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       # taz.de -- Angriff auf das Umweltbundesamt: Giftige Forderungen für mehr Pestizide
       
       > Das Vetorecht des Umweltbundesamts bei der Pestizidzulassung muss
       > bleiben. Pestizide schaden der Natur, und Deutschland hat genug erlaubte
       > Wirkstoffe.
       
   IMG Bild: Das Vetorecht des Umweltbundesamts muss erhalten bleiben, damit von oben notfalls eingegriffen werden kann
       
       Agrarlobby und Chemieindustrie kämpfen derzeit hinter den Kulissen in
       Berlin dafür, dass mehr [1][Pestizide] erlaubt werden – sogar dann, wenn
       sie die Umwelt schädigen. Nichts anderes verbirgt sich hinter den
       Forderungen von Branchenverbänden, das Vetorecht des Umweltbundesamts (UBA)
       bei der Zulassung sogenannter Pflanzenschutzmittel zu streichen.
       Bundesagrarminister Alois Rainer (CSU) und Umweltressortchef Carsten
       Schneider (SPD) dürfen diesem unverantwortlichen Ansinnen nicht nachgeben.
       
       Erstens stimmt es nicht, dass Bauern in Deutschland zu wenige Pestizide zur
       Verfügung hätten. Hierzulande waren 2024 laut Umweltbundesamt sogar mehr
       Wirkstoffe regulär zugelassen als etwa in den Niederlanden oder Polen. Es
       gibt hier also keinen Wettbewerbsnachteil für deutsche Landwirte – trotz
       anderer Behauptungen.
       
       Zweitens weist das Umweltbundesamt zu Recht darauf hin, dass die
       [2][Auswirkungen von Pestiziden auf die Natur vernachlässigt] werden. Die
       Risiken für Amphibien und Reptilien zum Beispiel würden gar nicht erst
       bewertet für die Zulassung. Untersuchungen haben aber laut UBA gezeigt,
       dass Frösche durch Übersprühen mit den üblichen Pestizidmengen direkt
       sterben können. Daher sei es wahrscheinlich, dass die Landwirtschaft
       derzeit stark zum Rückgang der Amphibien in der Agrarlandschaft beiträgt.
       
       ## Den Preis zahlt die Umwelt
       
       Auch Insekten, die übersprühtes Pflanzenmaterial fressen, sind der Behörde
       zufolge nicht Teil der Bewertung. Dasselbe gilt für den Verlust von
       Ackerwildkräutern, die zahlreichen Insekten und Wirbeltieren als Futter und
       Lebensraum dienen. Kein Wunder, dass nach UBA-Angaben beispielsweise der
       Bestand an Feldlerchen und an Rebhühnern drastisch zurückgegangen ist.
       
       Diese Lücken in der Pestizidgesetzgebung sind ein Skandal. Das UBA versucht
       wenigstens, sie zu schließen, indem es das Beste aus dem defizitären Recht
       herausholt. Wenn ausgerechnet diese Behörde jetzt geschwächt wird, zahlt am
       Ende die Natur den Preis.
       
       24 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Schwerpunkt-Pestizide/!t5008935
   DIR [2] https://www.umweltbundesamt.de/themen/chemikalien/pflanzenschutzmittel/problematik-bei-zulassung-einsatz#Auswirkungen%20auf%20die%20Biodiversit%C3%A4t%20werden%20nicht%20ber%C3%BCcksichtigt
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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