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       # taz.de -- Olympia-Planungen in Berlin: Avanti Dilettanti
       
       > Geht es nach dem Senat, entsteht am Funkturm ein Olympisches Dorf. Das
       > Problem: Es ist unwahrscheinlich, dass es vor Ende der 30er Jahre fertig
       > wird.
       
   IMG Bild: Berlins Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) und Senatschef Kai Wegner (CDU) bei der Vorstellung des Grobkonzepts „Berlin+“
       
       Berlin taz | Berlin kann Olympia, behauptet Innen- und Sportsenatorin Iris
       Spranger (SPD) immer und immer wieder. Ob 2036 oder 2040 oder 2044 – alles
       egal, Hauptsache Olympia. Was Berlin offenbar nicht so gut kann, ist
       realistisch planen.
       
       Das zeigt ein Blick auf den anvisierten Standort für das Olympische Dorf.
       Denn wie sich jetzt herausstellt, kann nicht einmal Sprangers Verwaltung
       sagen, ob das Dorf bis zu einem potenziellen Olympiatermin überhaupt
       fertiggestellt werden kann.
       
       Nach dem [1][im Mai vorgestellten Grobkonzept „Berlin+“ für die gemeinsame
       Olympiabewerbung] mit Kiel, Rostock, Brandenburg/Havel und Leipzig sollen
       die Unterkünfte für insgesamt 16.000 Sportler:innen auf einer 45 Hektar
       großen Brache am Autobahndreieck Funkturm entstehen.
       
       Praktischerweise ist auf dem ehemaligen Bahngelände an der Avus ohnehin
       [2][das Stadtquartier „Stadteingang West“] geplant. Nach den Olympischen
       Spielen würden 2.500 bezahlbare Wohnungen für Berlin bleiben, so das
       Versprechen.
       
       ## Planerisch extrem schwieriges Gebiet
       
       Das Problem: Es handelt sich hierbei um ein planerisch extrem schwieriges
       Gebiet, mehrere Gleisanlagen durchziehen das Areal zwischen Westkreuz und
       Bahnhof Grunewald. Schließlich ist da noch das Dreieck Funkturm, das in den
       kommenden Jahren eine neue Streckenführung erhalten soll.
       
       Mit dem Bundesfernstraßenamt, dem Eisenbahnbundesamt und der Deutschen Bahn
       stehen so gleich mehrere Akteure auf der Bebauungsplanmatte für den
       „Stadteingang West“ und damit das Olympische Dorf.
       
       Wie die Innen- und Sportverwaltung in einer Antwort auf eine noch
       unveröffentlichte Anfrage des Grünen-Abgeordneten Julian Schwarze schreibt,
       besteht bei der Quartiersentwicklung hinsichtlich der Baustellenlogistik
       „eine direkte Abhängigkeit zum Bau des Autobahndreiecks Funkturm“.
       
       Und an der Stelle wird es knifflig. Denn nach derzeitigem Stand der Dinge
       dürften die Arbeiten an der Autobahn nicht vor 2033 abgeschlossen sein.
       Entsprechend hieß es bislang, dass eine Realisierung des besagten
       Stadtquartiers „nicht vor 2045 zu erwarten“ sei.
       
       ## Der Glauben an das Beschleunigungswunder
       
       Das weiß auch Sprangers Verwaltung. In der der taz vorliegenden Antwort
       flüchtet sie sich daher in den Glauben an das große Beschleunigungswunder:
       „Sollten das Planverfahren und die Baumaßnahme des Bundes zum
       Autobahndreieck Funkturm durch den Bund beschleunigt werden, ist auch eine
       Realisierung der Hochbaumaßnahmen (beim Olympischen Dorf) vor Ende der 30er
       Jahre denkbar.“
       
       Angesichts des „nationalen Interesses“ – das zumindest ist die Hoffnung des
       schwarz-roten Senats – „könnten auch weitere notwendige
       Genehmigungsverfahren, zum Beispiel Kreuzungsvereinbarungen mit der Bahn,
       beschleunigt werden“.
       
       Sollte, könnte: „Die Aussagen des Senats stehen auf tönernen Füßen, da die
       Planungen komplett abhängig vom Bund sind“, sagt Julian Schwarze zur taz.
       Bevor mit dem Bau des Olympischen Dorfs in die Vollen gegangen werden kann,
       müsse eben der Autobahnumbau abgeschlossen werden. Und selbst der verzögere
       sich immer wieder, so der stadtentwicklungspolitische Sprecher der
       Grünen-Fraktion.
       
       Völlig unklar sei daher, „wieso der Senat annimmt, die Autobahn würde trotz
       schon jetzt verspäteter Planungen einfach mal ein paar Jahre früher
       fertig“. Schwarze zumindest hat daran erhebliche Zweifel und fragt sich,
       wie sich die Landesregierung vorstellt, beim Bau des Quartiers „ohne
       Weiteres vom bisherigen Zeitplan abzuweichen“.
       
       Zweifel, [3][die Iris Spranger fremd sind]. Anlässlich der Vorstellung von
       „Berlin+“ hatte sie frohgemut erklärt: „Olympia setzt ja jede Stadt in
       Bewegung.“
       
       26 Jun 2025
       
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