URI: 
       # taz.de -- Wehklagen der deutschen Autoindustrie: Ein Geschäftsmodell läuft aus
       
       > Hinter dem ständigen Gejammer der Autohersteller steckt Kalkül: Sie
       > erhoffen sich weitere staatliche Subventionen und Druck auf die
       > Gewerkschaften.
       
   IMG Bild: Autoproduktion: Das Geschäftsmodell, übermotorisierte Luxus-Verbrenner an den Rest der Welt zu verkaufen, läuft langsam aus
       
       Kaum gehen die Gewinne zurück, stimmen die Vorstände der deutschen
       Autounternehmen ihre Klagelieder an. „Das ist kein Unwetter, das
       vorüberzieht“, [1][sagte Porsche-Chef Oliver Blume am Mittwoch bei der
       Vorstellung der aktuellen Quartalszahlen].
       
       Auf den ersten Blick scheint es, als habe Blume guten Grund zum Jammern:
       Der Gewinn des Sportwagenherstellers ist im ersten Halbjahr um 71 Prozent
       eingebrochen. Auch andere deutsche Autobauer haben mit Umsatzrückgängen zu
       kämpfen: Mercedes-Benz meldet einen Gewinnrückgang von 69 Prozent,
       Volkswagen ein Minus von 40 Prozent. Beim bayerischen Autobauer BMW sind es
       immerhin nur 29 Prozent.
       
       Das Geschäftsmodell, übermotorisierte Luxus-Verbrenner an den Rest der Welt
       zu verkaufen, läuft langsam aus. Das war erwartbar, nun muss die Branche in
       die lange verschlafene Transformation in Richtung Zukunftstechnologien wie
       Elektroautos und autonomes Fahren investieren. Das kostet und drückt die
       Profite. Ärgerlich für die Aktionäre, deren Dividende schwindet, aber nicht
       gefährlich für die wirtschaftliche Gesundheit des Unternehmens – immerhin
       schreiben alle deutschen Autobauer schwarze Zahlen.
       
       Trotzdem forcieren die Vorstände die Erzählung von der „Krise der deutschen
       Automobilindustrie“ bei jeder Gelegenheit. Die Jammerei zielt vor allem auf
       Politik und Gewerkschaften. [2][Anstatt kluge Managemententscheidungen zu
       treffen], erhoffen sich die Autobauer weitere Subventionen, wie etwa die
       Ausweitung des Dienstwagenprivilegs oder die Aufweichung der
       CO2-Flottengrenzwerte auf EU-Ebene.
       
       Auch die Gewerkschaften sollen den massiven Stellenabbau ohne weitere
       Gegenwehr schlucken. So will Porsche bis 2029 1.900 Stellen streichen, bei
       VW sind es sogar 20.000. Dass vielen deutschen Autobauern nichts besseres
       einfällt, als massiv Stellen zu streichen, um ihre Unternehmen
       zukunftstauglich zu machen, zeigt: Die Ursache für die Krise liegt nicht in
       China oder bei Trumps Zöllen, sondern in den Vorstandsetagen.
       
       31 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/stuttgarter-sportwagenbauer-porsche-im-ersten-halbjahr-mit-deutlich-weniger-gewinn-100.html
   DIR [2] /Ministerpraesident-in-Volkswagen-Krise/!6046301
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Wahmkow
       
       ## TAGS
       
   DIR Porsche
   DIR Autoindustrie
   DIR Autoindustrie
   DIR Job
   DIR Autoindustrie
   DIR Automobilbranche
   DIR Kolumne Der rote Faden
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Automarkt in der EU: Mehr E-Autos, weniger Verbrenner
       
       Für viele Autobauer läuft es gut. Trotzdem sägen einige, gerade die
       deutschen Marken an den Klimazielen. Und Tesla strauchelt.
       
   DIR Stellenabbau in der Autobranche: Von einer Krise zur Nächsten
       
       Die Autoindustrie baut massiv Stellen ab, statt die Verkehrswende
       voranzutreiben. Dabei wird die nötige Transformation immer teurer und
       schwieriger.
       
   DIR E-Autos in China: Wenig Volkswagen in der Volksrepublik
       
       Bei der Branchenmesse in Shanghai zeigt sich: China ist bei E-Autos
       Weltmarktführer. Doch die deutschen Firmen setzen zur Aufholjagd an.
       
   DIR Konsolidierung in der Autobranche: Gewinn bei BMW sackt ab
       
       Nach Jahren extremer Erträge geht es für die Autohersteller abwärts.
       Experten sagen: eine Normalisierung. Sorgen machen sollte ein anderer
       Punkt.
       
   DIR Geld und Schuld: Träumen Sie schlecht, Frau Klatten?
       
       BMW-Großaktionärin Susanne Klatten fällt mit einem befremdlichen Interview
       auf. Und Claus Weselsky dreht wieder auf – zum letzten Mal.