URI: 
       # taz.de -- Erhöhung des US-Einfuhrzolls: Japan und Südkorea reagieren gelassen auf Trumps Drohungen
       
       > Trotz markiger Drohungen erhalten Japan und Südkorea drei Wochen mehr
       > Zeit, ein neues Zollabkommen mit den USA auszuhandeln.
       
   IMG Bild: Der Frachthafen von Tokio im Juli
       
       Tokio taz | Japan und Südkorea haben gelassen auf neue Zolldrohungen aus
       den USA reagiert. In Briefen an die beiden engsten US-Verbündeten in Asien
       kündigte Präsident Donald Trump eine Erhöhung des US-Einfuhrzolls auf „nur
       25 Prozent“ an, verlängerte aber zugleich die Frist für Verhandlungen um
       drei Wochen bis zum 1. August. Weitere 12 Drohbriefe schickte Trump an
       überwiegend südostasiatische Staaten.
       
       Die Europäische Union erhielt keinen Brief. [1][Hier gehen die
       Verhandlungen weiter.] Ziel der Europäischen Union müsse es vor allem sein,
       die noch höheren Sonderzölle für bestimmte Branchen wie die Auto-, Stahl-
       und Aluminiumindustrie wegzuverhandeln, sagte der Vorsitzende des
       Ausschusses für internationalen Handel im EU-Parlament, Bernd Lange, am
       Dienstag.
       
       Im April hatte Trump auf japanische Waren 24 Prozent Zoll und auf
       südkoreanische 25 Prozent verhängt. Diese „reziproken“ Zollsätze setzte er
       dann für 90 Tage aus, es galt lediglich ein „Basiszoll“ von 10 Prozent. Das
       Moratorium endet an diesem Mittwoch. In seinen Briefen warnte Trump Japan
       und Südkorea davor, Gegenzölle auf US-Waren zu erheben. Dann würde er den
       US-Zollsatz entsprechend anheben. Die Erhöhung sei „äußerst bedauerlich“,
       meinte Japans Premierminister Shigeru Ishiba. „Wir werden auf die neue
       Frist hinarbeiten, um eine Einigung in gegenseitigem Interesse zu
       erzielen.“
       
       Das Handelsministerium in Seoul sieht den Brief als „faktische Verlängerung
       des Moratoriums bis zum 1. August“. Man werde diese Zeit nutzen, um die
       Verhandlungen zu beschleunigen und Handelshemmnisse abzubauen, teilte das
       Ministerium mit. Die schärfste Reaktion kam aus Bangladesch, dem Trump 35
       Prozent Zoll androhte, zwei Punkte weniger als im April. Dennoch nannte der
       Verband der Textilhersteller die Nachricht „absolut schockierend“. Die
       Textilindustrie, die über 80 Prozent der Exporteinnahmen generiert, würde
       schwer getroffen. Den Zollsatz für Kambodscha senkte Trump überraschend von
       49 auf 36 Prozent, obwohl chinesische Hersteller das Land offenbar als
       Zwischenstation für Exporte in die USA nutzen.
       
       ## „Verwöhnte Verhandlungspartner“
       
       In ihren Verhandlungen mit Washington bestehen Tokio und Seoul bisher
       darauf, dass der seit April geltende US-Sonderzoll von 25 Prozent für den
       Import von Autos und Autoteilen gesenkt oder abgeschafft wird. Ansonsten
       werde man kein Abkommen unterschreiben. Hier stießen beide Länder bisher
       auf Granit, weil sie selbst kaum US-Autos einführen, während Hersteller wie
       Toyota und Hyundai viele Autos in die USA exportieren. Anders als China mit
       seinem Quasi-Monopol bei Seltenen Erden besitzen Japan und Südkorea keine
       Druckmittel gegen die USA. I[2][m Gegenteil: Sie sind auf Washington als
       ihren jeweils einzigen Sicherheitspartner angewiesen.]
       
