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       # taz.de -- Rechtsstreit mit dem Vermieter: Zuschauerboom wird für Hannover-Burgdorf zum Problem
       
       > Die Handballer des TSV Hannover-Burgdorf wollen für ihre Heimspiele in
       > der 1. Liga weiter die ZAG-Arena mieten. Aber der Vermieter will mehr
       > Geld.
       
   IMG Bild: Sportlich läuft es für den TSV Hannover-Burgdorf und Spieler Renars Uscins gut. Nur mit der Spielstätte sieht es nicht so gut aus
       
       Sie sprechen gerne von ihrer Festung. Am 27. August eröffnen die Handballer
       der TSV Hannover-Burgdorf in der ZAG-Arena die Saison 2025/26. Ihre
       Vorfreude auf die nächste Spielzeit der 1. Bundesliga und das erste
       Heimspiel gegen den VfL Gummersbach ist allerdings getrübt. Denn [1][eine
       der besten deutschen Männermannschaften] trägt ihre Heimspiele als Mieter
       einer riesigen Multifunktionshalle aus, in der ZAG-Arena.
       
       Die gehört dem Bauunternehmer Günter Papenburg. Über die Konditionen, zu
       denen er seine Halle für erstklassigen Handball zur Verfügung stellt, wird
       gestritten. Zuletzt musste sogar das Landgericht Hannover entscheiden, ob
       die TSV Hannover-Burgdorf bleiben darf oder ausziehen muss.
       
       Für Außenstehende wirkt dieser Streit zwischen Vermieter und Mieter wie ein
       schlechter Witz. Eigentlich sollten alle Beteiligten mit dem bisher
       Erreichten sehr zufrieden sein. Die TSV Hannover-Burgdorf, deren Profiteam
       aus Gründen der besseren Vermarktung „Die Recken“ genannt wird, entwickelt
       sich prächtig. Das im kleinen Städtchen Burgdorf bei Hannover entstandene
       Projekt hat es [2][bis in die höchste deutsche Spielklasse geschafft] und
       ist nach Hannover umgezogen, um gezielt zu wachsen.
       
       In der vergangenen Saison haben 155.000 Zuschauer die 17 Heimspiele der
       „Recken“ in Hannover besucht. Ihr Geschäftsführer Eike Korsen ist stolz auf
       eine [3][Erfolgsgeschichte]. Aber es gibt dieses unrühmliche Kapitel. Vor
       Gericht erstreiten zu müssen, weiterhin einer der prominentesten Mieter in
       der ZAG-Halle bleiben zu dürfen, lenkt vom Wesentlichen ab und nervt.
       
       Was da vor dem Landgericht Hannover verhandelt wurde und nicht final
       ausgestanden ist, basiert auf einer komplexen Historie. Rechtzeitig zur
       Eröffnung der Weltausstellung 2000 in Hannover war die gigantische Halle
       für Konzerte, Events und Sportveranstaltungen eröffnet worden. Die Halle,
       die damals rund 70 Millionen Euro gekostet haben soll, ist mittlerweile in
       die Jahre gekommen. Aus finanziellen Gründen hieß sie erst Expo-Arena,
       später Preussag-Arena und dann TUI-Arena.
       
       Der aktuelle Namensgeber ZAG ist eine Zeitarbeitsfirma, die wie Hausherr
       Papenburg froh über jeden Dauermieter sein sollte, der Zuschauer anlockt
       und für Umsatz in den Foyers sowie Logen sorgt. Trotzdem wird über die Höhe
       der Mietzahlungen gestritten. Papenburg wollte den bis 2030 mit der TSV
       Hannover-Burgdorf geschlossenen Mietvertrag vorzeitig kündigen und hat eine
       Mietnachzahlung in Höhe von 580.000 Euro eingefordert. Seine Begründung:
       Der Zuschauerboom der „Recken“ sorgt für steigende Umsätze und erheblichen
       Mehraufwand bei den Energie-, Reinigungs- und Sicherheitskosten.
       
       Der Streit über das Monetäre erinnert daran, dass die „Recken“ kein
       ambitionierter Sportverein, sondern ein florierendes Wirtschaftsunternehmen
       sind. Sie beschäftigen zahlreiche Nationalspieler. Ihr Chefcoach ist der
       ehemalige Bundestrainer [4][Christian Prokop]. Unter seiner Regie hat sich
       das Team wieder für internationale Aufgaben in der European League
       qualifiziert. Und für ihre Heimspiele in der 1. Liga sind die „Recken“
       angesichts einer tragfähigen Vermarktung auf eine große Heimspielstätte wie
       die ZAG-Arena angewiesen.
       
       ## Vermieter führt Sicherheitsbedenken an
       
       Das Binnenverhältnis zwischen Vermieter und Verein bleibt schwierig.
       Papenburg hat wegen seiner Event-Immobilie schon oft um Geld gestritten und
       sogar Hilfe von der öffentlichen Hand gebeten. Der von ihm einst
       aufgekaufte [5][Eishockeyverein Hannover Scorpions] war 2010 erst Deutscher
       Meister geworden und dann verkauft worden. Die Siege auf Kufen, die damals
       in der TUI-Arena bejubelt worden sind, waren ihm zu teuer geworden.
       
       Dass aktuell mit den „Recken“ um Geld gestritten wird, wirft Fragen auf.
       Warum wird durch den Zoff vor Gericht ein Imageschaden für die ZAG-Arena
       und die „Recken“ in Kauf genommen? Warum verspürt Papenburg keine Freude
       mehr an dem Mietvertrag und an dem ergänzenden Sponsoringvertrag, die er
       mit seinem sportiven Untermieter geschlossen hat? Vor Gericht hat er vor
       allem Sicherheitsbedenken angeführt, die ihn antreiben. „Wehe dem, da
       passiert etwas“, sagte der 86-Jährige dem NDR. Ehrlicher wäre gewesen,
       einmal laut zu sagen, dass schlichtweg um Geld gestritten wird.
       
       Für die Spieler der „Recken“ muss es sich merkwürdig anfühlen, gerade
       wieder mit dem Schwitzen für die neue Saison begonnen zu haben. Sie
       bereiten sich auf große Momente in einer Festung vor, in der sie per
       richterlichem Beschluss geduldet werden. Ihr Geschäftsführer gibt sich viel
       Mühe, freundlich zu moderieren, was für Ärger sorgt. „Unsere Saison ist
       geplant. Wir planen bis 2030 und darüber hinaus“, sagt Eike Korsen. Er
       sieht großes Potenzial für eine gemeinsame Weiterentwicklung der „Recken“
       und signalisiert Bereitschaft für „konstruktive Gespräche, um zu
       tragfähigen und einträglichen Lösungen zu kommen“.
       
       21 Jul 2025
       
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       ## AUTOREN
       
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