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       # taz.de -- Gesetz zur Wiederherstellung der Natur: Acht CDU-Minister gegen Biolandbau und saubere Gewässer
       
       > Vor einem Jahr wurde das „Nature Restoration Law“ beschlossen, derzeit
       > setzen Bund und Länder es um. Trotzdem wollen die Agrarpolitiker es
       > stoppen.
       
   IMG Bild: So schön geht Renaturierung von Gewässern – aber nicht für acht CDU-Minister
       
       Berlin taz | Auf breite Ablehnung stößt ein Versuch von CDU-Ministern, das
       europäische Gesetz zur Wiederherstellung der Natur abzuschaffen. „Anstatt
       mit dem Totschlagargument des Bürokratieabbaus das zentrale Vorhaben zum
       Rückgang des Artensterbens und zur Wiederherstellung geschädigter
       Ökosysteme zu untergraben, sollte die Verordnung gut und kooperativ
       umgesetzt werden“, schreiben mit dem Deutschen Naturschutzring, BUND, Nabu,
       WWF, der DUH und Greenpeace alle großen Umweltverbände in einer gemeinsamen
       Mitteilung.
       
       Auch der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft verteidigt das EU-Gesetz:
       „Naturschutz und Landwirtschaft müssen auf Agrarflächen zusammen
       stattfinden“, sagt der geschäftsführende Vorstand Peter Röhrig. Wie das
       wirtschaftlich gelingen kann, zeige die Biolandwirtschaft. Das Agrarwesen
       gehört zu den besonders von dem Gesetz betroffenen Branchen, weil es in
       seiner Arbeit Landfläche nutzt.
       
       Er sei sehr froh, „dass wir diese Gesetzesgrundlage zum Schutz der Natur
       haben“, teilte Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) mit. Von einer
       intakten Natur profitierten alle: erholungssuchende Menschen, Tiere und
       Pflanzen in Wald, Wiese und am Wasser, Landwirte und die Industrie.
       
       Die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) zeigte
       sich wenig erbaut von dem Brief, den ihr Kabinettskollege Peter Hauck
       unterschrieben hat. „Das Nature Restoration Law ist ein enorm wichtiger
       Baustein für den Schutz der Artenvielfalt“, sagt sie. „Ohne Bestäuber
       wächst nichts, ausgelaugte Böden bringen keine Erträge“, so Walker. Alle
       relevanten Akteure seien gut beraten, gemeinsam die ersten Schritte zur
       Umsetzung der Verordnung zur Wiederherstellung der Natur zu gehen.
       
       ## Zölle und Dürren sprächen gegen mehr Naturschutz
       
       Den Brief, gegen den sich die Kritik richtet, hat der sachsen-anhaltische
       Landwirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) initiiert. Sieben weitere
       christdemokratische Landwirtschafts- und Umweltminister haben ihn
       unterschrieben, darunter die aus Baden-Württemberg, Hessen,
       Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. In dem Schreiben an die
       EU-Kommissare für Landwirtschaft, Umwelt und Fischerei fordern die
       Minister, das Wiederherstellungsgesetz „vollständig aufzuheben“.
       
       Unter „Einbeziehung aller relevanten Akteure“ solle ein „neues,
       praxistaugliches und vor allem faires Regelwerk“ geschaffen werden, das
       sowohl dem Ziel des Naturschutzes als auch den berechtigten Interessen der
       Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft gerecht werde. Aktuelle globale
       Herausforderungen wie steigende Zölle auf Agrarprodukte, zunehmende Risiken
       durch eine europaweite Dürre sowie der Bedeutung einer souveränen
       europäischen Lebensmittelversorgung machten das Wiederherstellungsgesetz
       kontraproduktiv, es stoße auf Unverständnis in der Branche.
       
       „Es wäre einigermaßen irritierend, wenn 16 Bundesländer, die die gleiche
       Sprache sprechen, es nicht schaffen sollten, [1][was 27 EU-Mitgliedstaaten
       in einem gemeinsamen Prozess erreicht haben]“, kommentierte die
       Grünen-Europaabgeordnete Jutta Paulus den Brief, die das
       Wiederherstellungsgesetz federführend mitverhandelt hat. „Mit politischem
       Unwillen und Bequemlichkeit helfen wir weder den Landwirt:innen noch
       schützen wir die Bürger:innen vor klimawandelbedingten
       Naturkatastrophen“, so Paulus. „Anstatt demokratisch ausgehandelte Gesetze
       immer wieder infrage zu stellen, sollten die Landesminister:innen für
       eine auskömmliche Finanzierung für Umwelt- und Naturschutz im nächsten
       EU-Haushalt kämpfen.“
       
       EU-weit stehen die CDU-Landesminister alleine da: „Uns ist nicht bekannt,
       dass ein anderer Mitgliedsstaat die Wiederherstellungsverordnung und ihre
       Ziele infrage stellt“, heißt es aus dem Umweltministerium.
       
       25 Jun 2025
       
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