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       # taz.de -- Extremtemperaturen in Europa: Deutschland hinkt nur hinterher
       
       > In Südeuropa gelten Hitzewarnungen teils bereits flächendeckend, Wälder
       > brennen. Hierzulande kratzt vermutlich der Mittwoch an den 40 Grad.
       
   IMG Bild: Bitte immer gut Wässern: Nicht nur die Menschen, auch die Tiere leiden unter der Hitze
       
       Genf/Carcassonne/Offenbach/Ankara AFP | Der Klimawandel bedroht nach den
       Worten des UN-Menschenrechtskommissars Volker Türk das Recht auf Leben.
       „Steigende Temperaturen, [1][der Anstieg des Meeresspiegels,]
       Überschwemmungen, [2][Dürren und Waldbrände] bedrohen unser Recht auf
       Leben, Gesundheit und vieles mehr“, sagte er am Montag bei einer Diskussion
       über den Klimawandel beim UN-Menschenrechtsrat in Genf. Die Äußerungen
       erfolgten inmitten einer Hitzewelle in Europa, die auch Deutschland
       erreicht.
       
       Die aktuellen Hotspots liegen jedoch in Südeuropa. Vor allem Frankreich
       haben die hohen Temperaturen in einem bislang nie dagewesenen Ausmaß
       erfasst: „Das hatten wir noch nie“, sagte Umweltministerin Agnès
       Pannier-Runacher am Montag, nachdem der Wetterdienst für 84 der insgesamt
       101 Départements des Landes eine Hitzewarnung ausgegeben hatte. Nur die
       Küste am Ärmelkanal und die Grenzregion zu Belgien und Deutschland bleibt
       vorerst verschont.
       
       Die Hitzewelle soll mindestens bis Mitte der Woche anhalten, örtlich werden
       Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius erwartet. Selbst nachts soll das
       Thermometer kaum unter 20 bis 24 Grad sinken.
       
       [3][Unternehmen wurden aufgerufen, ihre Beschäftigten so gut wie möglich zu
       schützen], rund 200 Schulen im ganzen Land sollten am Montag wegen der
       Extremhitze geschlossen bleiben. In der Nähe von Narbonne im Südwesten des
       Landes brachen am Sonntag große Waldbrände aus. Die berühmte Abtei
       Fontfroide und ein nahe gelegener Campingplatz wurden vorsorglich
       evakuiert. Mehr als 150 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Ein Teil der
       Autobahn zwischen Toulouse und Narbonne musste zeitweise in beide
       Richtungen gesperrt werden. Helfer verteilten Wasser an die Autofahrer, die
       bei sengender Hitze im Stau standen.
       
       ## Hitze plus Unwetterpotenzial
       
       Im Westen der Türkei waren am Wochenende bei ebenfalls extremer Hitze 77
       Waldbrände ausgebrochen. Feuerwehrleute kämpften am Montag weiterhin gegen
       die Feuer, heftiger Wind behinderte die Löscharbeiten. Löschhubschrauber
       konnten bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 117 Stundenkilometern
       zeitweise nicht abheben. Am Montag waren laut Forstminister Ibrahim Yumakli
       mehr als 1.000 Feuerwehrleute, vier Löschflugzeuge und 14 Hubschrauber im
       Kampf gegen die Flammen im Einsatz.
       
       In Deutschland wird die Hitze zur Wochenmitte erwartet, die Temperaturen
       sollen dann bis auf 40 Grad Celsius steigen. Der Mittwoch werde „der bisher
       heißeste Tag des Sommers“, erklärte der Deutsche Wetterdienst (DWD). Dann
       würden voraussichtlich verbreitet 34 bis 38 Grad erreicht, örtlich bis 40
       Grad. Höchsttemperaturen unter 30 Grad werde es nur am Meer und im höheren
       Bergland geben.
       
       In vielen Regionen im Westen und Südwesten galten schon am Montag
       Hitzewarnungen. Auch die Waldbrandgefahr steigt. Am Dienstag sind
       Höchsttemperaturen von 31 bis 38 Grad in der Mitte und im Südwesten
       möglich. Dort sei mit [4][einer „extremen Wärmebelastung“] zu rechnen,
       mahnte der Wetterdienst. Begleitet wird die Hitze teils von Hitzegewittern
       mit Unwetterpotenzial. Örtlich sind Starkregenfälle möglich.
       
       ## Türk: Klimapolitik ernst nehmen!
       
       Der Juli knüpft damit nahtlos an den Juni an. Dieser war der ebenfalls am
       Montag vorlegten vorläufigen Monatsbilanz des DWD zufolge außergewöhnlich
       warm und viel zu trocken. Die Durchschnittstemperatur lag mit 18,5 Grad um
       3,1 Grad über dem langjährigen Vergleichsmittelwert. Außerdem fielen nur 61
       Liter Niederschlag pro Quadratmeter – annähernd ein Drittel weniger als
       üblich. Es sei [5][schon der fünfte Monat in Folge mit zu wenig
       Niederschlag gewesen], hieß es. Im ersten Halbjahr 2025 fielen bundesweit
       im Schnitt nur 260 Liter Niederschlag je Quadratmeter. Laut Referenzperiode
       sind etwa 380 Liter normal.
       
       „Die Klimakrise ist eine Menschenrechtskrise“, fuhr Türk fort. Die
       derzeitige Hitzewelle „muss uns dazu veranlassen, die dringend notwendigen
       Anpassungsmaßnahmen zu ergreifen, damit diese Rechte nicht beeinträchtigt
       werden“.
       
       Wissenschaftlern zufolge sind [6][wiederkehrende Hitzewellen ein
       eindeutiges Zeichen für die globale Erwärmung]. Demnach kommen sie aufgrund
       des Klimawandels immer häufiger vor, dauern länger an und werden
       intensiver. Die hohen Temperaturen sind auch für die Tier- und Pflanzenwelt
       ein Problem.
       
       Türk forderte die Länder auf, die auf der Klimakonferenz COP28 in Dubai
       gemachte Zusage zum Ausstieg aus den fossilen Energieträgern umzusetzen.
       Dies erfordere ein [7][Ende der Produktion und Nutzung fossiler
       Brennstoffe] und anderer umweltschädlicher Aktivitäten in allen Sektoren.
       Es sei klar, „dass unsere derzeitigen Produktions- und Konsumweisen nicht
       nachhaltig sind und dass erneuerbare Energien die Energiequelle der Zukunft
       sind“, sagte Türk.
       
       Der UN-Menschenrechtskommissar kritisierte zudem „Unternehmen der fossilen
       Brennstoffindustrie“. Deren Verantwortung sei „völlig unzureichend“, sie
       verbreiteten „Fehlinformationen und Desinformation“ und förderten „falsche
       Lösungen und Greenwashing“.
       
       30 Jun 2025
       
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