URI: 
       # taz.de -- Trumps Kehrtwende in der Ukraine-Politik: In absoluter Bereitschaft
       
       > Beim EU-Außenministertreffen sichern auch die Niederlande und Dänemark
       > zu, sich an Patriot-Systemen zu beteiligen – und die USA dafür zu
       > bezahlen.
       
   IMG Bild: Immer prominent im Hintergrund bei der Patriot-Frage: Wer zahlt der Ukraine das Raketenabwehrsystem? Trump sagt: die Europäer
       
       Der [1][Schwenk von US-Präsident Donald Trump in der Ukraine-Politik] zeigt
       Wirkung: Nach Deutschland haben auch Dänemark und die Niederlande ihr
       Interesse am Kauf von US-Waffen für die Ukraine bekundet. Viele Details –
       von der Finanzierung bis zur Lieferung – müssen allerdings noch geklärt
       werden. Bis die Waffen in der Ukraine eintreffen, könnten noch Monate
       vergehen. Dänemark sei „absolut bereit“, sich an dem neuen, mit der Nato
       vereinbarten Lieferprogramm zu beteiligen, sagte Außenminister Lars
       Rasmussen am Rande eines EU-Außenministertreffens in Brüssel. Sein
       niederländischer Kollege Caspar Veldkamp erklärte, sein Land prüfe, wie es
       sich „positiv“ einbringen könne.
       
       Trump hatte nach einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte in
       Washington angekündigt, dass europäische Nato-Länder Waffen von den USA
       kaufen, die dann dann an die Ukraine weitergegeben werden sollen. Es
       handele sich um Militärgüter in Milliardenhöhe, die schnell auf dem
       Schlachtfeld verteilt werden sollen, sagte Trump.
       
       Als eines des ersten Länder hatte Deutschland bekannt gegeben, dass es zwei
       Patriot-Systeme im Wert von zwei Milliarden Euro von den USA kaufen wolle,
       um sie an Kyjiw weiterzugeben. Neben Deutschland, den Niederlanden und
       Dänemark könnten sich auch noch Kanada, Norwegen, Schweden und
       Großbritannien beteiligen, sagte Rutte.
       
       Sowohl für die Nato als auch für die EU [2][stellt das Programm ein Novum]
       dar. In der Nato war es bisher üblich, dass jedes Land für Waffenkäufe
       selbst aufkommt. Unter Präsident Joe Biden hatten die USA selbst
       Patriot-Systeme und andere Waffen an die Ukraine geliefert, ohne dass
       andere Alliierte zur Kasse gebeten wurden.
       
       Rutte hat erst im Juni ein massives Aufrüstungsprogramm angekündigt.
       Demnach sollen alle Nato-Mitglieder ihre Rüstungsausgaben von derzeit 2 auf
       5 Prozent der Wirtschaftsleistung erhöhen, wobei 3,5 Prozent für „harte“
       Waffenbeschaffung reserviert sind. Viele Länder wissen nicht, wie sie dies
       finanzieren sollen.
       
       Die EU hat ein eigenes Aufrüstungsprogramm aufgelegt, das auch zur
       Beschaffung von Waffen für die Ukraine genutzt werden kann. Aber auch hier
       ist das Geld knapp. Der 150 Milliarden Euro schwere Plan mit dem Namen Safe
       soll durch gemeinsame Schulden finanziert werden. Das Geld wird dann als
       Darlehen an die EU-Länder weitergereicht.
       
       ## Finanzierungsfragen und Lieferprobleme
       
       Neben den finanziellen Sorgen gibt es auch Lieferprobleme – sogar in
       Deutschland. So erklärte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD)
       bei seinem Besuch in Washington am Montag, dass Deutschland keine weiteren
       Patriot-Systeme aus eigenen Beständen an die Ukraine liefern könne, da
       sonst „Sicherheitslücken“ entstünden.
       
       Zugleich bremste Pistorius die Hoffnungen auf eine schnelle Lieferung: „Ein
       Patriot-System, von dem wir heute sagen, dass es an die Ukraine gehen
       soll, braucht Monate, bis es ausgeliefert werden kann.“ Angesichts der
       jüngsten massiven Angriffe aus Russland kommen die meisten Lieferungen also
       wahrscheinlich sehr spät.
       
