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       # taz.de -- Politisch bewusstes Open-Air-Kino: Von verschwundenen Flüssen und Menschen​
       
       > „Lux“ heißt die Freiluft-Kinoreihe der Arbeitnehmerkammer Bremen. Sie
       > zeigt Filme übers Mensch-Natur-Verhältnis an Orten, die zu ihrem Inhalt
       > passen.
       
   IMG Bild: Der Film „Wohin die Flüsse verschwinden“ zeigt auch, wie ein Staudammrückbau 2019 die Sélune in der Normandie befreit hat
       
       Ein Dokumentarfilm über verschwundene Flüsse wird an der Lesum, einem
       Nebenfluss der Weser gezeigt. Ein Porträt der Fotokünstlerin Claudia
       Andujar wird bei einem Kunstcafe und neben einem Skulpturengarten zu sehen
       sein. Und für einen Film, in dem die gemalten [1][Landschaften] Vincent van
       Goghs eine Hauptrolle spielen, wird die LED-Videoleinwand in einem
       denkmalgeschützten Landschaftspark aufgebaut.
       
       Für ihre Open-Air-Kinoreihe „Lux Freilicht“ koppelt die Arbeitnehmerkammer
       Bremen Filme inhaltlich mit den Vorführorten. Seit drei Jahren hat sich
       dieses Prinzip bei sommerlichen Freiluftkinoveranstaltungen in den
       kulturell benachteiligten Stadtteilen von Bremen-Nord bewährt.
       
       Im Stil des altbewährten Wanderkinos, das die Filme zum Publikum bringt,
       werden auf freien Flächen Filme gezeigt – so auf der Naturwiese der
       Kanusportabteilung Tura, im Garten der Kunst und Kulturstiftung Kränholm
       und im Wätjen Park.
       
       Zwischen 80 und 240 Gäste kommen bei freiem Eintritt zu diesen
       Veranstaltungen. In diesem Jahr kommt der Lucie-Flechtmann-Platz in der
       Bremer Neustadt dazu, ein ehemaliger, inzwischen entsiegelter Parkplatz.
       Eine Location zu der im Grunde die ganze Reihe passt, denn ihr Thema
       lautet: „Natürlich Mensch – der Mensch in der Natur“.
       
       ## Wasserkrise im Kanusport-Verein
       
       Gezeigt werden Dokumentar- und Spielfilme mit ökologischen Themen. Die
       meisten von ihnen laufen sonst entweder im Fernsehen oder in Kommunalkinos:
       So wird die Reihe dann auch vom Kommunalkino City 46 kuratiert und mit der
       mobilen Vorführtechnik versorgt.
       
       Die Dokumentation „Wohin die Flüsse verschwinden – Leben in der
       Wasserkrise“, die am 31.7. bei der Tura Kanusport am Lesumhafen auf dem
       Programm steht, wurde zudem auch noch von Radio Bremen produziert. Der
       90-Minüter zeigt am Beispiel von sechs Flüssen auf vier Kontinenten, wie
       die Ressource Wasser immer knapper wird und große Flüsse wie der Colorado
       oder der spanische Ebro austrocknen. Ursache ist die Übernutzung des
       Wassers durch Industrie und Landwirtschaft.
       
       Die Autoren Manuel Daubenberger und Felix Meschede werden selber nach der
       Vorstellung auch über Lösungsansätze sprechen. So werden etwa in Frankreich
       Staudämme wieder abgerissen. In Indien gelingt es, so genannten
       „Wassermännern“ mit einer jahrtausendealten Technik Flüsse in der Wüste
       wieder zum fließen zu bringen.
       
       Das Künstlerinnenporträt „Die Visionen der Claudia Andujar“, das die
       Schweizer Filmemacherin Heidi Specogna vergangenes Jahr vollendet hat,
       läuft am 7. August im Haus [2][Kränholm], im Stadtteil St. Magnus. Darin
       stellt Specogna eine Fotografin und Aktivistin vor, die seit den 1950er
       Jahren mit ihren Bildern und medialen Kampagnen in Brasilien für die
       [3][Yanomani kämpft.]
       
       Diese im Amazonas beheimatete Ethnie war lange vom Aussterben bedroht.
       Inzwischen wurden ihr, auch dank der Aktionen von Claudia Andujar,
       Gebietsrechte an Regenwäldern zugesichert.
       
       Ein kleiner Hit in den europäischen Programmkinos war vor einigen Jahren
       der isländische Spielfilm „Gegen den Strom – Woman at war“ von Benedikt
       Erlingson. Die Geschichte von der isländischen Chorleiterin Halla, die sich
       mit der Aluminiumindustrie anlegt, um das isländische Hochland zu schützen
       passt so gut zum Motto der Filmreihe, dass der Film am 27.8. [4][in der
       Constructors University] in Bremen Grohn und am 31.8. auf dem
       Lucie-Flechtman-Platz gleich zweimal aufgeführt wird.
       
       In der Neustadt läuft er in einem Doppelprogramm mit dem finnischen
       Dokumentarfilm „Once Upon a Time in the Forest“, der von einer ähnlich
       leidenschaftlichen und radikalen Umweltschützerin erzählt. Die Kamera der
       Filmemacherin Virpi Suutari begleitet die 22jährige Ida, die sich gegen die
       flächendeckende Abholzung von finnischen Wäldern durch die Papierindustrie
       zur Wehr setzt.
       
       Die Protagonistin wird zum Beginn des Films wie ein Waldwesen aus einem
       Märchen inszeniert und die Sequenzen von der blonden jungen Frau, der die
       Vögel des Waldes in die Hand fliegen und die einmal sogar einen Baum
       umarmt, wirken mit ihrem kitschigen Pathos unfreiwillig komisch. Auf der
       DOK Leibzig gab es dafür den Publikumspreis „Die goldene Palme“.
       
       Neben dem Bilderrausch von Godfrey Reggios Kultfilm „Koyaansqatsi“ (30.8.
       Lucie Flechtmann Platz) und dem Bilderreigen von Dorota Kobiela und Hugh
       Welchmans Van Gogh-Hommage „Loving Vincent“ (5.9., Wätjens Park) ist mit
       „Flow“ (30.8, Lucie Flechtmannplatz und 6.9. Ökologiestation Bremen) auch
       ein aktueller Oscargewinner im Programm.
       
       Der Animationsfilm sorgt für eine Schlusspointe, denn in ihm kämpft eine
       kleine Katze mit vielen anderen Tieren gegen eine mächtige Flutwelle. Und
       dies in einer Welt, in der die Menschen bereits ausgestorben sind. Es geht
       also natürlich auch ohne den Menschen weiter mit der Natur.
       
       3 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Studie-zu-impressionistischer-Kunst/!5918533
   DIR [2] https://www.kraenholm.de/
   DIR [3] /Schutz-von-Indigenen-im-Amazonasgebiet/!5912409
   DIR [4] /Constructor-University-in-Bremen/!5930625
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Wilfried Hippen
       
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