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       # taz.de -- +++ Krieg in Nahost +++: Hoffnung auf einen Waffenstillstand
       
       > Kurz vor dem Treffen mit Israels Ministerpräsident Netanjahu in
       > Washington hofft US-Präsident Trump auf eine Einigung mit der Hamas.
       > Innenpolitisch brodelt es in Israel.
       
   IMG Bild: US-Präsident Donald Trump und Israels Prmierminister Benjamin Netanjahu im vergangenen April in Washington
       
       BERLIN dpa/ reuters | US-Präsident Donald Trump hofft auf einen Deal für
       eine [1][Waffenruhe] und die Freilassung von Geiseln im Gazastreifen noch
       in dieser Woche. „Ich glaube, wir stehen kurz vor einer Einigung zu Gaza.
       Wir könnten es diese Woche schaffen“, sagte der Republikaner vor
       Journalisten am Sonntag (Ortszeit).
       
       Er trifft am Montagabend um 18.30 Uhr Ortszeit Israels Ministerpräsidenten
       Benjamin Netanjahu im Weißen Haus, wie die US-Regierung bestätigte. Kurz
       vor seinem Abflug nach Washington [2][bekräftigte Netanjahu seine
       Ablehnung] jeglicher Vereinbarung, die dazu führen würde, dass die
       islamistische Hamas im Gazastreifen an der Macht bleibt.
       
       Trump äußerte sich vor seinem Gespräch mit Netanjahu zuversichtlich, dass
       man mit der Hamas die Freilassung weiterer Geiseln vereinbaren könne. „Wir
       denken, dass wir das noch diese Woche schaffen“. Medienberichten zufolge
       sieht der jüngste Vorschlag des Vermittlers Katar für eine zunächst auf 60
       Tage begrenzte Waffenruhe die Freilassung von zehn Geiseln im Austausch
       gegen palästinensische Häftlinge vor. Nach israelischem Erkenntnisstand
       sind noch mindestens 20 in Gaza festgehaltene Geiseln am Leben. Der Status
       von zwei Entführungsopfern ist unklar. Hinzu kommen die Leichen von 28
       Verschleppten.
       
       ## Netanjahu: „Hamas wird nicht mehr existieren“
       
       „Wir arbeiten daran, den vieldiskutierten Deal zustande zu bringen, zu den
       Bedingungen, denen wir zugestimmt haben“, sagte Netanjahu vor seinem
       Abflug. Kurz zuvor hatte er Forderungen der Hamas nach Änderungen an Katars
       Vorschlag als „inakzeptabel“ bezeichnet, dennoch aber eine Delegation zu
       neuen indirekten Gesprächen über einen Deal in die katarische Hauptstadt
       Doha geschickt. „Ich glaube, dass das Gespräch mit Präsident Trump
       definitiv helfen kann, das Ergebnis voranzubringen, auf das wir alle
       hoffen“, sagte er.
       
       Er sei entschlossen, drei Ziele zu verwirklichen, sagte Netanjahu: Alle
       Geiseln nach Hause zu bringen, die lebenden wie die toten; die
       militärischen und administrativen Fähigkeiten der Hamas auszuschalten und
       die Terrororganisation aus dem Gazastreifen zu verbannen; und zu
       gewährleisten, dass der Küstenstreifen keine Bedrohung mehr für Israel
       darstellt. „Hamas wird nicht mehr existieren“, betonte Netanjahu vor dem
       Abflug nach Washington.
       
       ## Auch Iran Thema in Washington
       
       Es ist bereits sein drittes Treffen mit US-Präsident Trump in sechs
       Monaten. Die verbündeten USA fungieren gemeinsam mit Katar und Ägypten als
       Vermittler zwischen Israel und der Hamas, da diese nicht direkt miteinander
       reden. Vor weniger als zwei Wochen mündete nach zwölf Tagen [3][ein Krieg
       Israels mit dem Iran] in einer Waffenruhe. Im Verlauf des Krieges hatten
       Israel und die USA zentrale Einrichtungen des iranischen Atomprogramms
       bombardiert.
       
       Israel begründete den Krieg mit der Bedrohung durch Irans Atomprogramm.
       Westliche Regierungen befürchten, dass Teheran nach Atomwaffen strebt. Die
       iranische Führung weist das zurück. Die erfolgreichen Luftangriffe im Iran
       ermöglichten es, „den Kreis des Friedens auszudehnen, weit über das hinaus,
       was wir uns früher vorzustellen vermochten“, sagte Israels Regierungschef.
       