       Verzögerungen gibt es auch bei den Sanktionen gegen Russland. Das 18.
       Sanktionspaket, das die EU bereits im Juni angekündigt hatte, war beim
       Treffen der Außenminister immer noch nicht in trockenen Tüchern. Nach der
       Slowakei hatte zuletzt auch Malta Einwände erhoben. Die EU-Außenbeauftragte
       Kaja Kallas verbreitete dennoch Optimismus.
       
       „Wir sind sehr, sehr nahe dran“, sagte sie am Dienstag in Brüssel. Sie
       rechne mit einem Beschluss „heute oder morgen“. Es sei aber noch „einiges
       zu tun“. Der deutsche Europastaatsminister Gunther Krichbaum machte Druck:
       Dass man nun schon beim 18. Sanktionspaket sei zeige, „dass die übrigen 17
       offensichtlich nicht die Wirkung entfaltet“ hätten, die „wir uns davon
       versprochen haben“.
       
       Doch auch diesmal dürfte die Wirkung begrenzt sein. Denn die wichtigste
       Maßnahme – die Senkung des Preisdeckels für russisches Öl – wird von den
       USA nicht mitgetragen. Trump hat eine eigene Strafmaßnahme angekündigt:
       Wenn es in 50 Tagen keinen Frieden in der Ukraine gebe, würden die USA
       „Zölle in Höhe von etwa 100 Prozent“ verhängen.
       
       Laut Trump handelt es sich um sogenannte Sekundärsanktionen. Sie sollen
       sich gegen Länder wie China, Indien und Brasilien richten, die weiter
       billiges Öl und Gas von Russland kaufen. Die EU hat solche Sanktionen, mit
       denen die Amerikaner auch schon einmal auf in Iran tätige deutsche
       Unternehmen zielten, bisher als illegal verurteilt.
       
       Nun kann es nicht schnell genug gehen mit ebensolchen Sanktionen: 50 Tage
       seien „eine sehr lange Zeit“, beklagte Kallas. Dennoch sei es „sehr
       positiv“, dass Trump nunmehr eine harte Haltung gegenüber Russland
       einnehme. Die EU hatte lange versucht, Trump umzustimmen. Nun sieht sie
       sich fast am Ziel.
       
       15 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /-Nachrichten-im-Ukraine-Krieg-/!6100916
   DIR [2] /Patriot-Zusage-Trumps-an-die-Ukraine/!6097375
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Patriot
   DIR Patriot-Raketenabwehr
   DIR Mark Rutte
   DIR Donald Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
   DIR wochentaz
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Trump-Zölle: Hoffen auf den Taco-Effekt
       
       Donald Trump ist dafür bekannt, zu eskalieren und dann vor dem Chaos
       zurückzuschrecken. Darauf setzen auch Europas Verhandler im Zollkonflikt.
       
   DIR Regierungsumbildung in der Ukraine: Neue Kandidatur für Botschafterposten in den USA
       
       Ex-Verteidigungsminister Rustem Umerow geht doch nicht nach Washington.
       Jetzt wird die frühere Justizministerin Olha Stefanischyna gehandelt.
       
   DIR Neue ukrainische Ministerpräsidentin: Wieder eine Julija an der Spitze der Regierung
       
       Julija Swyrydenko, bislang Wirtschaftsministerin, wird von Präsident
       Selenskyj befördert. Die 39jährige gilt als gewiefte Verhandlerin.
       
   DIR Trumps Strafzölle gegen Russland: Zoll? Toll!
       
       Der US-Präsident droht mal wieder mit seinem Lieblingsspielzeug:
       Strafzölle. Diesmal gegen Russland und seine Partner. Das wurde aber auch
       Zeit.
       
   DIR +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: EU verhandelt über 18. Sanktionspaket
       
       Nach US-Präsident Trump will auch die EU neue Sanktionen gegen Russland
       beschließen. Dort sorgt Trumps Erklärung jedoch nur für Häme.
       
   DIR Wende in der Ukraine-Politik: Trump droht Putin mit hohen Zöllen
       
       Bis zu 100 Prozent Zölle will der US-Präsident verhängen, wenn Putin nicht
       bald einer Waffenruhe zustimmt. Und der Ukraine wieder Waffen liefern.
       
   DIR Patriot-Zusage Trumps an die Ukraine: Nur ein Business
       
       Trump will nur neue Raketen liefern, wenn die EU zahlt. Der Westen kann
       froh sein, dass er überhaupt zu etwas bereit ist.