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       # taz.de -- Generalsanierung der Bahn: Schienen-Shutdown zwischen Hamburg und Berlin
       
       > Für neun Monate ist die Bahnverbindung zwischen Deutschlands beiden
       > größten Städten gesperrt. Orte an der Strecke sind von der Schiene
       > abgekoppelt.
       
   IMG Bild: Eine neue Weiche für Züge zwischen Berlin und Hamburg: Die Bahn will sanieren und hat die Strecke für neun Monate ganz gesperrt
       
       Berlin taz | Wer im Dezember 1846 mit der frisch eröffneten Bahn von Berlin
       nach Hamburg fuhr, der brauchte dafür mehr als neun Stunden. Und er*sie
       reiste dabei auch durch Dänemark. Denn die an der Strecke gelegenen
       damaligen Herzogtümer Lauenburg und Holstein unterstanden damals noch dem
       dänischen König.
       
       Insgesamt führten die neu verlegten Gleise durch die Hoheitsgebiete von
       sechs eigenständigen Ländern: Neben den genannten dänischen Herzogtümern
       gab es das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, das Königreich Preußen sowie
       die beiden freien Hansestädte Hamburg und Lübeck.
       
       Diese Länder schlossen damals einen Staatsvertrag, der den Verlauf der
       Strecke und – Achtung – die Transitzölle regelte. Die extra dafür
       gegründete Berlin-Hamburger Eisenbahn-Gesellschaft, eine private
       Aktiengesellschaft, verlegte ab 1844 die Gleise und baute die gesamte
       Strecke aus.
       
       ## Neue Kunst in alten Bahnhöfen
       
       Dort, wo ab 1846 die Dampfloks mit Getöse und Kohlengeruch starteten und
       einfuhren, ist jetzt Kunst zu sehen. In Hamburg kam die Bahn im Berliner
       Bahnhof an, wo heute die Deichtorhallen stehen. [1][Die früheren
       Markthallen sind inzwischen Galerien für europäische Fotokunst und aktuelle
       Kunst]. Ziel in Berlin war der Hamburger Bahnhof. Es ist eins der ältesten
       noch erhaltenen Bahnhofsgebäude in Deutschland und [2][beherbergt heute die
       Nationalgalerie der Gegenwart, ein Museum für zeitgenössische Kunst].
       
       Die 280 Kilometer lange Strecke führt über Spandau, Wittenberge,
       Ludwigslust und Büchen. Sie verbindet die beiden größten deutschen Städte
       und ist damit auch heute noch [3][eine der wichtigsten Bahnverbindungen im
       DB-Streckennetz]. Schon im ersten Jahr nach dem Bau nutzen sie rund eine
       halbe Million Zugreisende. Allerdings nicht unbedingt in der ganzen Länge.
       Reisende waren wohl sehr viel öfter auf kürzeren Abschnitten unterwegs.
       Etwa zwischen Spandau und Nauen, Berlin und Wittenberge oder Büchen und
       Hamburg.
       
       Auch heute pendeln mehrere Tausend Menschen täglich aus Wittenberge oder
       Nauen nach Berlin. Oder aus Wittenberge nach Hamburg. Wenn nun ab dem
       heutigen [4][1. August diese Strecke für 9 Monate komplett gesperrt] ist,
       damit die Bahn sie erneuern und sanieren und Bahnhöfe an der Strecke
       aufhübschen kann, dann sind sie es, die die krassesten Zeiteinbußen zu
       verknusen haben. Der Verband „Die Güterbahnen“ spricht vom [5][„größten
       Schienen-Shutdown“ jemals und von „Multimillionenschäden“] für Reisende und
       Wirtschaft. Die Bahn versucht den Dreh ins Positive. Sie [6][schickt viele
       viele Busse und errichtet an der Strecke nach eigenem Wortlaut
       „Deutschlands bislang größten Schienenersatzverkehr“].
       
       ## Dreieinhalb bis vier Stunden Fahrtzeit
       
       Die Sperrung wird im Hinterland weit spürbarer sein als in den Metropolen.
       Denn die direkten ICEs werden nach den Plänen der Bahn ein bisschen
       umgeleitet, über Stendal und Uelzen, und sind letztlich nur eine
       Dreiviertelstunde länger unterwegs. Für [7][die Pendler*innen aus der
       Prignitz] aber wird es heftig. Sie werden dann statt der 40 bis 80 Minuten
       im ICE oder Regio zwischen Wittenberge und Berlin mit dem Ersatzbus mehr
       als dreieinhalb oder vier Stunden brauchen.
       
       Ludwigslust und Büchen sind ebenso 9 Monate von der Schiene komplett
       abgeschnitten und nur per Ersatzverkehr zu erreichen, mit entsprechend
       längeren Fahrtzeiten. Verschieben wird sich auch einiges im Regional- und
       Fernverkehr in den Bundesländern entlang der Strecke. Einiges dauert
       länger, aber die Verbindung nur mit Regionalbahnen von Berlin [8][nach
       Lübeck] wird, anders als jetzt, in weniger als 4 Stunden machbar sein.
       
       Schneller wird es nach der Generalsanierung nicht. Die Bahn [9][verspricht
       sich aber einen reibungsloseren Ablauf]. Und sie kann im Jahr der
       Wiedereröffnung ein kleines Jubiläum feiern. Denn Hamburg-Berlin, das war
       auch die Strecke, auf der ab dem 7. Januar 1926 erstmals in Deutschland
       Reisende ein Telefongespräch aus dem fahrenden Zug führen konnten. Die Bahn
       machte damals schon [10][irgendwas mit Mobil].
       
       1 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Hamburger-Deichtorhallen/!6032020
   DIR [2] /20-Jahre-Hamburger-Bahnhof/!5350863
   DIR [3] /Generalsanierung-bei-der-Deutschen-Bahn/!6022529
   DIR [4] /Sanierungsoffensive-der-Deutschen-Bahn/!6020302
   DIR [5] https://die-gueterbahnen.com/news/korridorsanierung-hamburgberlin-die-db-experimentiert-und-alle-schauen-gelaehmt-zu.html
   DIR [6] /Bahnstrecke-Berlin-Hamburg/!6087465
   DIR [7] /Zuwanderung-in-den-Osten/!5734314
   DIR [8] /Besuch-im-Holstentor/!5931645
   DIR [9] /Halbjahresbilanz-der-Deutschen-Bahn-/!6103987
   DIR [10] /Sanierung-der-Bahnstrecke-Hamburg-Berlin/!6089706
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Uta Schleiermacher
       
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