URI: 
       # taz.de -- Deutsche besiegen Däninnen: Basler Gewusel
       
       > Ein durchwachsenes Spiel mit glücklichen Gewinnerinnen und faustdickem
       > Rückschlag für Dänemark: Im zweiten Spiel offenbart das DFB-Team
       > Schwächen.
       
   IMG Bild: Die Zeit läuft: Christian Wück und die vierte Offizielle
       
       Bern taz | Die Erkenntnis des Spiels ist vielleicht mit folgendem kurzen
       Satz von Bundestrainer Christian Wück am besten beschrieben: „Wir müssen
       trainieren.“ Eine gewisse Ratlosigkeit verbarg sich am Mittwochabend in
       Basel aber auch hinter diesen drei Worten. Denn es ist davon auszugehen,
       dass das deutsche Team schon in den letzten Wochen reichlich trainiert hat.
       Wie sollen die Mängel technischer und spielerischer Art, die Wück nach dem
       knappen 2:1-Erfolg gegen Dänemark erneut [1][wie bereits nach der Partie
       gegen Polen] feststellte, in den nächsten Übungseinheiten plötzlich auf
       wundersame Weise verschwinden?
       
       Dominanter, aktiver und schneller Fußball, so hat Wück bei Amtsantritt
       seine Wunschvorstellung umrissen. Der Kontrast zu dem, was das DFB-Team im
       Basler Joggeli zeigte, hätte kaum größer sein können. Schnell ging nur
       allzu oft der Ball verloren, insbesondere in der ersten Hälfte trotz
       passabler Anfangsminuten. Die Dominanz war vor allem statischer Natur, weil
       es offenkundig an einer kollektiven Idee fehlt, wie man sich gegen
       tiefstehende Abwehrketten Räume erspielt. Einzelinitiativen von
       dribbelstarken Spielerinnen, die von Klara Bühl zuhauf und von Jule Brand
       eher selten gestartet wurden, endeten meist glücklos.
       
       Die Grundaktivität und Einsatzbereitschaft des gesamten Teams half immerhin
       dabei, die zuvor genannten Mängel zu kompensieren. So zeigte der
       Bundestrainer sich glücklich, [2][wie seine Elf mit Willenskraft] den
       Rückstand umbog. „Es war für mich wichtig, dieses Gesicht der Mannschaft zu
       sehen, weil wir es aus technischer und spielerischer Sicht nicht
       hinbekommen haben.“
       
       Wück sprach von den Tugenden, die deutsche Teams schon immer ausgezeichnet
       hätte. „Das ist der Kampf, die Mentalität, der Siegeswille.“ Profitiert das
       deutsche Team bei diesem Turnier also vornehmlich von seinen
       soziokulturellen Anlagen? Und was sagt das über die Arbeit im Trainerteam
       aus?
       
       ## Kluft nach unten
       
       Offensichtlich ist jedenfalls, dass bei dieser EM die große Kluft zwischen
       Anspruch und Ideal durch die positiven Ergebnisse überbrückt wird. Zwei
       Siege und der sichere Einzug ins Viertelfinale stehen zu Buche. Was will
       man mehr?
       
       Aus der Binnenperspektive kann man das so sehen, aber Wück hat durchaus
       mitbekommen, wie die Konkurrenz bei der EM aufspielt. „Wenn Druck da ist,
       wenn Nervosität dazukommt, müssen wir es hinbekommen auf unser höchstes
       Level zu kommen.“ Es ginge um Passqualität und den ersten Kontakt. „Das ist
       der Unterschied zwischen den absoluten Spitzenteams, Frankreich und
       Spanien, und uns. Das werden wir angehen.“
       
       Verbesserungspotenzial sehe er. Und das wird im deutschen Team zur guten
       Nachricht umetikettiert. Torhüterin Ann-Katrin Berger sagte, das Team wisse
       selbst, dass man es besser machen könne. „Ich freue mich immer, dass wir
       noch Luft nach oben haben.“ Zumindest im positiven Denken bewegt man sich
       auf Höchstniveau.
       
       Das zähe Spiel in Fluss zu bringen, das muss man dem DFB-Team zugutehalten,
       wurde durch erratisch lange VAR-Überprüfungen und
       Verletzungsunterbrechungen erschwert. Herauszustellen ist zudem der erneut
       gute Auftritt von Carlotta Wamser, die [3][die verletzte Giulia Gwinn] gut
       ersetzte.
       
       ## Etwas ungeschickt
       
       Bei den deutschen Treffern halfen letztlich die Däninnen und die
       Schiedsrichterin nicht unwesentlich mit. Katrine Veje verschuldete etwas
       ungeschickt im Zweikampf mit Linda Dallmann den Elfmeter, den Sjoeke Nüsken
       – in Vertretung der Spezialistin Gwinn – sicher verwandelte (56. Minute).
       Und vor dem zweiten Treffer von Lea Schüller hätte die Unparteiische
       eigentlich die Partie abbrechen müssen. Slapstickartig wurde Emma Snerle
       von einer Mitspielerin derart hart der Ball an den Kopf gekickt, dass
       daraus nicht nur die Torgelegenheit der Deutschen entstand, sondern die
       Getroffene auch umgehend den Platz verlassen musste.
       
