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       # taz.de -- Verfassungsschutzbericht: Immer mehr gewaltbereite Neonazis in Brandenburg
       
       > Der Brandenburger Verfassungsschutz registriert in seinem Jahresbericht
       > einen neuen Höchststand an Rechtsextremen. Die Opferperspektive fordert
       > mehr Mittel.
       
   IMG Bild: Immer jünger, immer gewaltbereiter: Neonazis in Brandenburg
       
       Berlin taz | Die Zahl der Rechtsextremen in Brandenburg ist erneut massiv
       gestiegen. Laut Verfassungsschutzbericht 2024, der am Mittwoch in Potsdam
       vorgestellt wurde, wurden im vergangenen Jahr 3.650 Rechtsextreme erfasst –
       das sind fast 20 Prozent mehr als noch im Vorjahr (3.085). Davon gelten
       fast 40 Prozent als gewaltbereit. Die Zahl an gewaltbereiten Rechtsextremen
       stieg im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent, von 1.300 auf 1.430.
       
       Damit erreicht die Entwicklung der vergangenen Jahre einen neuen
       Höchststand. Vor zehn Jahren lag die Zahl der Rechtsextremen in Brandenburg
       laut Verfassungsschutz bei 1.230 – davon 920 gewaltbereit. Das entspricht
       einer Verdreifachung der Anzahl von Rechtsextremen seit 2015.
       
       Laut Brandenburgs Innenminister René Wilke (parteilos) ist der jüngste
       Anstieg vor allem auf [1][junge Menschen] zurückzuführen. „Seit vergangenem
       Sommer radikalisieren sich Jugendliche – insbesondere im Rechtsextremismus
       – in einer unfassbaren Geschwindigkeit“, so Wilke. Soziale Medien seien
       dabei „Türöffner und Wegbegleiter in einem“.
       
       „Wir beobachten vor allem bei Jugendlichen, dass Bausteine teils
       unterschiedlicher Ideologien unreflektiert miteinander kombiniert werden“,
       so der kommissarische Leiter der Verfassungsschutzabteilung Axel Heidrich.
       
       ## Mehrheit des AfD-Landesverbands rechtsextrem
       
       Unter den 3.650 erfassten Rechtsextremen sind 1.400 AfDler – inklusive der
       mittlerweile aufgelösten Jugendorganisation Junge Alternative. Das sind 350
       mehr als noch im Jahr zuvor. Dabei gelten nicht alle AfD-Mitglieder als
       rechtsextrem – zumindest noch nicht. Der Brandenburger Landesverband, der
       nach eigenen Angaben 2.600 Mitglieder hat, war Anfang Mai vom damaligen
       Verfassungsschutzchef Jörg Müller als gesichert rechtsextremistisch
       hochgestuft worden. Im [2][Streit darüber] wurde zunächst Müller entlassen,
       später trat Innenministerin Katrin Lange (SPD) zurück. Weil die AfD
       gerichtlich gegen die Einstufung vorgeht, gilt sie bis zu einer
       Entscheidung weiter als Verdachtsfall.
       
       Die Beratungsstelle Opferperspektive, die Betroffene rechter Gewalt in
       Brandenburg unterstützt, zeigt sich von dem neuerlichen Höchststand an
       gewaltbereiten Rechtsextremen nicht überrascht: „Dass das Gewaltpotenzial
       gestiegen ist, zeigen [3][unsere Zahlen] an Übergriffen“, sagt Marcus
       Reinert am Mittwoch der taz. Der Verein hat im vergangenen Jahr 273 rechte,
       rassistische und antisemitische Angriffe registriert – ebenfalls ein neuer
       Höchststand.
       
       „Umso wichtiger ist es, die Beratungsstruktur auszubauen – oder zumindest
       auf jetzigem Niveau zu halten“, so Reinert. Das sei aber nicht der Fall.
       Vielmehr sei die Förderung trotz steigender Zahlen rechter Gewalt im
       Landeshaushalt 25/26 eingefroren worden, was angesichts steigender Kosten
       einer Kürzung gleichkomme. Konkret fehlten 25.000 Euro, um das aktuelle
       Beratungsangebot zu halten. Ohne das Geld müssten 10 bis 15
       Beratungsstunden wegfallen. „Dabei bräuchten wir 60 Stunden mehr, um den
       aktuellen Bedarf zu decken“, so Reinert.
       
       9 Jul 2025
       
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