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       # taz.de -- Zaun um den Görlitzer Park in Berlin: Gegen Wegners Shitshow
       
       > Über 1.000 Menschen haben am Montagabend gegen den Zaunbau um den
       > Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg demonstriert. Auch am Dienstag gibt es
       > Protestaktionen.
       
   IMG Bild: Das Bündnis fordert: Soziale Antworten auf soziale Probleme
       
       Berlin taz | Der lange erwartete „Tag Z“ ist da: Der Tag, an dem der Bau
       des Zauns um den Görlitzer Park in Kreuzberg beginnt. Die
       [1][Anwohner*innen wollen sich das nicht gefallen lassen]. Rund 30
       Aktivist*innen frühstücken am Dienstagmorgen auf Picknickdecken an der
       Wiener Straße, direkt am Eingang zum Görli.
       
       Sie quatschen entspannt, rauchen, trinken Kaffee. Es gibt Fladenbrot,
       Karotten mit Hummus und selbstgebackenen Kuchen. Umzingelt werden die
       Frühstückenden von rund 60 Polizist*innen, 10 Einsatzfahrzeuge warten in
       Sichtweite. Die Aktivist*innen zeigen sich unbeirrt: „Wir bleiben,
       solange das Wetter schön bleibt“, sagt einer der taz.
       
       Gegen halb acht greift die Polizei jedoch ein: Sie erteilt Platzverweise
       und nimmt Personalien auf. Grund sei, dass die Versammlung nicht angemeldet
       wurde. Wenig später holen das Linke-Mitglieder nach; neue
       Frühstücker*innen dürfen wieder dazustoßen.
       
       Sie demonstrieren gegen die Pläne des schwarz-roten Senats, den Park
       einzuzäunen und nachts zu schließen. Der Baustart war nach langen
       Verzögerungen für diesen Dienstag angekündigt worden. Los ging es bereits
       am Montag mit der Einrichtung von Halteverbotszonen, die bis Ende Dezember
       gelten.
       
       ## Demonstration am Montagabend
       
       Am Montagabend hatte es auch schon den ersten größeren Protest gegen den
       Baustart gegeben: 1.000 Menschen versammelten sich im Laufe des Abends am
       Spreewaldplatz: Kreuzberger Urgesteine, Anwohner*innen, Familien mit
       Kindern.
       
       Linke-Mitglieder verteilten an einem Stand Bratwürste, Kartoffelsalat und
       Kuchen, auch die Grünen waren da. Bei einem „Kiezkonzert“ performten
       Berliner Rapper und kritisierten den geplanten Zaunbau. Eine Rednerin vom
       Bündnis Görli Zaunfrei, das zur Demo aufgerufen hatte, rief: „Wir wehren
       uns gegen die Übergriffe von Kai Wegner und seinem korrupten CDU-Clan.
       Lasst uns Wegner und Co den Stinkefinger zeigen!“
       
       ## Zaungegner sprechen von Symbolpolitik
       
       Der Plan, einen Zaun zu errichten und den Görli nachts abzuschließen, geht
       zurück auf einen sogenannten Sicherheitsgipfel im September 2023. Die
       Einhegung wurde als Maßnahme gegen Kriminalität und Drogenhandel im Park
       präsentiert.
       
       Der Görli hat mit einer offenen Drogenszene zu kämpfen, die umliegenden
       Kieze sind von Verelendungstendenzen und einer Ausbreitung des
       Crack-Konsums betroffen. Aus Sicht des Senats muss gehandelt werden.
       
       Zaungegner werfen dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hingegen
       Symbolpolitik vor sowie dass vor allem die CDU dem linken
       Friedrichshain-Kreuzberg ihre „Law-and-Order“-Politik aufzwingen will.
       Außerdem kritisieren sie den Ansatz, Probleme einfach wegzuschließen,
       anstatt ihre Ursachen zu bekämpfen. „Der Zaun ist nichts als eine
       populistische pseudo-demokratische Shitshow!“, sagte am Montag eine
       Rednerin. In dieses Bild fügt sich das am Wochenende diskutierte
       [2][Vorhaben von CDU und SPD, den Görli als „kriminalitätsbelasteten Ort“
       dauerhaft per Video zu überwachen.]
       
       Zudem beklagt sich das Bündnis über einen Alleingang des Senats: „Wir sind
       wütend, dass wir als Anwohner*innen nicht in den Prozess miteinbezogen
       wurden“, bemängelt eine Rednerin. „Der Senat hat keinerlei
       Gesprächsbereitschaft gezeigt, übergeht den Bezirk und führt sich auf wie
       der König von Berlin.“
       
       Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hatte sich gegen den Zaun
       ausgesprochen, was zu gerichtlichen Auseinandersetzungen mit dem Senat
       führte. Der Baustart verzögerte sich deshalb mehrfach. Ursprünglich wollte
       Wegner die Zaunarbeiten bereits vor über einem Jahr beginnen lassen.
       
       ## Veranschlagte Kosten sind gestiegen
       
       Auch die Kosten wurden mehrfach nach oben korrigiert. Nachdem zunächst 1,2
       Millionen Euro veranschlagt wurden, liegen die geschätzten Kosten für den
       Zaun und Beleuchtung inzwischen bei über 2 Millionen Euro. Für den
       Wachschutz kommen jährliche Kosten von rund 800.000 Euro dazu.
       
       Das Bündnis macht klar: Statt Millionen für Zäune zu verschwenden, brauche
       es „soziale Antworten auf soziale Probleme“: mehr Geld für Sozialarbeit,
       ganzjährige Notunterkünfte und Gesundheitsversorgung für Obdachlose. Zudem
       fordern sie mehr Drogenkonsum- und Aufenthaltsräume und Suchthilfeprogramme
       für Konsument*innen sowie Ausstiegsprogramme für Dealer*innen.
       
       Gegen halb 7 setzte sich am Montagabend der Demozug vom Spreewaldplatz aus
       in Bewegung. Angeführt von einem Gartenzwerg aus Pappmaché zogen die
       Demonstrant*innen schnellen Schrittes mit Kochtöpfen, Thermosflaschen,
       Trommeln und Pfeifen über die Skalitzer Straße durch den Wrangelkiez. Sie
       riefen: „Der Görli bleibt auf!“, und „Ganz Berlin hasst die CDU!“
       
       Nach weniger als einer Stunde erreichte die Demo bereits ihren Endpunkt an
       der Wiener Straße. In zwei Bars in der Nähe fanden noch Afterpartys statt.
       
       Die massive Polizeipräsenz beim Protestfrühstück am Dienstagmorgen wertet
       das Bündnis als eine Provokation: „Das ist eine reine Machtdemonstration“,
       sagt ein Aktivist. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass das Konzept für
       das nächste halbe Jahr ist, mit unverhältnismäßigem Aufwand zu versuchen,
       jeden Protest zu verhindern.“
       
       Er zeigt sich dennoch zuversichtlich: Die Anwohner*innen würden
       standhaft bleiben und es werde im nächsten halben Jahr zahlreiche solcher
       Aktionen geben. Im Hintergrund rufen sie: „Den Zaun sabotieren, Wegner wird
       verlieren!“
       
       24 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Lilly Schröder
       
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