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       # taz.de -- Handelskonflikt wegen Trumps Buddy: Hohe Zölle wegen Jair Bolsonaro
       
       > US-Präsident Donald Trump droht Brasilien mit üppigen Abgaben auf
       > US-Importe. Seine Begründung: Ein Verfahren gegen seinen Freund, den
       > Ex-Präsidenten.
       
   IMG Bild: Jair Bolsonaro und Donald Trump: Die rechten Autokraten haben Einiges gemeinsam
       
       Berlin taz | Nach einer Krisensitzung mit dem Finanz-, dem Außenminister
       und dem Vizepräsidenten schaltete Brasiliens Staatschef Luiz Inácio „Lula“
       da Silva am Mittwochabend auf Angriffsmodus: Falls US-Präsident Donald
       Trump wirklich zum 1. August [1][Strafzölle] in Höhe von üppigen 50 Prozent
       gegen Importe aus Brasilien erhebe, werde er ein Gesetz aktivieren, das den
       Warenaustausch mit den USA ziemlich erschwert. Es ermöglicht eine
       Aussetzung von Abkommen zu Handel, Investitionen und geistigem Eigentum
       gegen Länder, die der Wettbewerbsfähigkeit Brasiliens schaden.
       
       Außerdem betonte Lula, dass die USA in den vergangenen 15 Jahren gegenüber
       Brasilien einen Handelsbilanzüberschuss von umgerechnet 350 Milliarden Euro
       erwirtschaftet hätten. Er wollte damit unterstreichen, dass es bei diesem
       Handelskonflikt nicht um ökonomische Fragen wie etwa die Ungleichgewichte
       im Warenaustausch geht. [2][Diese nennt Trump gerne, um etwa Schritte gegen
       Europa und Deutschland zu rechtfertigen.]
       
       Es geht Trump um seinen [3][langjährigen Freund, den brasilianischen
       Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro]. Er muss sich vor Gericht verantworten, weil
       er nach der Wahlniederlage 2022 einen Staatsstreich gegen die Regierung
       seines Nachfolgers Lula geplant haben soll. „Dieser Prozess sollte nicht
       stattfinden“, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. „Es handelt
       sich um eine Hexenjagd, die sofort enden sollte!“ „Sofort“ schrieb er mit
       Großbuchstaben. Trump hatte Bolsonaro 2020 bereits während seiner ersten
       Amtszeit in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida empfangen.
       
       Die rechten Autokraten haben Einiges gemeinsam: 2023 wurde Trump selbst
       wegen Versuchen angeklagt, das Ergebnis der von ihm verlorenen
       Präsidentschaftswahl 2020 zu kippen. Lula verteidigte das brasilianische
       Justizsystem und die Gewaltenteilung: „Brasilien ist ein souveränes Land
       mit unabhängigen Institutionen, die sich nicht bevormunden lassen werden“,
       betonte der Präsident.
       
       ## „Wir wollen keinen Imperator“
       
       Auch die Entscheidung des Obersten Gerichts in Brasilien,
       Social-Media-Konzerne aus den USA wie X und Meta wegen illegaler Inhalte
       ihrer Nutzer mit hohen Bußgeldern zu belegen, verknüpfte Trump mit seinem
       Zollhammer. Die vorübergehende Blockade der Plattformen in Brasilien komme
       „Zensuranordnungen“ gleich, kritisierte er. Er werde diese unfairen
       Handelspraktiken in den USA untersuchen lassen.
       
       Der Eklat zwischen dem Sozialisten Lula und dem Republikaner Trump hatte
       sich [4][bereits am Sonntag abgezeichnet]. Trump hatte die in Rio de
       Janeiro versammelten Staatschefs des Schwellenländer-Clubs BRICS als
       „anti-amerikanisch“ beschimpft und mit Zöllen gedroht. Lula konterte
       umgehend abschätzig über Trump: „Wir wollen keinen Imperator.“
       
       Wenn brasilianische Waren in den USA um die Hälfte teurer würden, dürfte
       der Handel in vielen Branchen quasi zum Erliegen kommen. Noch sind die USA
       für Brasilien der zweitgrößte Handelspartner nach China. Für die USA steht
       Brasilien zwar erst an 15. Stelle, ist aber ein wichtiger Lieferant etwa
       von preissensiblen Waren wie Kaffee und Orangensaft, außerdem von Rohöl und
       Eisenerzprodukten.
       
       Brasiliens Lebensmittelindustrie erwartet für US-Verbraucher erhebliche
       Auswirkungen. Auch der Kaffee-Exporteurverband Cecafé erklärte, die Last
       des Zolls würden US-Konsumenten tragen. Der Verband der Exporteure von
       Zitrusfrüchten, CitrusBR, erklärte, die Maßnahme treffe nicht nur
       Brasilien, sondern auch die US-Saftindustrie. Brasilien ist der weltgrößte
       Kaffeeproduzent und liefert rund ein Drittel des in den USA konsumierten
       Kaffees. Zudem stammt mehr als die Hälfte des in den USA verkauften
       Orangensafts aus dem südamerikanischen Land.
       
       ## Wichtigster Kupfer-Exporteur ist Chile
       
       Ebenfalls am Mittwoch verkündete Trump einen weiteren Schachzug in seiner
       Zollfehde: Ab Anfang August wollen die USA auch Aufschläge in Höhe von 50
       Prozent auf Einfuhren von Kupfer erheben. Das Metall sei „das am
       zweithäufigsten verwendete Material des Verteidigungsministeriums“,
       erklärte Trump. Kupfer werde für die Herstellung von Flugzeugen, Munition
       und Halbleitern gebraucht. Der Entscheidung sei eine „gründliche
       Beurteilung der Nationalen Sicherheit“ vorangegangen, erklärte Trump.
       
       Das Metall wird für Solarmodule, Windkraftanlagen und in den Batterien von
       E-Autos eingesetzt und für den Umstieg auf Erneuerbare Energien in vielen
       Ländern benötigt. Die Internationale Energieagentur schätzt, dass der
       weltweite Kupferverbrauch bis 2035 um mehr als 25 Prozent auf 33 Millionen
       Tonnen ansteigen wird.
       
       Wichtigster Exporteur ist Chile. 38 Prozent des in die USA eingeführten
       Kupfers kommen aus dem Land, im vergangenen Jahr waren es Importe für sechs
       Milliarden US-Dollar. Während Präsident Gabriel Boric sich nur vorsichtig
       äußerte, kam aus China herbe Kritik. Trumps „willkürliche“ Zölle kämen
       niemandem zugute, erklärte das Außenministerium in Peking. „Wir haben uns
       immer gegen eine Überdehnung des Konzepts der nationalen Sicherheit
       ausgesprochen.“
       
       Für Stahl- und Aluminiumprodukte erheben die USA bereits einen erhöhten
       Zollsatz von 50 Prozent. Für Autos gelten 25 Prozent. Fachleute äußerten
       sich skeptisch zu Trumps Anliegen, eine nationale Kupferindustrie
       aufzubauen: Das werde Jahre dauern. (mit Agenturen)
       
       10 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Kai Schöneberg
       
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