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       # taz.de -- Plötzlich gibt's Termine beim Bürgeramt: Die Terminlage entspannt sich
       
       > Hunderte Onlinedienstleistungen, mehr Personal und ein 46. Bürgeramt
       > sorgen dafür, dass die termingeplagten Berliner:innen aufatmen
       > können.
       
   IMG Bild: Fotos wie dieses könnte es vielleicht bald nicht mehr geben: Menschen in der Warteschlange vorm Bürgeramt Neukölln (Donaustraße)
       
       Berlin taz | Ups, der Personalausweis ist abgelaufen. Manchmal passiert das
       in der Hektik des Alltags. Aber krieg mal auf die Schnelle einen
       Bürgeramtstermin, das ist doch aussichtslos!
       
       Stimmt gar nicht – mehr. Am Donnerstagmittag finden sich in einem
       taz-Selbstversuch gleich drei buchbaren Termine für denselben Tag – die
       allerdings schon 15 Minuten später wären, und zwar in Reinickendorf,
       Tempelhof oder Staaken, also nicht machbar vom Kreuzberger taz-Gebäude.
       Seit Wochen werden für Schnellentschlossene täglich tagesaktuelle Termine
       freigeschaltet. Die nächsten Termine mit Vorplanungszeit ploppen auf dem
       [1][Service-Portal Berlin] ab 25. August auf.
       
       Im Vergleich zu den letzten Jahren, wo man schon mal drei Monate auf einen
       Termin warten musste (der dann meist auch noch am äußersten Stadtrand
       gelegen war), hat sich die Lage also erheblich entspannt. Das hat
       verschiedene Ursachen.
       
       Zum einen schreitet die Digitalisierung voran: Bei der Berliner Verwaltung
       können inzwischen mehr als 400 Dienstleistungen digital in Anspruch
       genommen werden. Dazu zählen mehrere der am häufigsten genutzten Services
       wie die Wohnsitzanmeldung, wie die Senatskanzlei am Dienstag mitteilte.
       Damit geht eine erhebliche Entlastung bei den Bürgerämtern einher. Allein
       auf die Wohnsitzanmeldung entfällt bisher rund ein Viertel aller
       Bürgeramtstermine. Ein weiterer Vorteil ist, dass die digitalen
       Behördendienstleistungen rund um die Uhr verfügbar sind.
       
       ## Das digitale Angebot wird ausgebaut
       
       Über das [2][zentrale Serviceportal des Landes Berlin] sind unter anderem
       auch die An- und Ummeldung von Kraftfahrzeugen möglich, das Bestellen eines
       Anwohnerparkausweises oder einer digitalen Meldebescheinigung. Und das
       digitale Angebot wird ausgebaut, es soll „stetig wachsen“, wie die
       Staatssekretärin für Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung, Martina
       Klement, sagt: „Es lohnt sich also sehr, vor dem nächsten Behördengang zu
       prüfen, ob die gewünschte Dienstleistung bereits online verfügbar ist.“
       
       Zu den neuesten Onlinedienstleistungen zählen laut Landespressedienst das
       Beantragen einer Baugenehmigung im vereinfachten Verfahren und das Melden
       von zweckentfremdetem Wohnraum. Digital-Dienstleistung Nummer 400 war Mitte
       Juli der Onlineantrag, mit dem sich Künstler:innen um mehrmonatige
       Arbeitsstipendien bewerben können.
       
       Onlineangebote werden laut RBB allerdings unterschiedlich genutzt. Während
       demnach etwa 80 Prozent der Berliner:innen bereits heute ihre
       Anwohner-Parkvignetten digital beantragen, nutzen nur 10 Prozent den
       Onlinedienst für die Ummeldung. Dabei ist die Meldebescheinigung online
       kostenlos zu erhalten – während sie im Bürgeramt 10 Euro kostet.
       
       Gut zu wissen: Für den digitalen Service braucht es die
       Online-Ausweisfunktion (eID). Diese muss jedoch zuvor auf dem Smartphone
       eingerichtet und mit einer PIN freigeschaltet werden.
       
       Für die Beantragung eines neuen Personalausweises und andere
       Dienstleistungen muss allerdings weiterhin ein Termin in einem Bürgeramt
       vereinbart werden – zum Beispiel, weil eine eigenhändige Unterschrift nötig
       ist. Auch hier zeichnet sich aber eine positive Entwicklung ab. Nach
       Auskunft von Martina Klement wurden in den Berliner Bürgerämtern 100
       zusätzliche Stellen geschaffen. Außerdem gibt es einen Springerpool mit
       noch einmal 20 Mitarbeitenden, die im Krankheitsfall einspringen. Mehr
       Leute gleich mehr Termine, so die Rechnung.
       
       ## „Deutlich mehr Termine anbieten“
       
       Mitte Juli wurde der vierte Bürgeramtsstandort in Marzahn-Hellersdorf
       eröffnet – und damit das 46. Bürgeramt in Berlin. Mit dem Start in den
       neuen Räumlichkeiten an der Riesaer Straße 94 wird das Bürgeramt mit mehr
       Mitarbeiter:innen „deutlich mehr Termine und alle
       Bürgerdienstleistungen anbieten können“, so das Versprechen des Senats.
       
       Nach Senatsangaben werden derzeit pro Arbeitstag durchschnittlich 7.107
       Termine in allen Bürgerämtern gebucht. Im gleichen Zeitraum des vergangenen
       Jahres waren es nur 6.262 Termine – und damals war es noch erheblich
       schwieriger, einen Termin zu finden. Bei den Terminen, die binnen einer
       14-Tage-Frist realisiert werden können, gibt es einen klaren positiven
       Trend: Zu 81,8 Prozent wird dieses Ziel bereits nach Senatsangaben
       erreicht. Im Juni 2024 lag der Wert noch bei 58 Prozent.
       
       Noch eine Neuerung gibt es in Charlottenburg-Wilmersdorf. Hier hat Anfang
       des Monats ein mobiles Bürgeramt seine Arbeit aufgenommen. Es handelt sich
       dabei um einen „Bürgerkoffer“, der Verwaltungsleistungen direkt in soziale
       Einrichtungen für Senioren oder Menschen mit Behinderung bringt. Vor Ort
       lassen sich zum Beispiel Personalausweise oder Führungszeugnisse
       beantragen. Das mobile Bürgeramt kommt auf Anforderung ins Haus.
       
       Ziel ist es, älteren und mobilitätseingeschränkten Menschen den Zugang zu
       wichtigen Dienstleistungen zu erleichtern, ohne dass sie ein Bürgeramt
       aufsuchen müssen. „Mit dem mobilen Bürgerkoffer schaffen wir echte
       Bürgernähe“, sagt Bezirksstadträtin Heike Schmitt-Schmelz. „Verwaltung soll
       sich an den Lebensrealitäten der Menschen orientieren.“ Dazu gehöre,
       Barrieren abzubauen und Bürgeramtsdienstleistungen dorthin zu bringen, wo
       sie gebraucht werden.
       
       31 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://service.berlin.de/terminvereinbarung/
   DIR [2] https://service.berlin.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Hergeth
       
       ## TAGS
       
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