# taz.de -- Sprecher über Sternbrücken-Protest: „Wir schulden es allen, das durchzukämpfen“
> Die Gegner:innen der geplanten neuen Sternbrücke versuchen, das
> Projekt vor dem Hamburger Oberverwaltungsgericht zu verhindern.
IMG Bild: Hätten viele am liebsten behalten: die alte Sternbrücke
taz: Wie viel Hoffnung haben Sie, dass das Oberverwaltungsgericht den
geplanten [1][Neubau der Sternbrücke] noch stoppt, Herr Bühler?
Axel Bühler: Na ja, wie das Wetter so in Hamburg ist: Für jetzt ist Regen
angesagt, aber um 9 Uhr soll es aufhören.
taz: Also wettersymbolisch gesprochen kann sich der Bauwind noch drehen?
Bühler: You never know. Ich finde, wir haben wirklich gute Argumente. Die
Brücke hätte so nie genehmigt werden dürfen. Das Gericht argumentiert sehr
formal und war bislang bemüht, den Planfeststellungsbeschluss
durchzuwinken. Insofern müssen wir schon realistisch sein.
taz: Also stellen Sie sich auf eine Niederlage ein?
Bühler: Wir haben heute mit Ulrich Meyer jemand, der auch aus
ingenieurstechnischer Sicht die aktuelle Planung und die Alternativen
vergleichen kann. Es gibt deutlich bessere Alternativen und das Gericht
muss sich schon Mühe geben, das abzuräumen – also abzuräumen ist der
Begriff, den sie gerne verwenden, wenn es um die Argumente unserer Seite
geht.
taz: Sie haben ja einmal mit deutlich radikaleren Forderungen begonnen.
Bühler: Radikaler nur in dem Sinne, dass wir sagen, es geht um die
Sanierung und den Erhalt der Brücke. Wir finden, das dass immer noch eine
Option ist – aber es gibt wirklich keinen mehr, der das unterstützt.
taz: Also jenseits der Linken?
Bühler: Politisch nicht, und die Bahn unterstützt es schon gar nicht. Die
weitestgehende Forderung wäre jetzt ein neuer, ergebnisoffener
Planungsprozess. Es muss einen Wettbewerb geben, um diese nicht ganz
einfache planerische Aufgabe stadt- und klimaverträglich zu lösen. Die
jetzige Planung, [2][dieses Monstrum], finden wir, geht gar nicht.
taz: Es ist bemerkenswert, dass die Sternbrückeninitiative so viel
Protestenergie aufwendet gegen ein Projekt, das so weit fortgeschritten
ist. Man könnte auch sagen: Diese Messe ist gelesen.
Bühler: Das kann man immer sagen, bis sie nicht mehr gelesen ist. Wir
wollen hier nicht sein. Wir sind hier, weil wir gezwungen wurden zu klagen.
Wir haben seit fünf Jahren gesagt, das ist eine richtig schlechte Planung
und wir schulden es allen, die mit uns protestiert haben, das bis zum Ende
durchzukämpfen auf legalem Wege. Und das ist nun mal dieser Prozess vor
dem Verwaltungsgericht. Jetzt wird vielen auch klar, was da gebaut wird.
Vorher musste man vielleicht Städteplaner sein, um sich das vorstellen zu
können. Und hinzu kommt die Frage: Was ist die politische Wirkung des
Prozesses?
taz: Und, was ist sie?
Bühler: Weil wir nicht aufgeben, werden jetzt in Hamburg zu Brückenbauten
vorher Beteiligungsprozesse gemacht. Wir haben Erfolge – wenn auch nicht
unbedingt vor Ort.
taz: Wie viele Leute haben während dieser fünf Protestjahre das Handtuch
geworfen?
Bühler: Wir sind jetzt ein harter Kern von zehn, 20 Leuten. Die Initiative
macht das fast schon professionell in ihrer Freizeit. Und was ganz toll ist
und was uns über die fünf Jahre gerettet hat, sind die Kreiselkonzerte. Für
uns war es wichtig, dass wir diesen kulturellen Ort erhalten und [3][die
Kreiselkonzerte haben uns die Kraft dazu gegeben]. Es waren immer sehr
viele Leute dabei und viele Bands haben es toll gefunden, da zu spielen.
Wir haben quasi das, wofür wir stehen, gelebt an der Brücke.
taz: Was passiert, wenn Sie jetzt den Prozess verlieren?
Bühler: Wir verlieren nicht, sondern das Oberverwaltungsgericht
entscheidet, dass der Planfeststellungsbeschluss formal in Ordnung ist. Wir
wussten, dass das eine hohe Hürde ist. Aber der Plan bleibt schlecht. Der
Protest geht weiter, die Konzerte gibt es weiter und dann schauen wir mal.
17 Jul 2025
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DIR [3] https://initiativesternbruecke.org/infos-und-stoff/kreiselkonzerte-pics/
## AUTOREN
DIR Friederike Gräff
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