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       # taz.de -- Abtritt von Carola Rackete: Ende eines Missverständnisses
       
       > Die Aktivistin Carola Rackete zieht sich nach nur einem Jahr aus dem
       > Europaparlament zurück. Das zeigt: Politikmachen will gelernt sein.
       
   IMG Bild: Kurz vor knapp bei der Weltrettung ging ihr die Puste aus
       
       Der Unternehmer [1][Jost Stollmann], der Jurist [2][Paul Kirchhof], die
       Journalistin [3][Susanne Gaschke] und die Aktivistin Carola Rackete haben
       etwas gemeinsam. Sie sollten als Quereinsteiger eine Art Sauerstoffzufuhr
       für stagnierende Parteien sein – und scheiterten. Die Seiteneinsteiger
       wirken attraktiv, weil sie ein Defizit auszugleichen versprechen. Parteien
       sind oft nach außen abgedichtet und sozial homogen. Die Quereinsteiger
       sollen frischen Wind bringen. Das geht allerdings oft schief, weil Politik
       auch ein Handwerk ist, das man können muss.
       
       Dass Rackete nach einem Jahr ihr Mandat im Europaparlament niederlegt, ist
       keine große Überraschung. Die 2023 noch kriselnde Linkspartei erhoffte sich
       von der Kandidatur der früheren Sea-Watch-Kapitänin für die Europawahl
       Anschluss an soziale Bewegungen. Das war ein ziemlich durchsichtiger Tausch
       – Mandat gegen Image.
       
       Dass Rackete eine Fehlbesetzung war, dämmerte schnell auch manchen ihrer
       Unterstützer in der Linkspartei. In einem Interview empfahl die Aktivistin
       der Linkspartei in einer Mischung aus Ahnungslosigkeit und Arroganz, sich
       mal mit ihrer SED-Geschichte zu beschäftigen und einen neuen Namen
       zuzulegen.
       
       [4][Für ihren Rückzug aus dem Europaparlament führte sie nun bemerkenswerte
       Gründe an.] Die Erneuerung der Linkspartei sei gelungen. Jetzt wolle sie
       sich nicht mehr um „[5][Mietendeckel] oder ein paar Prozent mehr“ für die
       Linkspartei kümmern, sondern um die Rettung von Klima und Menschheit.
       
       Nun, bedeutende Beiträge von Rackete zur Erneuerung der Linkspartei oder
       zur Mietenpolitik sind nicht recht erinnerlich. Für „ein paar Prozent“ für
       die Linkspartei ist sie allerdings mitverantwortlich. Mit ihr [6][als
       Spitzenkandidatin halbierte die Linkspartei] bei der Europawahl 2024 ihr
       Ergebnis und landete bei 2,7 Prozent.
       
       Dieser Rückzug ist das Ende eines Missverständnisses. Der Fall Rackete
       zeigt deutlich, dass Bewegungs- und Parteilogiken nicht deckungsgleich
       sind. Zu lernen wäre, dass Parteien, die Prominenz einkaufen wollen, solche
       Tauschgeschäfte vorsichtiger und skeptischer angehen.
       
       10 Jul 2025
       
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