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       # taz.de -- Klimakiller Lebensmittelhändler: Supermarkt-Fleischfabriken stoßen so viel CO₂ aus wie Köln
       
       > Die Fleischwerke von Edeka, Kaufland und Rewe stoßen so viel CO₂ aus wie
       > die Millionenstadt. Konzerne benötigen eine Klimastrategie, fordert
       > Greenpeace.
       
   IMG Bild: Ob gehackt, verwurstet und filetiert, am Ende einfach nur eines: klimaschädlich
       
       Berlin taz | Edeka, Kaufland und Rewe produzieren in ihren eigenen
       Fleischwerken jährlich über 800.000 Tonnen Fleisch und verursachen damit
       mehr als 10 Millionen Tonnen an klimaschädlichen CO₂-Emissionen – so viel
       wie etwa die Millionenstadt Köln. Dies zeigt eine
       [1][Greenpeace-Recherche].
       
       „Die großen Lebensmittelhändler sprechen viel über ihren Einsatz für Klima
       und Tiere, aber mit ihren riesigen Fleischfabriken tun sie das genaue
       Gegenteil“, kommentiert Anne Hamester, Landwirtschaftsexpertin bei
       Greenpeace.
       
       Mit dem Fleisch würden 6 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Marktführer
       Edeka ist laut Greenpeace für 60 Prozent dieses Fleisches verantwortlich.
       Die Gruppe mit einem Marktanteil von über 25 Prozent betreibt in
       Deutschland 8 Fleischverarbeitungsunternehmen und 15 eigene Fleischwerke,
       die mehr als eine halbe Million Tonnen Fleisch pro Jahr produzieren. In
       diesem Jahr sollen zwei weitere neue Werke von Edeka in Betrieb gehen.
       
       Die genannten Emissionen sind nur ein Teil des CO₂-Fußabdruckes vom Fleisch
       im Lebensmitteleinzelhandel, da in den Fleischwerken der Konzerne in der
       Regel nur Eigenmarken verarbeitet werden. Die Gesamtemissionen der
       Fleischprodukte der Ketten dürften deutlich höher ausfallen.
       
       ## Edeka will 2045 klimaneutral sein
       
       [2][Laut Umweltbundesamt ist die Agrarwirtschaft insgesamt für 14 Prozent
       der Treibhausgasemissionen verantwortlich], ein Großteil davon aus der
       Nutztierhaltung. Tierische Produkte verursachen laut Greenpeace etwa 50
       Prozent der gesamten Emissionen in den Wertschöpfungsketten der
       Supermärkte.
       
       Rewe und Kaufland haben sich zur Klimaneutralität bis spätestens 2050
       verpflichtet, Edeka sogar bis 2045. Es sei bislang jedoch nicht deutlich,
       wie die Konzerne Klimatreiber wie Fleisch aus ihren Sortimenten reduzieren
       wollten, betont Greenpeace. „Ohne die Fleischmengen drastisch zu reduzieren
       und Transparenz über Haltungsformen und Fleischmengen herzustellen, bleibt
       Klimaneutralität eine leere Floskel“, sagt Expertin Hamester.
       
       Greenpeace forderte, der Einzelhandel solle sich selbst Ziele setzen, wie
       er die Emissionen reduzieren wolle. Außerdem solle die Fleischerzeugung bis
       2030 vollständig auf die höheren Tierwohlstandards 3, 4 und 5 umgestellt
       und zugunsten pflanzlicher Alternativen reduziert werden.
       
       Edeka wies die Greenpeace-Vorwürfe zurück. Es sei falsch, dass die
       Fleischproduktion ausgebaut werde, heißt es in einer Stellungnahme
       gegenüber der taz. Die Bauprojekte dienten „sämtlich dazu, bestehende
       Standorte zu ersetzen“. Der Edeka-Verbund sei beim Klimaschutz „Vorreiter
       im deutschen Handel. Vor allem setze der Konzern auf „die Förderung
       pflanzlicher Alternativen“.
       
       ## Deutsche wollen weiter grillen
       
       Edeka habe „die größte Auswahl an pflanzlich basierten Lebensmitteln im
       deutschen Handel“ und arbeite „intensiv an einer übergreifenden
       Proteinstrategie“. Die Haltungsbedingungen von Nutztieren würden
       verbessert.
       
       Verantwortlich für die Fleischproduktion ist natürlich letztlich der Wunsch
       der Kund*innen. Der Klimawandel ist aber für die meisten Menschen in
       Deutschland kein Grund, ihre Grillgewohnheiten zu ändern, ergab jüngst eine
       repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag
       der Deutschen Presse-Agentur. Gut zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten
       verneinten danach die Frage, ob sie ihre Grillgewohnheiten aufgrund des
       Klimawandels in den letzten Jahren verändert hätten.
       
       9 Prozent der Befragten antworteten hingegen mit „Ja“. Gut ein Fünftel (22
       Prozent) gab an, nie zu grillen. Etwa ein Drittel der Befragten antwortete,
       bei der Entscheidung zum Grillen sei ihnen Klimaschutz „überhaupt nicht
       wichtig“ (32 Prozent). 17 Prozent ist es weniger wichtig, und knapp jeder
       Dritte sieht es neutral (29 Prozent). Wichtig (15 Prozent) oder sehr
       wichtig (5 Prozent) ist der Klimaschutz demnach den wenigsten Menschen,
       wenn sie grillen.
       
       24 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://act.gp/3G2IRUw
   DIR [2] https://www.umweltbundesamt.de/themen/landwirtschaft/landwirtschaft-umweltfreundlich-gestalten/klimaschutz-in-der-landwirtschaft#weitere-emissionen-der-landwirtschaft
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kai Schöneberg
       
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