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       # taz.de -- Schäden durch Naturkatastrophen: Die teuersten Waldbrände aller Zeiten
       
       > Die Brände in Los Angeles machten das erste Halbjahr extrem teuer für
       > Versicherungen. Der Klimawandel wird zunehmend gefährlich für den
       > Finanzsektor.
       
   IMG Bild: Die Feuer in Los Angeles waren fast doppelt so teuer wie alle Waldbrände des Jahres 2018 zusammen
       
       Berlin taz | Naturkatastrophen haben im ersten Halbjahr 2025 Schäden in
       Höhe von 131 Milliarden US-Dollar verursacht. Das hat der Rückversicherer
       Munich Re [1][berechnet]. Das Unternehmen versichert andere Versicherer.
       
       Durchschnittlich kam es in den vergangenen 30 Jahren nur zu 79 Milliarden
       US-Dollar Schäden in den ersten Halbjahren. In Europa blieben die Schäden
       Munich Re zufolge mit rund 5 Milliarden US-Dollar [2][unter den
       Vorjahreszahlen].
       
       Dem Rückversicherer zufolge waren die großen Kostentreiber des ersten
       Halbjahrs die Buschbrände in Los Angeles, die für 53 Milliarden Dollar
       Schäden sorgten, von denen 40 Milliarden US-Dollar versichert waren.
       
       Waldbrände hätten noch nie so hohe Schäden angerichtet, schreibt das
       Unternehmen: Alle Waldbrände des Rekordjahres 2018 zusammen seien nur etwa
       halb so zerstörerisch gewesen wie die in Los Angeles, „und das im Winter
       während der sonst üblichen Regenperiode“.
       
       ## Verbindung zwischen Bränden und Klimawandel komplex
       
       Munich Re weist darauf hin, dass Studien einen Zusammenhang zwischen der
       Erderhitzung durch die Verbrennung von Gas, Kohle und Öl und den Bränden
       festgestellt haben.
       
       Die Forschungsgruppe World Weather Attribution [3][kam zu dem Ergebnis],
       dass der Klimawandel das hohe Feuerrisiko im Winter [4][deutlich
       wahrscheinlicher und etwas intensiver gemacht hat]. Die
       Studienautor*innen geben jedoch zu bedenken, dass die verwendeten
       Klimamodelle wichtige Faktoren wie Windstärke nicht gut wiedergeben können.
       
       Auch Munich Re betont, der Zusammenhang zwischen den Feuern und dem
       Klimawandel sei „vielschichtig“. „Starke Winde sind in Kalifornien in der
       kalten Jahreszeit üblich“, sagt der Chefklimatologe des Konzerns, Tobias
       Grimm. „Gleichzeitig verlängert sich tendenziell die Waldbrandsaison, weil
       in den kühlen Monaten öfter wenig Niederschlag fällt. Also treffen die
       Brandbeschleuniger Trockenheit und starker Wind häufiger zusammen.“ Dann
       brauche es nur noch einen [5][Funken an der falschen Stelle].
       
       Das Unternehmen betont, dass der Einfluss des Klimawandels auf
       Wetterkatastrophen von der Forschung vielfach belegt sei: „Bei vielen der
       beobachteten Wetterkatastrophen geht die Wissenschaft davon aus, dass sie
       durch den Klimawandel häufiger und heftiger ausfallen.“
       
       ## Naturkatastrophen könnten Finanzkrise auslösen
       
       Für Finanzhäuser wachse mit der zunehmenden Erderhitzung das Risiko großer
       Verluste, sagt Magdalena Senn, Referentin für nachhaltige Finanzmärkte bei
       der Bürgerbewegung Finanzwende. „Wenn sie darauf nicht vorbereitet sind,
       können einzelne oder mehrere Institute umkippen und dann sogar eine
       Finanzkrise auslösen“, warnt sie.
       
       „Banken, Vermögensverwalter und Versicherer sollten deswegen diese Risiken
       erfassen, aber vor allem genug Eigenkapital hinterlegen, um Verluste
       notfalls auffangen zu können.“ Das zu kontrollieren und durchzusetzen,
       müsse Aufgabe der Aufsichtsbehörden sein.
       
       Munich Re ist unterdessen Mitte Juni aus mehreren Klimabündnissen
       ausgetreten, darunter der Institutional Investors Group on Climate Change,
       deren Mitglieder Ende 2024 [6][58 Billionen US-Dollar verwalteten].
       
       Der Rückversicherer begründete den Austritt damit, die Mitgliedschaft
       erfordere zu großen administrativen Aufwand, außerdem gebe es wachsende
       rechtliche und regulatorische Unklarheiten.
       
       Republikanisch regierte US-Bundesstaaten hatten in den vergangenen Jahren
       vermehrt mit Klagen gedroht, sollten Finanzhäuser weniger in fossile
       Brennstoffe investieren. Die Klima-Allianzen bezeichneten sie als
       [7][illegale Absprachen, um Kohle, Öl und Gas den Geldhahn zuzudrehen].
       
       ## Klimabündnisse gerade informell sinnvoll, sagt Expertin
       
       Auch viele US-Finanzhäuser sind in den vergangenen Monaten aus
       Klimabündnissen ausgetreten. Obwohl die damit einhergehenden
       Verpflichtungen freiwillig waren und oft nicht eingehalten wurden, bedauert
       Ute Sudmann, die den Bereich Zukunftsfähige Finanzflüsse bei der NGO
       Germanwatch leitet, die Austritte: „Es hat Signalwirkung, wenn sich
       Branchenvertreter zusammensetzen und gemeinsame Standards und Ziele
       entwickeln.“
       
       Auch informell hätten die Bündnisse viel bewirkt, weil Angestellte
       verschiedener Firmen sich untereinander austauschen konnten, wie sie sich
       gegen Widerstände in ihren Unternehmen durchsetzen können. „Es stimmt, dass
       zum Beispiel Berichtspflichten aufwendig sind“, sagt Sudmann. „Aber sie
       sind auch sinnvoll: So wird erst transparent und vergleichbar, was
       Unternehmen tun.“
       
       Munich Re betonte nach dem Austritt aus den Bündnissen, Klimaschutz bleibe
       „eine drängende Priorität für Munich Re“ und dass „wir unser Ziel weiter
       verfolgen, zum Erreichen der Pariser Klimaziele beizutragen“.
       
       Vorstandsmitglied Thomas Blunck warnt im Naturkatastrophen-Bericht, der
       Klimawandel sei „ein Fakt und verändert das Leben auf der Erde.“
       Katastrophen wie in Los Angeles seien durch die Erderhitzung
       wahrscheinlicher geworden.
       
       29 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.munichre.com/de/unternehmen/media-relations/medieninformationen-und-unternehmensnachrichten/medieninformationen/2025/naturkatastrophen-erstes-halbjahr-2025.html
   DIR [2] /Hitzewelle-im-Juni/!6096071
   DIR [3] https://www.worldweatherattribution.org/climate-change-increased-the-likelihood-of-wildfire-disaster-in-highly-exposed-los-angeles-area/
   DIR [4] /Studien-zu-Extremwetter-und-Waldbraenden/!6062333
   DIR [5] /Zugunglueck-in-Baden-Wuerttemberg/!6099366
   DIR [6] https://www.iigcc.org/hubfs/Annual%20report/IIGCC_AR24_241129.pdf
   DIR [7] https://www.reuters.com/legal/blackrock-vanguard-state-street-ask-court-dismiss-us-antitrust-lawsuit-2025-03-18/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Waack
       
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       liegt.