       Für das deutsche Unvermögen in dieser Partie hatte Einwechselspielerin
       Giovanna Hoffmann, die zumindest zu einer besseren zweiten Hälfte beitragen
       konnte, folgende Erklärung: „Gegen einen tiefstehenden Gegner ist die
       Kontergefahr sehr groß. Dann spielt man den ein oder anderen Ball mit ein
       bisschen weniger Risiko. Das kann man sich aber nicht erlauben, wenn man
       die Abwehrketten brechen will.“
       
       Großen Mut zum Risiko zeigte an diesem Abend lediglich Torhüterin Berger.
       Dreimal ließ sie wie ein Torero mit einer Finte eine anstürmende dänische
       Spielerin ins Leere laufen. Es ging gefühlt jedes Mal um Millimeter. Und
       das war Bundestrainer Wück wiederum gar nicht recht. „Ich werde mich mit
       ihr an einen Tisch setzen. Wir müssen da andere Lösungen finden, sonst
       werde ich nicht alt.“
       
       Berger selbst zeigte sich in der Mixed Zone etwas verwundert über diese
       Kritik. Sie würde es wahrscheinlich wieder so machen, sagte sie und
       erklärte: „Ich liebe es, Fußball zu spielen, und das ist einfach meine Art
       und Weise.“ Irgendwie kann man Wück schon ein wenig verstehen. Diesen Satz
       hätte man an diesem Abend lieber von einer anderen Spielerin gehört.
       
       9 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /DFB-Elf-ohne-Giulia-Gwinn/!6095781
   DIR [2] /Fussball-EM-2025/!6097855
   DIR [3] /Gwinn-Vertretung-Carlotta-Wamser/!6095915
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johannes Kopp
       
       ## TAGS
       
   DIR Fußball-EM der Frauen 2025
   DIR Dänemark
   DIR DFB Team Frauen
   DIR Basel
   DIR GNS
   DIR Frauenfußball
   DIR Fußball-EM der Frauen 2025
   DIR Fußball-EM der Frauen 2025
   DIR Fußball-EM der Frauen 2025
   DIR Fußball-EM der Frauen 2025
   DIR Fußball-EM der Frauen 2025
   DIR Kolumne Nur öppis chliises*
   DIR Fußball-EM der Frauen 2025
   DIR Fußball-EM der Frauen 2025
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Nationalspielerin Sjoeke Nüsken: Die Verlässliche
       
       Nach dem Ausfall von Lena Oberdorf wird Sjoeke Nüsken eine der wichtigsten
       Kräfte im DFB-Team. Gegen Frankreich soll sie in der Zentrale glänzen.
       
   DIR Riskantes Spiel von DFB-Trainer Wück: Nur die Idee zählt
       
       Christian Wück versucht, mit seinem Spielansatz aus dem Männerbereich den
       DFB-Frauen neue Impulse zu geben. Funktioniert hat das nie wirklich.
       
   DIR Frankreich steht im Viertelfinale: Überragendes Ensemble
       
       Im Spiel gegen die Niederlande zeigen die Französinnen Klasse: Großer
       Zusammenhalt und erstklassige Besetzungen auf jeder Position.
       
   DIR Medienarbeit im DFB-Team: Wohlorganisierte Wirfühlatmosphäre
       
       Der DFB präsentiert sich beim Chefbesuch wie ein modernes Unternehmen. Mit
       einem Brunch und Zahlen werden die Pressevertreter umschmeichelt.
       
   DIR England vor nächstem Gruppenspiel: Ordentlich unter Druck
       
       Die Titelverteidigerinnen aus England könnten gegen die Niederlande
       ausscheiden. Das Team spielte zuletzt oft schlecht, um dann wieder zu
       überzeugen.
       
   DIR Kopfverletzungen im Fußball: Pfeifen für den Kopf
       
       Das Bewusstsein für die Folgen von Gehirnerschütterungen wächst. Umso
       bitterer sind die Bilder der Dänin Emma Smerle im Spiel gegen Deutschland.
       
   DIR Rituale bei der EM der Frauen: Die heilige Liturgie der Uefa
       
       Das Gedenken an den verstorbenen Profi Diogo Jota gehört zum festen Ritual
       in den EM-Stadien. Auch ein Bernhardinerwelpe darf nicht fehlen.
       
   DIR EM-Euphorie in der Schweiz: Momente fürs Leben
       
       Das Team der Schweiz wird im Land der Gastgeberinnen gefeiert, als hätten
       sie die EM gewonnen. Immerhin hat die Mannschaft nun Island geschlagen.
       
   DIR Schweizer Auftakt bei der Fußball-EM: Rausch und Ernüchterung
       
       Die Gastgeberinnen lassen sich beim EM-Auftakt von der positiven Stimmung
       beflügeln und verlieren doch. Die Gefühlslage ist deshalb zwiespältig.