       „Trump griff Japan und Südkorea heraus, um seine Botschaft über
       Ungleichgewichte im Automobilhandel zu verdeutlichen“, meinte Takehide
       Kiuchi, Chefökonom beim Nomura-Forschungsinstitut. Der US-Präsident hatte
       sich vergangene Woche über Tokio beschwert. Japan sei ein „sehr harter und
       verwöhnter“ Verhandlungspartner. Der Hintergrund: Regierungschef Ishiba
       will beim Autozoll nicht nachgeben, weil der Verlust vieler Arbeitsplätze
       in der Autoindustrie droht. Zudem möchte sich der konservative Premier vor
       der Oberhauswahl am 20. Juli keine Blöße geben. „Bis dahin bleibt aber kaum
       noch Zeit, um Vorschläge auszuarbeiten“, meinte Ökonom Kiuchi.
       
       Dennoch setzen Tokio und Seoul offensichtlich auf eine rechtzeitige
       Einigung oder eine Verlängerung des Moratoriums. Trump bestätigte diese
       Einschätzungen: Die Frist bis zum 1. August sei „verbindlich, aber nicht zu
       100 Prozent“. Er zeigte sich offen für neue Vorschläge seiner
       Handelspartner. Die Importaufschläge in den 14 Briefen seien „final, aber
       wenn sie mit einem anderen Angebot anrufen und es mir gefällt, dann machen
       wir es.“
       
       8 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Trump-stoppt-Handelsgespraeche-mit-Kanada/!6096969
   DIR [2] /Politikwissenschaftler-Heinze-ueber-Trump/!6092569
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Martin Fritz
       
       ## TAGS
       
   DIR Zölle
   DIR Japan
   DIR Welthandel
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
   DIR Donald Trump
   DIR Shigeru Ishiba
   DIR Japan
   DIR Europäische Union
   DIR Donald Trump
   DIR Donald Trump
   DIR Zölle
   DIR wochentaz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Gipfeltreffen in Tokio: Japan und Südkorea wollen Freunde werden
       
       Japan und Südkorea stärken ihre Beziehungen und Zusammenarbeit. Damit
       reagieren sie auf die unberechenbare Außenpolitik von US-Präsident Donald
       Trump.
       
   DIR Wahlen in Japan: Alte Gewissheiten bröckeln
       
       Die Niederlage des japanischen Regierungschefs ist milder ausgefallen, als
       erwartet. Ohne Mehrheit in beiden Kammern sind seine Tage jedoch gezählt.
       
   DIR Wahlschlappe für Japans Regierung: Politische Instabilität befürchtet
       
       Die Koalition von Ministerpräsident Ishiba hat im mächtigen Unterhaus des
       Parlaments schon eine Weile keine Mehrheit mehr. Nach der Wahl zum Oberhaus
       muss sie das Gleiche in der zweiten Kammer fürchten.
       
   DIR Zollstreit: Die Vergeltung wird verschoben
       
       Im Zollstreit mit den USA sollen die Gegenmaßnahmen der EU nicht vor Anfang
       August in Kraft treten. Das gefällt nicht allen Mitgliedsstaaten.
       
   DIR Handelsstreit zwischen USA und Brasilien: Trump verhängt Zölle von 50 Prozent
       
       Der US-Präsident will mit einem ungewöhnlich hohen Zoll gegen Brasilien den
       linken Regierungschef Lula treffen. Der droht mit Gegenmaßnahmen.
       
   DIR US-Präsident verschickt Zoll-Briefe: Trump verlängert Frist für die Europäische Union
       
       US-Präsident Donald Trump gibt der EU im Zollstreit Zeit bis zum 1. August
       für einen Deal. Für 14 Länder verkündet er hohe Aufschläge auf Importe.
       
   DIR Nächste Runde im Zollstreit mit den USA: Trump will am Montag per Brief über neue Zölle informieren
       
       Der US-Präsident hat angekündigt, am Montag Handelspartnern Briefe mit
       Angaben zu neuen Abgaben zu schicken. Er droht auch den Brics-Staaten.
       
   DIR Die Bibliothek in den USA und Kanada: Auf der Grenze
       
       Seit 100 Jahren steht die Bibliothek Haskell in Kanada und den USA. Lange
       konnte man ohne Kontrollen rein und raus – bis Trump auf sie aufmerksam
       wurde.