleichsetzung: Die
       aktuellen [1][Free-Palestine-Demonstrationen] werden zunehmend mit den
       legendären Demonstrationen der Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre in den
       USA verglichen. Diese Analogie ist jedoch historisch unpräzise und zutiefst
       problematisch.
       
       Die [2][Bürgerrechtsbewegung] der 1960er Jahre kämpfte gegen Rassismus und
       für die Gleichberechtigung und Würde aller Bürger – ein unzweifelhaft
       moralisches Ringen um Inklusion und Gerechtigkeit. Im krassen Gegensatz
       dazu stehen die Demonstrationen der Free-Palestine-Bewegung. Ihre Rhetorik
       und Symbolik überschreitet in der öffentlichen Artikulation die Grenze zum
       blanken Judenhass. Hier wird mitunter offen die Existenz eines Staates
       infrage gestellt.
       
       Weder die Demonstrierenden noch ihre Fürsprecher in Talkrunden erheben
       Freiheitsforderungen, die sich an die Hamas richten. Das Fehlen von Wahlen
       unter der Hamas seit nahezu 20 Jahren und die schwierige Lage von Frauen
       oder der LGBTQ+-Community werden geflissentlich ignoriert. Auf den
       propalästinensischen Kundgebungen wartet man vergeblich auf auch nur ein
       Wort Empathie für die über eintausend Opfer der Hamas vom [3][7. Oktober].
       Stattdessen wird von „Widerstand mit allen Mitteln“ gesprochen.
       
       Doch selbst die angeblich „harmloseren“ Aktivitäten dieser Bewegung richten
       Schaden an. Man denke an [4][Greta Thunbergs medienträchtigen Segeltörn].
       Nicht zuletzt versinnbildlichte der gescheiterte Global March to Gaza, der
       an der ägyptischen Mauer zerschellte, die performative Solidarität pur.
       
       Solche Aktionen untergraben die Ernsthaftigkeit des „eigenen“ Anliegens,
       indem sie zur Bühne für White Saviors verkommen, die in einer Art
       Reality-Soap heulend und zähneklappernd mit der Wahrheit und ihrer eigenen
       Naivität konfrontiert werden. Dies steht in scharfem Kontrast zu 1964, als
       Aktivisten vom Ku-Klux-Klan gelyncht wurden. Die undifferenzierte
       Gleichsetzung verhöhnt die Errungenschaften der Bürgerrechtsbewegung.
       
       7 Jul 2025
       
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       ## AUTOREN
       
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