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       # taz.de -- Wahlen in Japan: Alte Gewissheiten bröckeln
       
       > Die Niederlage des japanischen Regierungschefs ist milder ausgefallen,
       > als erwartet. Ohne Mehrheit in beiden Kammern sind seine Tage jedoch
       > gezählt.
       
   IMG Bild: Higeru Ishiba, Japans Premierminister und Vorsitzender der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP), Tokyo, 20.7.2025
       
       [1][Die Niederlage des japanischen Regierungschefs Shigeru Ishiba] ist
       weniger hart ausgefallen, als es die Prognosen erwarten ließen. Am Ende
       fehlten seiner Koalition nur drei Stimmen, um die Mehrheit in der zweiten
       Parlamentskammer zu behalten. Dann hätte sich Ishiba wie bisher durch die
       punktuelle Zusammenarbeit mit der Opposition weiter durchmogeln können.
       Doch [2][ohne Mehrheit in beiden Kammern] sind seine Tage als
       Regierungschef gezählt. Seine parteiinternen Widersacher warten nur noch
       auf den richtigen Moment, um ihn abzulösen.
       
       Doch wer immer ihm an der Spitze der Regierung und der
       Liberaldemokratischen Partei (LDP) folgt, wird kein griffiges Rezept gegen
       ihren dramatischen Niedergang haben. Seit der Wahl vor drei Jahren ist die
       absolute Stimmenzahl der LDP nach dem Verhältniswahlrecht von 20 Millionen
       auf nun 12 Millionen gesunken. Dagegen erhielten die zwei
       rechtspopulistischen Parteien, die am gestrigen Sonntag hohe Zugewinne
       verbuchten, zusammen über 14 Millionen Stimmen. Die Wählerinnen und Wähler
       trauen der Partei, die Japan seit 1955 fast ununterbrochen regiert, nicht
       mehr.
       
       Japans Rechtspopulisten agierten nach dem Vorbild der MAGA-Bewegung von
       Donald Trump und europäischer Rechtsparteien wie der AfD, hetzten auf
       Youtube und der Plattform X gegen ausländische Arbeitskräfte und Touristen.
       Dazu forderten sie Steuersenkungen, was viele bisher apathische Bürger
       unter 40 zum Wählen motivierte, die sie sich seit der Rückkehr der
       Inflation vor drei Jahren immer weniger leisten können. Die Verdopplung des
       Reispreises erzeugte sichtbare Wut.
       
       Aber der Aufstieg der Rechten spiegelt auch das Bröckeln alter Gewissheiten
       wider. Japan war einmal reich, nun schmilzt der Wohlstand, der schwache Yen
       ist ein Symbol dafür. Die Einwanderung stellt das stolze Selbstbild in
       Frage, man sei eine ethnisch homogene Nation. Und viele Japaner fühlen
       sich von den USA mit Füßen getreten. Der bisherige Beschützer misst die
       Freundschaft nur noch am Geld. Auch diese Veränderungen sind Wasser auf
       rechte Mühlen.
       
       21 Jul 2025
       
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