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       # taz.de -- Polizeischüsse in Berlin-Wedding: Psychisch auffälliger Mann lebensgefährlich verletzt
       
       > Die Polizei hat in Wedding auf einen Mann geschossen, der sich mit einem
       > Messer selbst verletzte. Immer wieder eskalieren Einsätze bei Menschen in
       > Krisenlagen.
       
   IMG Bild: Immer wieder eskalieren Polizeieinsätze bei Menschen in akuten Krisenlagen
       
       Berlin taz | Die Polizei hat in der Nacht zu Dienstag in Wedding einen Mann
       niedergeschossen, der sich mit einem Messer selbst verletzt hat. Der
       40-Jährige sei dabei lebensgefährlich getroffen worden und werde auf der
       Intensivstation behandelt, erklärte ein Polizeisprecher.
       
       Ein Anwohner hatte am späten Montagabend die Polizei zu einem
       Mehrfamilienhaus in der Markstraße gerufen. Als die Beamt*innen dort
       eintrafen, habe der „verhaltensauffällige Mann“ das Messer in der Hand
       gehalten und sich damit Verletzungen zugefügt. Sie hätten den 40-Jährigen
       mehrmals aufgefordert, das Messer wegzulegen, sowie, als das nicht geschah,
       Schüsse angedroht. Kurz darauf hätten sie mehrfach gezielt auf die Beine
       des Mannes geschossen, heißt es weiter. Wie in solchen Fällen üblich, hat
       eine Mordkommission die Ermittlungen übernommen.
       
       In der Vergangenheit sind Polizeieinsätze bei psychisch erkrankten Menschen
       immer wieder eskaliert. Fachleute schätzen, dass zwei Drittel bis drei
       Viertel der Polizeitoten in Deutschland [1][in einer psychischen Krise
       waren], als sie getötet wurden.
       
       ## Polizei wollte Einsatzkonzepte überarbeiten
       
       Erst vor Kurzem hatte Berlins Polizeibeauftragter Alexander Oerke [2][in
       seinem Jahresbericht] kritisiert, dass die Berliner Polizei – anders als
       versprochen – bisher noch keine aktualisierten Einsatzkonzepte zum Umgang
       mit psychisch auffälligen Personen mit hohem Gewaltpotenzial vorgelegt
       habe.
       
       Gleichwohl räumte er ein, dass sogenannte ad-hoc-Lagen, also wenn die
       Polizei wie nun im Wedding über den Notruf von einer gegenwärtigen Fremd-
       oder Eigengefährdung erfährt, die Beamt*innen „vor erhebliche
       Herausforderungen“ stellen.
       
       Unklar ist derzeit noch, warum die Beamt*innen gegen den 40-jährigen
       Mann in Wedding keinen sogenannten Taser einsetzten. Die Polizei erklärte
       auf taz-Anfrage, dies sei Gegenstand der noch laufenden Ermittlungen.
       
       Seit einiger Zeit verfügt die Berliner Polizei [3][über rund 250 solcher
       „Distanzelektroimpulsgeräte“], wie die Elektroschocker offiziell heißen.
       Sie dürfen eingesetzt werden, wenn so der Gebrauch von Schuss- oder
       Hiebwaffen vermieden oder wenn eine schwere Selbstverletzung bis hin zum
       Suizid verhindert werden kann.
       
       Haben Sie suizidale Gedanken? Dann sollten Sie sich unverzüglich ärztliche
       und psychotherapeutische Hilfe holen. Bitte wenden Sie sich an die nächste
       psychiatrische Klinik oder rufen Sie in akuten Fällen den Notruf an unter
       112. Eine Liste mit weiteren Angeboten finden Sie [4][unter diesem Link].
       
       8 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Kriminologe-ueber-Polizeischuesse/!6000538
   DIR [2] /Bericht-des-Polizeibeauftragten/!6090221
   DIR [3] /Taser-bei-der-Berliner-Polizei/!6063727
   DIR [4] /Hilfsangebote-bei-suizidalen-Gedanken/!6009869
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hanno Fleckenstein
       
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