       Die veränderten Realitäten brächten Israel und dem gesamten Nahen Osten
       eine „große Zukunft“, sagte Netanjahu vor seinem Abflug in die USA. Derweil
       sagte Trump in Washington: „Wir arbeiten mit Israel an vielen Dingen, und
       eines davon ist wahrscheinlich ein dauerhaftes Abkommen mit dem Iran“.
       
       ## Israels Luftwaffe bombardiert Ziele im Jemen
       
       Unterdessen griff Israels Luftwaffe nach eigenen Angaben in der Nacht
       militärische Einrichtungen der mit dem Iran verbündeten Huthi-Miliz im
       Jemen an. Ziele seien die Häfen von Ras Issa, Hudaida und Salif im Westen
       des Landes, teilte die Armee auf Telegram mit.
       
       Die Häfen würden von den Huthi genutzt, um Waffen aus dem Iran für
       Terroreinsätze gegen Israel und seine Verbündeten zu transportieren. In Ras
       Issa sei auch das Handelsschiff „Galaxy Leader“ getroffen worden, das im
       November 2023 von den Huthi gekapert worden war. Die Miliz habe auf dem
       Schiff ein Radarsystem installiert, um für Terroranschläge Schiffe im
       internationalen Seeverkehr zu verfolgen.
       
       Angegriffen worden sei zudem das Kraftwerk Ras Kanatib in der Nähe der
       Hafenstadt Hudaida, teilte die israelische Armee weiter mit. „Wie ich
       gewarnt habe, wird der Jemen wie (die iranische Hauptstadt) Teheran
       behandelt“, sagte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz.
       
       „Jeder, der versucht, Israel zu schaden, wird Schaden nehmen, jeder, der
       seine Hand gegen Israel erhebt, wird sie verlieren“, schrieb Katz auf
       Telegram. Kurz darauf heulten in Israel erneut die Sirenen. Die Luftabwehr
       sei aktiviert worden, um zwei aus dem Jemen abgefeuerte Raketen abzufangen,
       teilte die Armee am Morgen mit.
       
       ## Ultraorthodoxe sollen einberufen werden
       
       Angesichts des Kriegs im Gazastreifen und weiterer Einsätze hat das
       israelische Militär die politisch umstrittene Einberufung von 54.000
       ultraorthodoxen jüdischen Seminarstudenten angekündigt. Das Militär
       bestätigte damit am Sonntag israelische Medienberichte, denen zufolge
       ultraorthodoxe Parteien aus der Koalition von Ministerpräsident Benjamin
       Netanjahu auf einen Kompromiss dringen. Das Militär kündigte besondere
       Vorkehrungen an, um die religiösen Belange der ultraorthodoxen Juden zu
       wahren, deren Einberufung noch im Juli beginnen solle.
       
       Die jahrzehntelange Ausnahme für ultraorthodoxe Seminaristen von der
       allgemeinen Wehrpflicht war im vergangenen Jahr vom Obersten Gerichtshof
       gekippt worden. Das Gericht hatte entschieden, dass das
       Verteidigungsministerium diesen Personen keine pauschale Befreiung aus
       religiösen Gründen mehr gewähren darf. Der Wehrdienst sei für alle
       verpflichtend – gerade in Hinblick auf den Krieg im Gazastreifen. Danach
       waren bereits erste ultraorthodoxe Juden einberufen worden.
       
       Die Wehrpflicht gilt für die meisten israelischen Juden ab 18 Jahren. Dem
       Wehrdienst, der 24 bis 32 Monate dauert, folgt ein Dienst in der Reserve.
       Angehörige der arabischen Bevölkerung Israels, deren Anteil 21 Prozent
       beträgt, sind meist von der Wehrpflicht befreit.
       
       Seit der Staatsgründung Israels 1948 waren auch ultraorthodoxe Juden zum
       Studium religiöser Schriften von der allgemeinen Wehrpflicht befreit.
       Allerdings lebten damals noch sehr wenige Ultraorthodoxe in Israel.
       Mittlerweile ist deren Bevölkerungsanteil auf 13 Prozent gestiegen. Auch
       angesichts der Militäreinsätze Israels gegen die Hamas im Gazastreifen, die
       Hisbollah im Libanon, die Huthis im Jemen und gegen den Iran war diese
       Ausnahme zunehmend auf Kritik gestoßen.
       
       7 Jul 2025
       
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